Hagen. Die Baller League von Hummels und Podolski soll den Fußball in eine neue Ära führen. Bei Hagener Fußballern kommt der Trend aber nur bedingt an.
Es war ein Paukenschlag, den bisher aber nur sehr wenige Fußballinteressierte gehört zu haben scheinen: Lukas Podolski und Mats Hummels haben eine eigene Fußball-Liga gegründet, in der der Spielbetrieb bereits seit mehr als einer Woche läuft. Die Baller League soll ein Konkurrenzangebot zum Profi-Geschäft sein, das vor allem Fußballromantiker abholen soll. Aber tut es das?
Die Regeln der neuen Kleinfeld-Liga
Das Konzept der Baller League ist angelehnt an den guten alten Bolzplatzfußball, der auf Kleinfeld und zudem in der Halle gespielt wird. Zwölf Prominente sind die Manager verschiedener Teams, die jeden Montag gegeneinander antreten. Eine Halbzeit dauert 15 Minuten und die jeweils letzten drei Minuten einer Hälfte finden unter veränderten Bedingungen statt, die zufällig ermittelt werden. Mal spielt man statt sechs gegen sechs nur noch drei gegen drei, mal sind nur Volley-Tore erlaubt - und weitere Zusatzregeln sind möglich. Übertragen werden die Spiele an jedem Montagabend über die Streaming-Plattform Twitch. Man kann die Baller League aber auch im Fernsehen auf ProSiebenMaxx verfolgen. Ex-Profi Lukas Podolski und BVB-Star Mats Hummels fungieren als Präsidenten der Baller League.
Denn in Hagen gibt es bereits ein Konkurrenzangebot zum Profi-Geschäft: Hunderte Fußballer kicken in Hagen im Amateurbereich. Bei der SpVg. Hagen 1911 und beim SV Hohenlimburg 1910 in der Landesliga und auch beim SC Berchum/Garenfeld und FC Hellas/Makedonikos in der Bezirksliga kicken die Akteure durchaus leistungsorientierter. Genauso wie in den Kreisligen steht aber nicht Kommerz im Vordergrund, sondern die Leidenschaft für Fußball.
Baller League: Was Fußballer aus Hagen über den Trend denken
Wie kommt dieses Konzept von Poldi und Hummels, das in Spanien unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Nationalspielers Gerard Pique inzwischen ein wahrer Zuschauermagnet ist, bei den Fußballern in Hagen an? Wir haben bei einigen aktiven und ehemaligen Kickern nachgefragt:
Auch interessant
Niklas Wilke (ehemals Hagen 1911): „Ich kann dazu ehrlich gesagt nichts sagen, weil ich mich damit bisher nicht beschäftigt habe“, erläutert der Ex-Elfer-Stürmer, der in seiner aktiven Zeit gar ein Kandidat für die Teilnahme am Format gewesen wäre. Denn in der Baller League spielen fast ausschließlich Fußballer, die am Wochenende irgendwo zwischen Landesliga und Oberliga auflaufen, zudem auch vereinzelt ehemalige Profis aus der Fußball-Bundesliga.
Die Nachrichten rund ums Projekt von Hummels und Poldi, an dem auch Influencer, Podcaster, Musiker und Ex-Spieler wie Max Kruse und Kevin-Prince Boateng beteiligt sind, hat Wilke jedenfalls weniger interessiert. Er verfolgt stattdessen das Geschehen im Profi-Fußball und drückt seinen Elfern weiterhin die Daumen, ist daher nach wie vor gerne an der Bezirkssportanlage auf Emst zu Gast.
Kleinfeld-Liga hat Zukunft: Es gibt auch Interesse
Und auch Christian Deuerling, Kapitän des SC Berchum/Garenfeld, kann dem Konzept nicht viel abgewinnen. „So richtig interessiert es mich nicht. Man bekommt mit, dass es eine Baller League gibt, aber im Fernsehen werde ich das eher nicht schauen.“ Man merkt: Der Trend scheint bei weitem nicht alle Fußballbegeisterte zu überzeugen.
Doch es gibt unter den heimischen Fußballern auch andere Meinungen: „Grundsätzlich finde ich solche Formate, wie auch den King’s Cup von Piquet ganz interessant. Ich finde grundsätzlich alles gut, was nicht mehr so klassischer Fußball ist oder das was heutzutage klassischer Fußball ist. Ich finde, das wird immer schlimmer - aufgrund der ganzen Kommerzialisierung, der Vergabe von großen Turnieren in irgendwelche Länder und so weiter. Daher fände ich solch eine Alternative interessant”, sagt Niels von Pidoll, Spielertrainer des Kreisligisten FC Polonia Hagen.
Auch interessant
Projekt hat durchaus seinen Reiz
Fichte-Stürmer Dennis Brzeski pflichtet ihm bei: „Ich feier diesen Bolzplatzcharakter, dieses ständige Eins-gegen-Eins und es gibt nicht ganz so viel Taktik wie im modernen Profi-Fußball, wodurch das Spiel auch mal etwas langweilig werden kann. Das Konzept mit den Ex-Profis, die man vielleicht noch sympatisch findet, das ist schon ganz interessant, auch wenn es den Profi-Fußball nicht ersetzen kann.“
Brzeski rechnet dem Projekt gute Erfolgschancen zu und verweist auf Piques Pendant in Spanien. „Ich denke aber, dass es eher eine jüngere Zielgruppe anspricht. Es ist ja alles noch in den Kinderschuhen und durchs Streamen und die Teammanager aus dem Influencer-Bereich wird es viele Ältere vielleicht nie erreichen. Aber ich kann mir vorstellen, dass es langfristig trotzdem von vielen gesehen wird, wenn man es auch eher nebenbei schaut und nicht so sehr mitfiebert wie sonst.“