Hagen. Der Fastenmonat Ramadan beginnt. Gläubige Muslime verzichten während des Tages auf Getränke und Essen. So wirkt es sich die Sportler aus:
18.46 Uhr ist ab heute die magische Uhrzeit. Wenn die Sonne untergeht, dürfen die gläubigen Muslime das Fasten brechen. Heute beginnt der Fastenmonat Ramadan, vom Sonnenaufgang bis zum Abend wird auf Essen und Getränke verzichtet. Doch was macht das mit Sportlern, die bei schweißtreibenden Trainingseinheiten und umkämpften Meisterschaftsspielen alles geben wollen?
Mehmet Kurt ist Profi-Fußballer beim türkischen Zweitligisten Şanlıurfaspor. Er fastet während des Trainings „ganz normal und nur am Spieltag nicht, weil es da sonst Einfluss auf die Leistung haben kann“, sagt der Fußballer. Denn wie das Fasten ausgelegt wird, das kann jeder Muslim für sich selbst entscheiden. Wird an einem Tag während des Tages gegessen und getrunken, wird nach dem Ablauf des Ramadans die Anzahl der Tage drangehängt.
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„In Deutschland war es schon härter, weil man teilweise der Einzige war oder es nur nur sehr wenige Spieler in einer Mannschaft gab, die gefastet haben. Hier in der Türkei wird es, denke ich, leichter, weil es fast alle mitmachen und es einem so auch Kraft gibt“, freut sich der 27-Jährige auf die neue Erfahrung.
Verständnis vom Trainer
Auch im Hagener Amateurbereich beschäftigt der Fastenmonat die Fußballer. Sechs Spieler von Landesligist SpVg. Hagen 11 sind Muslime. „Ich werde mit jedem Spieler darüber sprechen und wir werden individuell schauen“, ist Elfer-Trainer Christian Fohs offen und ergänzt: „Das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Religion ist für manche ein sehr wichtiges Thema.“
Einer der Spieler ist Haris Jaganjac (19). Für ihn wird es das dritte Jahr, in dem er fastet, Angst vor einem Leistungsabfall hat er nicht: „Ich habe immer weiter aktiv Sport gemacht und meine Leistung ist gleichgeblieben. Im Training ist es so, dass wir im Anschluss direkt essen und trinken können. Das sollte kein Problem sein.“ Anders sieht es allerdings mit den Spielen aus. Meist erfolgt der Anpfiff bei den Elfern um 15 Uhr oder 15.30 Uhr. „Ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob ich auch bei den Spielen fasten werde. Das ist noch einmal eine andere Belastung als im Training und ich will an Leistungsmaximum kommen“, sagt Jaganjac.
Vor allem die ersten drei Tage seien „besonders schwierig. Ab dem dritten Tag gewöhnt man sich daran.“ Im ersten Jahr ertrug es der Fußballer nicht, wenn Mannschaftskollegen neben ihm einen Schluck tranken: „Da bin ich dann einfach weggegangen.“ Inzwischen gehe er aber entspannter an die Sache heran. „Ich finde, dass der Monat extrem hilft, um sich zu entgiften“, sagt Jaganjac und erklärt: „Anstatt zwischendurch immer mal wieder was zu essen und sich beispielsweise auf dem Weg etwas zu holen, esse ich morgens und abends mit meinen Eltern – also deutlich gesünder.“
Es geht an die Substanz
Kaan Kursun, Co-Trainer der Fußballer von Hagen 11, ist auch Muslim. Als aktiver Fußballer fiel ihm der Verzicht oft nicht leicht: „Ich hatte schon große Probleme. Das geht an die Substanz, das muss man sagen.“ Und auch Leistungsschwankungen seien in dieser Zeit durchaus normal. „So richtig reibungslos geht es an niemandem vorbei. Wir werden es im Training vermutlich so machen, dass wir uns nach dem Sonnenuntergang kurz versammeln und etwas trinken und schnell etwas essen. Da ist Christian Fohs auch wirklich rücksichtsvoll.“
Doch hat er es während seiner aktiven Zeit mit den Spielen am Sonntag gehandhabt? „Bei wichtigen Spielen habe ich immer gesagt: Ich kann das jetzt nicht. Dann habe ich die Tage nachgeholt.“ Bei seinen Spielern wolle er nun schauen, wie sie damit umgehen. „Der eine steckt es gut weg, der andere nicht. Da muss man dann vorsichtig dosieren, was im Training möglich ist“, sagt Kursun. Aber trotz der Schwierigkeiten möchte er den Ramadan nicht missen: „Mir tut es gut, auch gesundheitlich.“