Herdecke/München. Vor 30 Jahren feierte der deutsche Basketball mit dem Europameistertitel seinen größten Erfolg. Dirigiert wurde er aus Herdecke:
Es war der größte und vielleicht auch überraschendste Triumph des deutschen Basketballs. Und der bis heute einzige internationale Titel des Nationalteams. Vor 30 Jahren gewann die deutsche Basketball-Nationalmannschaft im eigenen Land den Europameistertitel, am 4. Juli 1993 machte Chris Welp den 71:70-Finaltriumph gegen Russland in München in den Schlusssekunden perfekt. Dirigiert wurde der Europameister damals aus Herdecke: Svetislav Pesic, zu Beginn seiner einzigartigen Karriere seit 1987 als Bundestrainer tätig, wohnte mit seiner Familie seit 1990 am Ahlenberg.
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Insgesamt 27 Bundestrainer führt der Deutsche Basketball-Bund (DBB) für sein Herren-Nationalteam auf, der erfolgreichste wird mit der Herkunft „Split/Herdecke“ gelistet. Als der gebürtige Serbe Svetislav Pesic 1987 erstmals vom DBB verpflichtet wurde, wohnte er zunächst am Verbandsort Hagen, zog drei Jahre später dann mit seiner Familie ins erste Eigenheim am Herdecker Ahlenberg um. Und feierte mit dem zuvor wenig beachteten und von den wenigen Stars ignorierten Nationalteam große Erfolge. Erstmals schaffte man aus eigener Kraft die Qualifikation für die Olympischen Spiele, schied 1992 in Barcelona - nach einem Auftritt gegen das erste „US-Dreamteam“ um Michael Jordan und Magic Johnson - im Viertelfinale gegen GUS, die ehemaligen Mitgliedstaaten der Sowjetunion, nur knapp aus. Ein Jahr später bei der EM im eigenen Land lief es für das Pesic-Team noch besser, auch das Endspiel - jetzt gegen Russland - gewann die keineswegs als Mitfavorit ins Turnier gegangene Mannschaft um den später für Brandt Hagen spielenden Kapitän Hansi Gnad.
„Die Spieler sahen meine Arbeit, meine Einstellung, die Begeisterung und den Enthusiasmus“, erklärte Pesic 30 Jahre nach dem EM-Triumh der Süddeutschen Zeitung die Gründe für seinen Erfolg. Ausgezeichnet hätten die Mannschaft „Kontinuität, die Motivation, etwas zu erreichen, auch für die eigene Karriere, Trotz. Die Mannschaft war international nicht besonders respektiert, ich glaube, die Spieler wollten es allen zeigen.“
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Nach dem Gewinn des Europameister-Titels verabschiedete sich Pesic 1993 vom DBB - und aus Herdecke - zu Alba Berlin. Und sammelte in der Folge Titel in Serie, wurde Weltmeister mit Jugoslawien, EuroLeague-Sieger mit dem FC Barcelona. Und ungezählte Male nationaler Meister, etwa auch 2014 als Trainer mit dem FC Bayern München. Hier fungiert Sohn Marco Pesic, der in Herdecke das Friedrich-Harkort-Gymnasium besucht hat, seit zwölf Jahren als Geschäftsführer. Und kehrt mit dem Team bei Spielen in der Region immer wieder in den Zweibrücker Hof - 1994 übrigens Schauplatz des DBB-Bundestages - zurück. An die Zeit an der Ruhr, als Vater Svetislav den deutschen Basketball aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst hat, denkt er gern zurück: „In Hagen und Herdecke wurden die Grundlagen für meine Karriere gelegt, die Zeit hat mich für mein Leben geprägt“, sagte Marko Pesic bei einem Besuch vor ein paar Jahren: „Aus heutiger Sicht könnte ich mir keinen besseren Ort für meine Entwicklung vorstellen.“