Hagen. Weil die Stadt Hagen zu hohe Schulden hat, sollen Vereine für mehr Einnahmen sorgen. In den Sportvereinen ist die Sorge darüber groß.
Mit großem Interesse schauen alle Hagener Sportvereine auf die Sitzung eines politischen Gremiums, in der es um einen Vorschlag aus dem Finanzdezernat der Stadt Hagen geht. Die Betroffenheit ist groß: Weil die Volmestadt äußerst stark verschuldet ist, sollen unter anderen die Sportvereine in Hagen für mehr Einnahmen sorgen. Dieses Vorhaben des Kämmerers Christoph Gerbersmann haben die Vereine inzwischen zur Kenntnis genommen. Die Verunsicherung ist groß.
Reinhard Flormann ist Vorsitzender des Stadtsportbundes und hat in den letzten Tagen bei rund 200 Hagener Sportvereinen nachgefragt, wie stark die geplante Mehrbelastung bei den Gebühren für die Nutzung kommunaler Sportstätten die jeweiligen Organisationen beeinflussen könnte. Die Antworten, die Flormann auf seine E-Mail bekam, waren inhaltlich sehr unterschiedlich, aber beinahe geschlossen kritisch.
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Der Grund liegt für ihn auf der Hand: Die Entwicklung in den Vereinen sei wegen des demografischen Wandels ohnehin schon alles andere als rosig. „Ich will nicht sagen dramatisch, aber gut ist die Entwicklung auch nicht“, so der SSB-Vorsitzende: Dass jedes Jahr mehr Mitglieder sterben als neue nachkommen, stelle die Vereine auch ohne Mehrbelastung schon vor Schwierigkeiten.
Kaum Ehrenamtliche und immer mehr Probleme
Flormann schlägt Alarm: Es fehle an allen Ecken und Enden Personal und Hilfe, „alle suchen händeringend nach Übungsleitern, denen du jetzt auch deutlich mehr Geld bezahlen musst als vor ein paar Jahren. Da waren viele mit 5 Euro pro Stunde als Aufwandsentschädigung noch zufrieden, weil es ein Ehrenamt ist. Heute musst du ein Vielfaches bezahlen, damit jemand so etwas macht“, berichtet Flormann.
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Vor allem die ungefähr 100 der rund 200 Hagener Sportvereine, die weniger als 100 Mitglieder haben und damit als kleinere Vereine gelten, wird es laut Flormann besonders hart erwischen. Diese Vereine, so mahnt Flormann, bangten demnächst um ihre Existenz, wenn die Mehrbelastung für die Hagener Vereine tatsächlich beschlossen würde. Aber nicht nur kleinere Vereine, sondern auch ausgesprochen große Vereine wie der TSV Hagen 1860 und andere, die jedes Jahr bereits mehrere tausend Euro an Gebühren bezahlen, bei ihnen würden steigende Kosten ebenfalls reinhauen.
Papier gehört in die Mülltonne
Eine weitere Verschärfung dieser Abwärtsspirale in der Entwicklung der heimischen Vereinslandschaft in Kauf zu nehmen, „nur um dann 30.000 Euro pro Jahr zu sparen? Das erscheint mir, aber auch vielen Vereinsvertretern und Ehrenamtlichen überhaupt nicht verhältnismäßig“, sagt Flormann stellvertretend für den SSB. Er blickt deshalb gespannt auf die anstehende Diskussion in der nächsten Sitzung des Finanzausschusses der Stadt Hagen, der am Donnerstagabend den Entwurf der Kämmerei zum Doppelhaushalt 2024/25 auf der Tagesordnung hat.
Flormann gibt sich zweckoptimistisch: „Ich setze auf die Vernunft der politischen Vertreter, die darüber abstimmen werden. Dieses Papier was für die Mülltonne des Kämmerers“, betont Flormann.