Hagen. Der Aufbauspieler von Phoenix Hagen lenkt das Spiel des Basketball-Zweitligisten. Mit einem Mitspieler verbindet ihn eine besondere Beziehung.

Es war ein Schock für Phoenix Hagen – doch entpuppte sich der für einen Spieler des Basketball-Zweitligisten als Chance. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Grayson Murphy blühte ein anderer Phoenix-Akteur auf: Bjarne Kraushaar übernahm die Verantwortung und sorgt bei der Mannschaft von Trainer Chris Harris für Ruhe und Kontrolle auf dem Spielfeld.

Dass der 23-Jährige sich nun nicht mehr mit dem US-Amerikaner abwechselt, sondern fest in die Starting-Five gerückt ist, macht ihn dabei nicht nervös, im Gegenteil: „Es wurde von Anfang an kommuniziert, dass wir beide starten können.“ Wenn er redet, blickt Bjarne Kraushaar seinem Gegenüber in die Augen und wägt bedächtig mit seinen Worten. Bedächtig, wie auch sein Spiel auf dem Basketballfeld ist. Obwohl Phoenix mit einem jungen Team an den Start geht, hat die Mannschaft von Trainer Chris Harris die wenigsten Ballverluste der gesamten Liga – und daran hat der Spielmacher seinen Anteil.

Rückspiel gegen die Gießen 46ers

Am Mittwochabend (19.30 Uhr) empfangen die Hagener die Gießen 46ers zum Duell in der Krollmann Arena. Das Hinspiel in seiner Heimat verpasste Kraushaar, der sich im Abschlusstraining verletzte. Und so wird es nun für ihn und auch für Tim Uhlemann, die beide in Gießen geboren und aufgewachsen sind, ein besonderes Duell. „Ich freue mich sehr darauf“, sagt Kraushaar, während er auf den Eingangsbereich der Krollmann Arena schaut, welche sich heute Abend wieder mit dutzenden Anhängern von Phoenix, aber auch einigen Fans aus Gießen füllen wird. Mit dabei wird auch das Elternpaar Kraushaar sein, dass es sich nicht nehmen lässt, das Spiel ihres Sohnes zu verfolgen.

Er behauptet den Ball: Bjarne Kraushaar (links) nimmt im Spiel von Phoenix Hagen eine wichtige Rolle ein.
Er behauptet den Ball: Bjarne Kraushaar (links) nimmt im Spiel von Phoenix Hagen eine wichtige Rolle ein. © Archiv | Michael Kleinrensing

Kein Wunder, stammt der 1,91 Meter große Aufbauspieler doch aus einer Basketballfamilie, in die nur seine Mutter „so mit reingewachsen“ ist und vorher „nichts mit Basketball am Hut“ hatte, während sein Vater schon immer begeisterter Fan und selbst aktiv war. Sein Bruder Tim Kraushaar spielte in Ulm, bevor er sich auf ein Studium in Ludwigsburg fokussierte. Sein Trainer damals: Chris Harris. „So entstand auch unser erster Kontakt“, sagt Bjarne Kraushaar, der sich schlussendlich für einen Wechsel in die Volmestadt entschied, weil ihm die Vision des Hagener Klubs gefiel.

Gemeinsam beim Basketball und in der Schule

Mit ihm gemeinsam kam auch Uhlemann zum Phoenix-Team. Ein langer Weg verbindet die beiden Sportler – nicht nur durch ihren gemeinsamen Geburtsort. „Es gibt. glaube ich, keinen Menschen, den ich in den vergangenen zehn Jahren häufiger gesehen habe als Timbo“, sagt Kraushaar mit einem Lächeln im Gesicht. Neben dem Basketball drückten beide gemeinsam die Schulbank – und bezogen nach ihrem Umzug in die Volmestadt Wohnungen im gleichen Haus.

Und so wie der Point Guard für seine Mitspieler auf dem Feld mitdenkt und das Spiel leitet, so übernimmt er auch abseits des Feldes oftmals die Verantwortung: „Auch da muss ich oft für viele mitdenken, wie zum Beispiel für Tim Uhlemann“, sagt Kraushaar und muss gleich darauf lachen. Für seinen guten Freund tut er das natürlich gern.

Teamchemie stimmt

Und auch sonst stimmt die Teamchemie beim Hagener ProA-Ligisten: „Wir verstehen uns alle gut und kämpfen für den anderen. Der Siegeswille ist auf jeden Fall bei allen da.“ Und das wird in dieser Saison auch von den Hagener Anhängern honoriert, die schon so manches Auswärts- in ein Heimspiel verwandelt haben. Das beeindruckt auch Kraushaar: „Vor allem die Spiele in Paderborn und Münster fand ich stark. Da sind echt einige Fans mitgereist und haben für ordentlich Stimmung gesorgt.“ Fragt man ihn nach dem verrücktesten Spiel seiner bisherigen Karriere, dann fällt ihm, passend zum bald beginnenden Karnevalsfest, ein Spiel in Bonn ein: „Das war auch während des Karnevals. Wir kamen zwei Stunden vor dem Anpfiff in die Halle, und es war schon rappelvoll und alle waren verkleidet. Am Spielfeldrand standen zudem Trompeter. Es war wirklich verrückt“, erinnert er sich mit Kopfschütteln, aber Lachen im Gesicht.

Jetzt liegt der Fokus aber auf dem Duell gegen sein altes Team. Denn er ist eben der Denker bei Phoenix Hagen – auf und neben dem Feld.