Zur Pause hatten sich die Handballer der HSG Herdecke einen Zehn-Tore-Vorsprung gegen den TuS Volmetal II erspielt. Warum es noch mal eng wurde:

Herdecke: Heimsieg gegen Volmetal: Frenetischer Jubel in der Bleichsteinhalle, nachdem Gero Neuhoff den Siebenmeter, vier Sekunden vor Schluss, ins Netz gehämmert hatte. Die Herdecker gewannen nach der Premierenniederlage beim TV Westfalia Halingen auf heimischem Parkett gegen die favorisierten Gäste vom TuS Volmetal II mit 31:30. Dabei hätte es längst nicht so spannend sein müssen, denn zur Halbzeit führten die Hausherren gegen die Ex-Profis aus dem Volmetal mit zehn Toren.

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Der Sieg gegen den vermeintlichen Favoriten aus Volmetal war vermutlich bei wenigen handballinteressierten Zuschauern wirklich eingeplant und kann sich deshalb mehr als sehen lassen. Erst recht, wenn man sich die Namen auf den gegnerischen Trikots genauer anschaut: Kowalski, Domaschk, Herzog, um nur einige zu nennen. Allesamt gestandene Drittliga-Akteure der letzten Jahre. Gegen die volle Bank der „Taler“, auf der so gut wie jeder Spieler mindestens schon in der Oberliga gespielt hatte und ein Großteil, wie beschrieben, sogar vor nicht allzu langer Zeit noch in der dritten Liga auf Torejagd gegangen war, hätte es vermutlich jede Verbandsligamannschaft schwer gehabt zu bestehen.

Dass man nach dem 31:30-Sieg aus Herdecker Sicht trotzdem von einer schwachen zweiten Halbzeit sprechen muss, wirkt dabei fast zynisch. Trainer Daniel Buff fasst das Spiel treffend zusammen: „Am Anfang hui, zum Ende hin dann pfui.“ Die Gäste aus Volmetal kamen „mit voller Kapelle“ nach Herdecke. Schon vor dem Spiel war der allgemeine Tenor der Heim-Fans klar: „Das wird ganz ganz eng“. Was dann passierte, hat so vermutlich niemand vorhergesehen.

Torwart Berger ganz stark

Das eigene Tempospiel ausleben, die zahlreichen technischen Fehler aus dem Halingen-Spiel abstellen und dem wurfgewaltigen Rückraum nicht zu viele Möglichkeiten einzuräumen, das war der Plan. Eine offensive Deckung der Hausherren mit einem überragenden Spielmacher und Abwehrchef Quentin Münch ließ die Gäste überhaupt nicht ins Spiel kommen. Hinzu kam ein bockstarker Max Bergner im Tor der Herdecker, der gefühlt jeden Ball parierte, wenn es die Gäste einmal schafften durchzukommen. Umgekehrt setzen die Herdecker ihre Schnelligkeit ein und schossen die „Taler“ zeitweise gerade zu ab.

Nach sechs Minuten führten die Ruhrstädter bereits 6:1 – ein Start nach Maß, den die erfahrenen Gäste so wohl nicht hatten kommen sehen. Das starke und offensive Spiel der Herdecker zog sich durch bis zum Halbzeitsirene, was nach 30 Minuten eine Zehn-Tore-Führung (20:10) für die Hausherren bedeutete. „Ich habe mir das genau so vorgestellt“, sagt Trainer Daniel Buff nach dem Spiel, „wir wussten, dass Volmetal extrem wurfstark ist. Aber wir haben sie durch die offensive Abwehr überhaupt nicht ins Spiel kommen lassen.“

Ungläubige Gesichter bestimmten das Bild in der Halbzeitpause. Doch schon dort warnten die ersten Herdecker Fans: „Man sollte sich da jetzt nicht zu sicher sein“. Wahre Worte. Die Volmetaler mussten sich etwas einfallen lassen, was sie auch taten. Die gesamte zweite Halbzeit agierten die Gäste mit einem siebten Feldspieler im Angriff. „Das war ein gelungener taktischer Schachzug des Gästetrainers. Das haben wir mit unserer Defensive nicht verteidigt bekommen“, resümiert Buff.

Und so kamen die „Taler“ immer näher heran, auch wenn sie zwischenzeitlich einige Tore von der Mittellinie kassierten, da der Torwart noch nicht wieder in seinem Kasten stand. Eine gute Minute vor Schluss waren die zehn Tore auf eine Ein-Tor-Führung der Herdecker zusammen geschmolzen. Ein echter Krimi tat sich auf, den nach der ersten Halbzeit so niemand mehr erwartete hatte.

Sechs Sekunden vor Schluss glich Dominik Domaschk dann tatsächlich zum 30:30 aus, ohne Torwart im eigenen Kasten, versteht sich. Der darauf folgende schnell ausgeführte Anwurf und damit gleichzeitig geplante Wurf ins leere Tor wurde dann vom Volmetaler Yannick Rasch-Blümel im Anwurfkreis unfair blockiert, so dass dieser in den letzten Sekunden des Feldes verwiesen wurde.

Es gibt noch einen Siebenmeter!

Viel wichtiger aber: Es gab als folgerichtige Entscheidung noch einmal Siebenmeter für die HSG!. Neuhoff tritt an. Tor. Sieg. Der Rest ist Geschichte. Auch die Neuzugänge haben ihren Beitrag zum Sieg leisten können: „Oliver Niederquell hatte weniger Spielanteile, aber in den entscheidenden Situationen hat er sich gut durchgesetzt und wichtige Tore erzielt“, erklärt Buff. Auch Torhüter Lukas Mehlwitz, der die letzten fünf Minuten den über 50 Minuten starken Bergner (Buff: „Er war heute der Sieger des Spiels“) ersetzte, parierte einen entscheidenden Wurf kurz vor dem Ende. „Die Einstellung meiner Mannschaft hat mir das gesamte Spiel über richtig gut gefallen“, sagt Buff. Mit dem Sieg gegen Volmetal setzen die Herdecker ein starkes Ausrufezeichen und gehören damit eindeutig zu den Top-Teams der Liga. Das nächste Mal können sie das am 16. September auswärts beim TV Lössel beweisen.

Tore für Herdecke: Neuhoff (10/4), Niklas Rust (7), Max Rust (5), Niederquell (4), Drescher (3), Herold (1) und Bergner (1).