Herdecke. Recep Mercan übernahm im Januar die Geschicke als Cheftrainer bei den TSG Tigers Herdecke. Seit dem hat sich viel getan. Ein Rückblick:

Ein erfolgreiches Jahr geht vorbei, und bei den Ringern der TSG Tigers Herdecke hat sich eine ganze Menge getan: Ein starkes, sportliches Jahr mit vielen positiven Veränderungen und Erfolgen liegt hinter den Schwerathleten.

Sowohl sportlich als auch organisatorisch und strukturell bringt der neue Cheftrainer Recep Mercan frischen Wind in den traditionsreichen Verein. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es direkt ab der ersten Januarwoche sofort wieder los mit Training und Turnieren. Die Sportredaktion schaut auf das abgelaufene Jahr und wagt einen ersten kleinen Ausblick auf die kommenden zwölf Monate.

„Ich bin sehr stolz auf die letzte Saison“, sagt der Vorstands-Vorsitzende der Herdecker, Frank „Otto“ Meyer, und meint damit auch auf die Arbeit seines neuen Cheftrainers Recep Mercan: „Es hat alles super geklappt, und ich habe lange nicht so gute Kämpfe gesehen.“ Zu den guten Kämpfen haben auch die insgesamt zehn Neuverpflichtungen beigetragen. Nachdem Mercan im Januar des Jahres das Zepter von seinem Vorgänger Holger Nowakowski übernommen hatte, kann von einem „frischen Wind“ in den Reihen der Tigers gesprochen werden.

Mit Viviane Herda beispielsweise wurde eine professionelle und erfahrene Gastringerin verpflichtet, die über die gesamte Saison die weiße Weste behielt. Auch die beiden Öztürk-Brüder Kutkagan und Tugkagan machten über das Jahr immer wieder mit erfolgreichen Kämpfen auf sich aufmerksam: „Wir sind insgesamt deutlich breiter aufgestellt als noch zuvor“, so Mercan. Grund für den Erfolg war neben der personellen Verstärkung auch die Veränderungen des Trainings: „Nachdem Daniel Beucke und ich übernommen hatten, wurde das Training konsequenter und anstrengender für alle. Das zahlte sich rückblickend aus“, sagt Mercan stolz.

Starke Deutsche Meisterschaften

Vom intensiveren Training profitierte im April auch das Herdecker Talent Leon Suslin. Mit einer überragenden Leistung wurde der Herdecker Deutscher A-Jugend-Meister im sächsischen Werdau. „Leon hat vor dem Turnier spezielles Training bekommen. Da musste er auch gegen unsere Topathleten aus dem Herrenbereich ran – da hat er auch Haue bekommen“, sagt Mercan rückblickend.

Das harte Training mit den Senioren zahlte sich aus, so dass der damals 17-jährige der erste Deutsche Meister aus Herdecke seit 2002 wurde. „Das ist eine Riesensensation und war für mich der erste Höhepunkt als Cheftrainer“, freut sich Mercan: „Leon hat alle Kämpfe souverän gewonnen, und dabei ist eine Deutsche Meisterschaft kein Zuckerschlecken.“ Es folgten viele weitere Turniere, zu denen Mercan mit seinen Schützlingen fuhr – stets verkauften sich die Herdecker Schwerathleten ordentlich.

Ein weiteres Highlight des vergangenen Jahres war die Bronzemedaille für Kutkagan Öztürk bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Neuss im vergangenen Mai. Öztürk, der auch in der abgelaufenen Oberligasaison mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machte und so gut wie alles gewinnen konnte, wurde daraufhin vom Landestrainer wegen „besonderer Leistungen“ sogar zu den Deutschen Meisterschaften im Seniorenbereich nach Frankfurt/Oder eingeladen – auch hier kämpfte sich der Herdecker zu Bronze: „Das war eine absolute Sensation. Bei den Deutschen Herren-Meisterschaften haben viele Ringer internationale Erfahrung – da gibt es kein Fallobst“, lobt Mercan seinen Schützling. Am Ende musste sich Öztürk erst im Halbfinale gegen einen Bundesligaringer geschlagen geben.

