Herdecke/Bochum. Neun Monate Weltreise als Auszeit, für einen Basketball-Profi ungewöhnlich. Jetzt ist Jonas Grof zurück und spielt wieder für Bochum:
Fünf Jahre zuvor trug er mit ihnen das Nationaltrikot bei seinem einzigen A-Länderspiel, stand neben Dennis Schröder in Hamburg bei der Nationalhymne. Im September letzten Jahres hätte Jonas Grof nun hautnah dabei sein können, als der NBA-Star und das deutsche Nationalteam den größten Triumph in der Basketball-Historie des Landes mit dem Gewinn des Weltmeistertitel in Manila feierten. Nicht auf dem Spielfeld, mit seinen Ex-Nationalteamkollegen Schröder, Niels Giffey, Johannes Thiemann oder Andreas Obst, aber ganz nah dran.
Denn der 27-jährige Basketball-Profi, in Herdecke geboren und in Hagen-Bathey aufgewachsen, hatte zu Beginn seiner Weltreise mit Freundin Isabell Voß bei der WM in Fernost Station gemacht. Und im indonesischen Jakarta einige Spiele von Kanadiern und Spaniern gesehen, für die ersten deutschen Partien in Okinawa/Japan hatten sie keine Tickets bekommen. „Als klar war, dass die Deutschen in der Finalrunde auf den Philippinen dabei sind, haben wir schon über eine Reise dahin nachgedacht, aber wir hatten schon teure Weiterflüge nach Australien gebucht“, erklärt Grof - und räumt ein: „Hätte man ahnen können, dass die Jungs das schaffen, hätten wir es wohl gemacht.“ Was die Begeisterung über die neunmonatige Tour rund um den Globus, die nun endete, aber nicht schmälert: „Das war die beste Entscheidung unseres Lebens.“
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Die Welt bereist hat Jonas Grof durchaus schon vorher, allerdings in Sachen Basketball, knapp ein Jahrzehnt allsommerlich bei Lehrgängen und Turnieren mit den Auswahl-Teams des Deutschen Basketball-Bundes (DBB). Seit der U16 war der 2,01 m große Guard bei diversen Nationalteams dabei, wurde 2017 und 2018 sogar - als Zweitligaspieler bei Phoenix Hagen - in die A-Nationalmannschaft berufen, als bisher Letzter einer langen Hagener Tradition von Olympia-1972-Teilnehmer Jochen Pollex über Ralf Risse und Arnd Neuhaus bis zu Oliver Herkelmann und Per Günther. An längere Urlaubsreisen im Sommer war da nicht zu denken. „Ich hatte ja maximal zehn bis zwölf Tage frei“, sagt er: „Erst als es vor vier Jahren mit den Nationalteams zuende war, hat sich das geändert.“ Da begann er, mittlerweile sportlich aus Hagen zu den Zweitliga-Konkurrenten Trier und dann Bochum gewechselt, die fernen Länder auch jenseits der Sporthallen zu entdecken. Und es reifte die Idee heran, in einer längeren Auszeit auf Weltreise zu gehen. Für einen Profi-Sportler mitten in der Karriere durchaus ungewöhnlich, wie Grof einräumt, das Beispiel eines Freundes-Paares hätte aber Mut gemacht.
Um sich die Reisen leisten zu können, sparten er und seine Freundin länger und verzichteten auf vieles, am 2. Juni 2023 wurde der Traum mit dem Abflug in Richtung Bali Realität. „Wir hatten beide jeweils zwei, drei Länder auf unserer Bucket-List“, beschreibt er, für elf Monate wollte das Paar verschiedenste Länder kennenlernen: „Wir sind dann einmal quasi rechtsherum um die ganze Welt.“ Zu Beginn viel in Südostasien, über Japan ging es dann nach Australien und Neuseeland, ein paar Tage nach Hawaii, dann über Mittel und Südamerika zurück in Richtung Europa.
„Cool war die Vielfalt“, schwärmt Jonas Grof, „wir waren viel am Meer, viel in den Bergen, haben tolle Natur gesehen.“ Insgesamt 15 Länder habe man bereist, vor allem Japan gefiel den Globetrottern. Grof: „Wir waren drei Wochen da, sind quer durchs ganze Land, das war sehr beeindruckend.“ Nach drei Wochen in Peru flog das Paar von Rio de Janeiro aus zurück, am 1. März landete man wieder in Deutschland. Zwei Monate früher als ursprünglich geplant. „Wir sind an unserer Budgetgrenze angelangt, hatten uns auch ein bisschen müde gereist“, erklärt Jonas Grof: „Und wir haben alles gesehen, was wir sehen wollten.“ Vor allem eins stellte der Sportprofi fest: „Es gibt so viel mehr als Basketball.“
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Andererseits habe ihm der Basketball, das gibt er zu, auch gefehlt. So nahm er noch während der Reise Kontakt zu Coach Felix Banobre auf, als klar war, dass man früher zurückkommen würde. Und stieg bald nach der Rückkehr wieder bei ProA-Ligist VfL SparkassenStars Bochum ins Training ein. „Es war nie geplant, noch in dieser Saison da schon wieder einzusteigen“, sagt Grof, aber als Banobre und Manager Tobias Steinert angefragt hätten, hätte er nicht lange nachdenken müssen. „In Bochum habe ich mich sehr wohl gefühlt, das ist ein sehr herzliches und professionelles Umfeld“, sagt er. Und dessen Coach Banobre setzt im Kampf um den Ligaerhalt auf Grofs Vielseitigkeit und Erfahrung: „Als wir die Möglichkeit hatten Jonas zurückzubekommen, hat niemand gezögert. Wir kennen Jonas gut und wissen, was er uns geben kann.“
„Wenn der Trainer meint, dass ich so gut bin, dass ich helfen kann, bin ich bereit. Vielleicht im April für die letzten fünf, sechs Spiele.“
Bisher allerdings feierte Grof noch kein Comeback, auch nicht am Samstag im reizvollen Duell bei Ex-Klub Gladiators Trier. Denn nach langer Auszeit muss er seinen Körper erst wieder in Profi-Verfassung bringen. „Körperlich ist das schon heftig“, räumt er nach den ersten Trainingseinheiten ein: „Ich habe ja neun Monate fast keinen Sport gemacht, nur ein bisschen Yoga, Joggen und Krafttraining.“ Erst nach weiteren Übungseinheiten rechnet er mit seinem Wiedereinstieg für die Saisonschlussphase. „Wenn der Trainer meint, dass ich so gut bin, dass ich helfen kann, bin ich bereit“, sagt Grof, „vielleicht im April für die letzten fünf, sechs Spiele.“ In der nächsten Saison will der Ex-Nationalspieler dann wieder voll als Basketball-Profi einsteigen. „Ich habe noch Bock drauf“, sagt er, „ein oder zwei Jahre will ich auf jeden Fall noch auf dem Level spielen.“ Erst nach dem Masters-Abschluss im BWL-Studium könnten sich die Prioritäten verändern: „Mal sehen, wo unsere Jobs uns dann hinführen.“