Hagen. BG-Präsident Fredi Rissmann starb am Sonntag im Alter von 68 Jahren. 7 langjährige Weggefährten erinnern sich an ein Idol des Hagener Sports.

Die Nachricht vom Tod des langjährigen BG-Hagen-Vorsitzenden Fredi Rissmann (†68) hat die Stadt Hagen und vor allem die heimische Basketballszene tief getroffen. Rissmann hat in seinen fast 50 Jahren als Sportfunktionär unglaublich viel geleistet und viele Menschen geprägt, inspiriert und motiviert. Wir haben mit 7 Weggefährten Rissmanns darüber gesprochen, was den ewigen BG-Chef so einzigartig machte.

Tome Zdravevski (Trainer BBA Hagen/viele Jahre Spieler und Trainer BG Hagen): Fredi war so selbstlos, dass er seinen eigenen Verein zurückgestellt hat, wenn es um das Wohl des Hagener Basketballs ging. Er wollte immer das Beste für Hagen und nicht nur für BG. Einzigartig war, dass er seine Verträge mündlich gemacht hat. Fredi hat sein Wort immer gehalten. Sein Wort war mehr wert als eine Unterschrift unter einem Vertrag. Außerdem hat er mir beigebracht: Wenn du eine wichtige Entscheidung treffen musst, dann schlaf vorher einmal drüber. Das haben er und ich auch immer so getan. Wir sind abends essen gegangen, haben uns unterhalten, und am nächsten Tag haben wir dann entschieden. Fredi hat diese Ruhe ausgestrahlt. Er hat mein ganzes Leben verändert.

Das BG-Freiluftturnier war sein Ding: Fredi Rissmann im Jahr 2005 bei der 31. Auflage des bunten Basketball-Spektakels auf Emst.
Das BG-Freiluftturnier war sein Ding: Fredi Rissmann im Jahr 2005 bei der 31. Auflage des bunten Basketball-Spektakels auf Emst. © BAUER, Christoph

Kosta Filippou (Leiter BBA/Vorstandsmitglied BG Hagen): Die Menschlichkeit stand bei Fredi an erster Stelle. Er hätte bestimmt Millionär sein können, aber er hat das Finanzielle nicht so ernst genommen wie die Gemeinschaft. Deswegen hat er Spieler oder Trainer auch nicht einfach so aus dem Verein geworfen, wenn es sportlich nicht lief. Auch wenn ein Spieler verletzt bei uns ankam, hat er gesagt: Wir behalten und bezahlen den. Nicht, dass er nicht ehrgeizig war – Fredi wollte immer, dass jedes BG-Team oben mitspielt oder gar aufsteigt. Er hat sich ungemein geärgert, wenn wir verloren haben. Aber der Ehrgeiz war für ihn nicht wichtiger als der Mensch. Das hat er uns vorgelebt.

Ulrich Grobe (enger Freund von Rissmann/ehemals BG-Vorstandsmitglied): Fredi hatte keine Vorbehalte gegen Abstammung, Hautfarbe oder Religion – für ihn waren alle Menschen gleich. Du konntest mit ihm in die schlimmsten Spelunken gehen, Fredi hat alle Menschen so genommen, wie sie sind. Was er auch in all den Jahren für eine Integrationsarbeit für die Stadt Hagen geleistet hat – unglaublich. Ich könnte ohne Enden Geschichten über Fredi erzählen, die meisten davon sind aber nicht für die Zeitung (lacht). Fredi war ein ganz wertvoller Mensch, sein Charakter war einzigartig. Er hatte Ecken und Kanten und konnte auch ein Sturkopf sein. Fredis Motto lautete: Bevor mir zu viele drin hängen, mache ich es lieber selbst. In seine BG hat er über die Jahre sehr viel investiert. Seine Spieler und Trainer gingen für ihn über alles. Fredis Tod ist für so viele ein herber Verlust.

Saleh Taha (Geschäftsführer BG Hagen/Geschäftspartner von Fredi Rissmann): Fredi war für mich Familie, seit ich Anfang 2000 eine Ausbildung bei ihm begonnen hatte. Er war mein Mentor, Berater – eigentlich war er alles für mich. Sein Tod hinterlässt eine Riesenlücke. Eigentlich wollte Fredi früher mal Sozialarbeiter werden, aber über sein Engagement im Sport war er ja wie ein Sozialarbeiter. Er hat Kinder von der Straße geholt und gefördert, die sonst vielleicht auf den falschen Weg geraten wären, so wie mich. Auf Fredi konntest du dich immer verlassen. Und dank ihm ist BG Hagen nicht nur ein Verein, sondern eine harmonische Gemeinschaft. Wir sind gemeinschaftlich stark und keine Einzelkämpfer – das war Fredi immer wichtig. Er konnte Menschen verbinden und versöhnen wie kein Zweiter. Fredi hat immer das Menschliche verkörpert, und genau das fehlt in unserer heutigen Gesellschaft überall.

