Hagen. Im Hagener Mädchen- und Frauenbasketball ist es in den letzten Jahren ruhig geworden. Doch es lohnt sich, einen Blick auf dieses Team zu werfen.
Mädchen- und Frauenbasketball in Hagen? Untrennbar mit dem Namen Öwen Witt verbunden. Über viele Jahre brachte sich die gesamte Familie Witt beim TSV Hagen 1860 ein, und auf Basis ihrer Arbeit gelangen nicht nur individuelle Erfolge wie die Nominierung mehrerer Spielerinnen in die Nationalmannschaft - der Verein hatte fast ein Dauerabo auf die Zwischenrunde zur Deutschen Meisterschaft und zählte zu den Top-Acht-Teams in Deutschland. Und nun? In den vergangenen Jahren ist es im Hagener Mädchen- und Frauenbasketball ruhiger geworden. Kein Zweitligateam, keine WNBL-Mannschaft. Doch es lohnt sich, auf ein Team einen genauen Blick zu werfen: Die U16-I des TSV Hagen 1860 ist ein Lichtblick für den heimischen Mädchen- und Frauenbasketball.
Die aktuelle Saison
Die U16-Basketballerinnen von Hagens größtem Sportverein sind eine ehrgeizige Truppe mit viel Lokalkolorit: Zehn der zwölf Spielerinnen und auch die Coaches, Fabian Schumann und Marsha Owusu Gyamfi, stammen aus der Volmestadt. Zwei Korbjägerinnen - Lilly Färber und Darina Zraychenko - sind aus Wuppertal zum Team gestoßen.
Der aktuelle Kader
TSV U16-1: Alina Jüng (Jahrgang 2008/beim TSV seit 2016), Darina Zraychenko (2009/2022), Enie Springer (2008/2020), Hannah Abramowski (2008/2016), Julia Kaiser (2009/2022), Katharina Welzel (2009/2022), Lia Wasielewski (2008/2022), Lilly Färber (2008/2023), Nele Erfeld (2008/2022), Noura Ayadi (2008/2016), Shahinaz Sohit (2008/2017), Stina Oberhag (2008/2016).
Der Erfolg der 60erinnen in dieser Saison spricht Bände: Mit 16 Siegen und noch keiner Niederlage stehen die TSV-Mädchen auf dem ersten Tabellenplatz der U16-Regionalliga und die Teilnahme am Top-8-Turnier steht bereits fest. Die Westdeutsche Meisterschaft (Platz 1) können sie sich noch vor den Osterferien sichern. Ihre Spiele gewinnen die TSV-Mädchen mit durchschnittlich 58 Punkten - und mit viel Support im Rücken. „Die Elterngruppe, einige von ihnen sind ehrenamtlich in Vereinen engagiert, unterstützt die Spielerinnen nahezu optimal und sorgt dafür, dass das hohe Trainings- und Spielpensum geschafft wird“, erklärt Marsha Owusu Gyamfi, die vor rund einem Jahr die sportliche Leitung für die Mädchen- und Frauenteams des TSV Hagen übernahm.
Die U16-Spielerinnen sammeln auch fleißig Erfahrung im Seniorenbereich: Enie Springer, Hannah Abramowski und Darina Zraychenko stehen im Regionalliga-Damenteam von Coach Uli Overhoff, alle anderen kommen in der TSV-Reserve, die in der Landesliga spielt und den Oberliga-Aufstieg anpeilt, zum Einsatz.
Darina Zraychenko ist aktuelle U15-Nationalspielerin und steht im 20er-U16-Kader des DBB. Vier Spielerinnen waren beim letztjährigen Bundesjugendlager (Darina Zraychenko, Enie Springer, Hannah Abramowski, Nele Erfeld), Lia Wasielewski war die 13. Spielerin des Kaders. Katharina Welzel und Darina Zraychenko sind im WBV-Landeskader 2009.
Das Pensum
Der Erfolg der 60erinnen kommt nicht von ungefähr, sondern resultiert aus etlichen Stunden intensiven Trainings. Mindestens vier Einheiten trainiert jede Spielerin pro Woche, dazu kommen zwei Spieleinsätze am Wochenende. „Bei allen zwölf Spielerinnen sind die Fortschritte, die sie von Woche zu Woche erzielen, deutlich erkennbar“, freut sich Marsha Owusu Gyamfi. Was die Coaches ihren Spielerinnen beibringen, kann man als vielseitig und ganzheitlich betiteln. Im Mittelpunkt des Trainings stehen das Erlernen des Spieles und die individuelle Entwicklung. Individuelle Technik, Athletik/Kondition, Abschlüsse und Würfe, Passen und Fangen sowie Dribbling. Dabei orientiert sich das Trainerduo an den höchsten Maßstäben in Deutschland und setzt sich auch mit den Vorgaben der Jugendnationalmannschaften auseinander. Eine der Grundregeln: Ein trainingsfreier Tag pro Woche, ein „grüner Tag“, an dem kein organisiertes Training absolviert wird. Die Trainingswochen werden so individuell wie möglich gestaltet, die Spieleinsätze und Spielminuten kontrolliert.
Überdies kommt beim TSV die mentale Seite des Leistungssports nicht zu kurz: Der Umgang mit Leistungsdruck steht auf der Entwicklungs-Agenda, auch das Formen von Selbstbewusstsein. Zudem wird den jungen Basketballerinnen der Umgang mit „Trashtalk“ und Beleidigungen beigebracht - und wie sie mit Zwischenrufen von gegnerischen Eltern umgehen sollten.
Der Ausblick
Die DM-Teilnahme in diesem Jahr, die Perspektive „Hagener WNBL-Team“ mit dem Kern der aktuellen U16-1, ein Blick auf einen mittelfristigen Aufstieg in die 2. Bundesliga der Frauen, dazu die Entwicklung des Standortes und von Strukturen für Mädchenleistungsbasketball - das sind die Zielvorstellungen, welche die Mannschaft und ihre Coaches vor Augen haben. „Die U16-1 des TSV kann die Mannschaft sein, die den Wiederaufbau des erfolgreichen Mädchenbasketballs in Hagen anschiebt und dafür als Basis dient. Ein Hagener Team mit Einsatz, Siegeswille, Talent und guten Erfolgsaussichten“, ist Marsha Owusu Gyamfi überzeugt. Um den eigenen Zielen gerecht werden zu können, brauche man einerseits noch mehr Coaches und ehrenamtliche Helfer in vielen Bereichen; andererseits sei man auf Sponsoren, Förderer und Spender angewiesen. Es gibt noch viel zu tun - aber die eingeschlagene Richtung stimmt. db