Hagen. Wer Mitglied eines Sportvereins ist, dessen Jahresbeitrag könnte bald erhöht werden. Grund ist der monströse Schuldenberg der Stadt.
Als Teammanager im britischen Fußball lebt es sich besonders bequem. Gefühlt jeder Verein im englischen Oberhaus hat einen privaten Investoren, der mit Geld förmlich um sich schmeißt. Bei Investitionen muss man nicht auf jeden Euro schauen und fast jede Entscheidung fällt einem leichter. Mit solchen wirtschaftlichen Bedingungen würde wohl jeder Manager gerne mal arbeiten. Vielleicht auch Hagens Kämmerer Christoph Gerbersmann, bei dem der Arbeitsalltag aber eher umgekehrt aussieht.
Weil der Schuldenberg der Stadt Hagen inzwischen ungefähr 900 Millionen Euro schwer ist, sieht sich das städtische Finanzdezernat, angeführt von Kämmerer Gerbersmann, gezwungen, an mehreren Stellschrauben zu drehen. Das Ziel: Die Stadtkasse soll entlastet werden. Und das geht laienhaft ausgedrückt nur auf zwei Arten: Entweder ein Kämmerer senkt in irgendeinem Bereich die Ausgaben oder er erhöht an einer Stelle die Einnahmen.
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Eine betroffene Gruppe des letzteren Vorgehens sind die Hagener Sportvereine. Sie sollen ab diesem Jahr regelmäßig 32.666 Euro mehr Gebühren für die Nutzung der kommunalen Sportstätten zahlen. Das gilt zumindest für die nächsten fünf Jahre und würde der Stadtkasse Mehreinnahmen in Höhe von etwas mehr als 163.000 Euro einbringen.
Vorhaben wird vor allem kleinere Vereine treffen
Mit anderen Worten: Weil die Stadt kein Geld hat, sollen nun Vereine und ihre Mitglieder etwas tiefer in die Tasche greifen. Dieses Verwaltungsvorhaben, das in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Donnerstag von den Mitgliedern des Gremiums diskutiert werden soll, wird wohl vor allem kleinere Vereine besonders hart treffen. Das ist zumindest die Mutmaßung von Uwe Wehner, dem Vorsitzenden des Breitensportvereins Grün-Weiß Emst.
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Der Grün-Weiß-Chef betont: „Diese Erhöhung wird uns als Grün-Weiß Emst natürlich belasten, aber sie gefährdet nicht direkt unsere Existenz“, sagt Wehner, der im Gespräch mit dieser Redaktion zum ersten Mal von der geplanten Gebührenerhöhung hört. Anders könne es zum Beispiel bei Vereinen wie dem TV Delstern aussehen, wenn der Verein ganz unabhängig wäre - und heute nicht gemeinsam mit Grün-Weiß und dem SC Concordia zur HSG ECD Hagen gehören würde: „Bei Delstern gibt es ja eigentlich nur die Handballer, dazu nur Senioren. Ich glaube, Delstern würde das definitiv härter treffen, wenn sie alleine wären“, vermutet Wehner.
Beschluss muss noch gefasst werden
Der Grund liegt auf der Hand: Denn die Vereine zahlen ihre Gebühren nicht etwa gemessen an der Anzahl der Mitglieder, sondern pro Nutzung einer Sportstätte. Wehners Angaben zufolge kostet eine Einheit in der Otto-Densch-Halle 13,50 Euro, in der Sporthalle Emst 9 Euro und in der Sporthalle Katernberg 4,50 Euro. Bei Dutzenden Trainingseinheiten (Spieltage zählen nicht) für alle Seniorenteams - die Jugend darf die Sportstätten umsonst nutzen - im Jahr, kommt man in besonders aktiven Vereinen schon jetzt auf mehr als 1000 Euro an Gebühren.
Hinzu kommen Abgaben an Verbände: „Aber von denen bekommt man natürlich auch Gelder zurück“, erläutert der GWE-Chef. Diese Beispiele zeigen: Die 200 Hagener Sportvereine wird die geplante Gebührenerhöhung, die allerdings noch von der Kommunalpolitik beschlossen werden muss, ziemlich unterschiedlich betreffen, sofern die Mitglieder der Ratsfraktionen am Donnerstag zustimmen sollten. Aber egal wie stark die Mehrbelastung wirken wird, zahlen muss am Ende jeder.