Oeventrop/Herdecke. Wer schafft den Aufstieg in die Handball-Verbandsliga? Das entscheidet sich in den beiden Spielen der HSG Herdecke-Ende gegen die SG Ruhrtal.
Wenn sich am 27. Mai die HSG Herdecke/Ende und Gastgeber SG Ruhrtal zum ersten Verbandsliga-Relegationsmatch gegenüberstehen, dann treffen zwei Vereine aufeinander, die in den letzten Jahren verblüffende Parallelen aufweisen. So ging es für beide Clubs nach Landesliga-Zugehörigkeit zeitweise in die Kreisliga zurück, ehe sich in der Bezirksliga erstmals die Wege kreuzten. In der Saison 2018/19 konnte die HSG zwar beide Partien gegen die Oeventroper gewinnen, musste sich aber mit dem Vizetitel begnügen. Über die Relegation wurde der Sprung in die Landesliga seinerzeit doch noch geschafft.
Jetzt haben beide Teams mit dem Gruppensieg in Staffel 5 beziehungsweise 6 den jeweils größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt gemacht. Auch die Basis der Aufwärtsentwicklung ist hüben wie drüben identisch, denn wie die HSG baut Ruhrtal auf eine relativ junge und seit Jahren aufeinander eingespielte Mannschaft und kann sich auf die Vereinstreue ihrer Stammkräfte verlassen.
Nachwuchssorgen bei SG
Größter Unterschied zwischen beiden Vereinen: Im Nachwuchsbereich hapert es bei der SG. Man tut sich schwer in dem kleinen Ort (nur gut 6000 Einwohner), für Nachschub zu sorgen. Es gibt weder eine A- noch eine B-Jugend, weshalb ein Schatten auf den Zukunftsperspektiven liegt. Die überwiegend zwischen 24 und 26 Jahre alten Ruhrtaler werden noch lange zusammen spielen müssen, ehe eine Verjüngungskur möglich sein wird.
Immerhin gab es zu Saisonbeginn drei Neuzugänge, nämlich den vom Kreisligisten SSV Meschede gekommenen Keeper Janne Malik, den jugendlichen Spielmacher Louis Klute, Sohn des Männerwartes Matthias, und den aus Arnsberg herübergewechselten Linksaußen Yannick Mähl. Dessen Zwillingsbruder war ja zu einem weiteren Landesliga-Staffelsieger, nämlich der DJK SG Bösperde, gewechselt.
Malik teilte sich die Einsatzzeit im Kasten mit dem schon 53-jährigen Stefan Biggermann, denn der eigentlich Stammkeeper Henrik Basler konnte erst vor wenigen Wochen nach langwieriger Verletzung wieder das Training aufnehmen. „Wir sind mit unserem ungewöhnlichen Torhütergespann sehr zufrieden, aber trotzdem heilfroh, dass Henrik rechtzeitig für die Relegation fit wird. Denn er ist gerade bei Würfen von außen bärenstark und kann präzise Steilpässe spielen“, urteilt Trainer Frank Moormann.
Die SGR lebt von ihrer Heimstärke. Sie hat in der meistens voll besetzten Ruhrtalhalle nur einen Punkt abgegeben, als gegen den späteren Vize Plettenberg/Werdohl ein Zehn-Tore-Pausenvorsprung verspielt wurde. Weil es auch gegen Hohenlimburg in beiden Partien nach klarer Halbzeitführung eng wurde, kamen schon Zweifel am Durchhaltevermögen auf, aber danach feierte die SGR durch starke zweite Halbzeiten die für den Titelgewinn entscheidenden Siege bei Eintracht Hagen III und Gevelsberg-Silschede II.
Eine weitere Stärke des Teams ist ihre mannschaftliche Geschlossenheit. Die Haupttorschützen wechseln ständig, wobei der Halbrechte Lukas Struwe am beständigsten trifft. Auf halblinks ist Blondschopf Aaron Humpert gesetzt, die Spielmacherrolle teilen sich Siebenmeter-Spezialist Alex Blanke und Matthias Storm, am Kreis ist Kapitän Veit Schmidt erste Wahl. In Tilmann Weber und Jannik Lehmenkühler fallen zwei Rückraumkräfte schon seit langem aus. Zudem hat sich in der Gruppen-Endphase Rechtsaußen Steffen Röttger verletzt, für den Justus Klauke einspringt. Eine wichtige Rolle spielen außerdem Abwehrchef Michael Gräbener und der äußerst variabel einsetzbare Malte Weber.
50-Jähriges Bestehen
„Es wäre ein Traum, wenn ausgerechnet im Jahr des 50-Jährigen Bestehens unserer Spielgemeinschaft nach der Landesliga-Rückkehr der Damen in die Landesliga auch wir den Aufstieg schaffen würden“, meint Männerwart Matthias Klute, der schon vor Saisonbeginn nach dem Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann“ Platz eins als Ziel vorgegeben hatte.
Coach Moormann war da im Vorfeld skeptischer, resümiert aber mittlerweile selbstbewusst: „Wir waren in der Liga in allen Kategorien vorne, haben den besten Angriff und die stabilste Abwehr gestellt. Ich habe Herdecke mehrfach beobachtet und rechne mit einem sehr spannenden Verlauf, einen Favoriten gibt es nicht. Wir wollen auf keinen Fall überehrgeizig auftreten, sondern die beiden Relegationsspiele zu Highlights für die Handballfans machen und vor allem Spaß haben.“