Hohenlimburg. Die Hohenlimburger Fußballerin Selina Quirin über das bittere Aus der deutschen Nationalmannschaft – und die Auswirkungen auf den Mädchenfußball.
Selina Quirin, Spielertrainerin der Fußballerinnen des SV Hohenlimburg 1910 II, hat das schmerzliche Aus der deutschen Nationalmannschaft beim 1:1 gegen Südkorea in Australien verfolgt. Wir haben mit ihr über die Defizite der Nationalelf gesprochen und über die Auswirkungen des WM-Aus auf den heimischen Mädchenfußball.
1. Frau Quirin, wie haben Sie das Spiel der Deutschen verfolgt?
Ich habe das Spiel gegen Korea mit Kollegen im Büro auf dem Laptop gesehen. Leider sind die Anstoßzeiten relativ schlecht für Arbeitnehmer. Aber durch einen netten Chef, der selber mit dem Frauenfußball verbunden ist, konnten wir das Spiel im Büro schauen.
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2. Wie groß war die Enttäuschung?
Die Enttäuschung war dann natürlich sehr groß, weil der Hype und die Aufmerksamkeit der deutschen Frauen nach der extrem guten EM und vor der WM sehr hoch waren. Die EM vergangenes Jahr in England viel Selbstvertrauen mitgegeben, aber dieser Erfolg wirkte so, als wäre die Gruppe ein Selbstläufer.
3. Woran hat es gelegen?
Schon im zweiten Spiel gegen Kolumbien hat man gesehen, dass außer Alex Popp keine so richtig trifft und die Last vor allem auf ihren Schultern liegt. In England überzeugten wir noch mit Powerpressing und jetzt haben wir einfach gnadenlose Schwächen mit Ball. Zu träge, zu unpräzise, zu zaghaft. Für gegnerische Teams war das einfach zu verteidigen und leicht auszurechnen. Da fehlt die taktische Flexibilität und auf dem Weg zum Tor fehlten die kreativen Ideen. Flanke, Kopfball, Tor. Alex Popp bleibt die einzige offensive Konstante. Doch Popp allein ist nicht genug.
4. Ist das frühe WM-Aus für den Frauen- und Mädchenfußball ein Dämpfer?
Ich glaube schon. Der Frauenfußball in Deutschland droht seine erst gewonnene Attraktivität einzubüßen. Der EM-Boom sorgte für volle Stadien. Das Finale lockte glaube ich mehr als 80.000 Zuschauer. Das gibt es nicht mal bei Champions-League-Spielen bei den Männern. Wir haben dieses Jahr die Chance verpasst, für die jetzige Generation Vorbilder zu schaffen. Der Frauenfußball hätte sich sonst wahrscheinlich bei den jungen Mädels ins Gedächtnis prägen können. Das ist so jetzt nicht mehr da. Ein gutes Jahr reicht da nicht aus.