Im August startete dann die Oberligasaison für die Herdecker. Kurz vor dem Beginn musste der Verein einige Hiobsbotschaften verkraften: Mit dem ehemaligen Deutschen Meister Maximilian Lodwich (er gab kurz vorher sein Comeback in Herdecke) und Tugkagan Öztürk verletzten sich zwei absolute Leistungsträger. Und wegen beruflicher oder privater Ausfälle minimierte sich der Kader dann doch noch enorm, so dass am Ende nur 16 Ringer die Saison bestritten. Trotzdem konnten die Herdecker bleibenden Eindruck hinterlassen: „Wir haben einige Gegner überrollt, andere haben wir überrascht. Das straffe Trainingsprogramm hat sich ausgezahlt“, erklärt Mercan stolz. Mit nur zwei Niederlagen in der Gruppenphase erreichten die Tigers die Playoffs. In der Ko-Phase war dann aber nach einem Sieg und einer Niederlage gegen den noch breiter aufgestellten Gegner des AC Mülheim Schluss.

Mit der Saison-Leistung ist Mercan sehr zufrieden und lobt auch die Teamchemie: „Alle haben füreinander gekämpft. Selbst, wenn unsere Topringer mal verloren haben, hat dafür ein anderer einen Bombenkampf hingelegt. Ich will mir nicht ausmalen, was möglich gewesen wäre, wenn alle an Bord gewesen wären.“

Strukturelle Veränderungen

Auch neben der Matte hat sich bei den TSG Tigers Herdecke im vergangenen Jahr einiges zum Positiven entwickelt. Die wegen des üppigen Trainingszentrums sowieso schon sehr guten Strukturen wurden weiter ausgebaut, auch das Personal drumherum wurde weiter verstärkt. Mit Mevlüt Yanmaz haben die Herdecker einen professionellen Physiotherapeuten verpflichtet, und mit Emin Köksal kommt jetzt ein leitender Oberarzt der Chirurgie des Krankenhaus am Mops in Hagen als Mannschaftsarzt dazu.

Zusätzlich war der Verein - wie auch die Jahre zuvor - auch im vergangenen Jahr im sozialen Bereich sehr aktiv. Als Stützpunktverein für das Bundesprojekt „Integration durch Sport“ bieten die Herdecker beispielsweise eine Hausaufgabenbetreuung vor dem Kindertraining an.

Die stillen und wahren Helden

Es passiert viel Gutes bei den Herdecker Schwerathleten. Mercan, der sich neben dem Training aufopferungsvoll um viele andere Belange im Verein kümmert, kommt dabei zwischenzeitlich an seine Kapazitätsgrenzen. Und das wird sich in Zukunft auch nur wenig ändern. Das kommende Programm steht schon fest: „Ich bin bis März jetzt so gut wie jedes Wochenende mit den Athleten auf Turnieren, darüber hinaus finden viele Gespräche mit potenziellen Neuzugängen statt – das geht manchmal an die Substanz“, sagt der Antreiber. Gut, dass er sich auf ein verlässliches Team innerhalb des Vereins stützen kann. Neben Frank Meyer und dem Vorstand seien es vor allem die „Stillen Helden“ wie Daniel Liemert, der die Jugendarbeit komplett managt (Mercan: „Er ist ein wahrer Held“), oder Daniel Beucke, der als Co-Trainer auch viele organisatorische Arbeiten erledigt. „Auch mein Vater Yasar oder der ehemalige Her­decker Ringer und Trainer Philipp Kappler sind für mich wichtige Berater und helfen mir“, erklärt Recep Mercan.

Langfristig will Mercan mit seinen Herdeckern wieder in die zweite Bundesliga aufsteigen. Dafür stecken viele Projekte in der Pipeline. Es mangelt nicht am Herzblut, viel mehr fehlt das Geld: „Um alles umzusetzen, was wir uns vornehmen, brauchen wir mehr Sponsoren.“