Von links: Reinhard Flormann, Michael Rosenthal, Fredi Rissmann (2013).
Von links: Reinhard Flormann, Michael Rosenthal, Fredi Rissmann (2013). © Beba Ilic/ARCHIV

Reinhard Flormann (Vorsitzender TSV Fichte Hagen): Ich bin seit 1993 Vorsitzender von Fichte Hagen und von Anfang an hatte mich Fredi, als Leiter unserer Basketball-Abteilung BG, immer gefragt: Reinhard, hast du nicht mehr Moos für uns Basketballer? (lacht) Er war auch immer kritisch, aber das war gut so. Fredi und ich hatten immer ein gutes Verhältnis, wir haben viele schöne Stunden zusammen erlebt. Gerne erinnere ich mich daran, als er 2013 in Eilpe die Sportehrenplakette vom Oberbürgermeister bekam. Da wurde ihm geraten, sich nach der Auszeichnung einen zu trinken, und das tat er auch. Bei unseren Fichte-Sitzungen war Fredi immer konstruktiv beteiligt, selten gab es ein böses Wort. Er wird unvergessen bleiben. Ich hoffe, dass die BG Hagen auch ohne ihn auskommen wird.

Thomas Rehrmann (enger Freund von Fredi Rissmann/ehemaliger BG-Spieler): Ich kannte Fredi seit 1989, seitdem wir damals die Hobbytruppe BG 8 gründeten, die Fredi dann coachte. In der Mannschaft waren Experten wie Froese, Hermesmann und Reschop. Ich habe so viele Sachen mit Fredi erlebt. Ich werde nie vergessen, wie er bei unserer Mannschaftsfahrt in Zell am See so starke Schmerzen in den Beinen hatte, dass er nicht mehr Skifahren konnte. Das lag daran, dass er den linken Schuh am rechten Fuß hatte und umgekehrt. Ich konnte es kaum glauben und habe ihn aus Spaß geschubst, so dass Fredi in eine Hecke flog und in einem Vorgarten landete. Ich dachte mir: Was hast du jetzt gemacht? Aber Fredi lachte sich nur kaputt. Er konnte immer über sich selbst lachen. Geschichten über Fredi gibt es ohne Ende. Wir waren so viele Jahre eng befreundet, haben gemeinsam Urlaube gemacht. Ich bin auch bei Fredi in die Lehre gegangen. Er wird unheimlich fehlen.

Fredi Rissmann (rechts) begrüßt Tome Zdravevski im Januar 1993 bei seiner BG Hagen.
Fredi Rissmann (rechts) begrüßt Tome Zdravevski im Januar 1993 bei seiner BG Hagen. © archiv | Axel Gaiser

Axel Gaiser (fast 30 Jahre WP-Lokalsportredakteur in Hagen): Es war das erste Foto des noch jungen Sportredakteurs. Es muss im Januar 1993 gewesen sein, die BG Hagen hatte mich zur Vorstellung eines neuen Spielers gebeten. Tome Zdravevski war aus Mazedonien gekommen, sollte in der 2. Bundesliga helfen, streifte das Hemd mit dem Werbe-Schriftzug „Stahlhandel Rissmann“ über. Mit ihm war Klubchef Fredi Rissmann, wie so oft, ein guter Griff gelungen.

30 Jahre später ist Zdravevski immer noch bei der BG, auch mich hat Fredi Rissmann durch fast drei Jahrzehnte im Hagener Lokalsport begleitet. Auf äußerst nachhaltige Weise. Im hochklassigen Hagener Basketball kamen und gingen Spieler, Trainer und Geschäftsführer häufig im Jahresrhythmus. Doch Fredi war immer da. Gerade dann, wenn die Not bei den Bundesliga-Korbjägern am größten war. Nach der Brandt-Insolvenz Ende 2003 gründete er Phoenix, gab dazu die Zweitliga-Lizenz der BG. Und als Phoenix 2016 pleite war, ging er mit Regionalligist BG in die Ischelandhalle. Um vor 1000 Zuschauern die Basketball-Flamme am Leben zu erhalten.

Denn das Wohl des Hagener Basketballs lag dem BG-Patron, wie ihn ein junger Kollege einmal treffend nannte, am Herzen wie kaum jemandem. In der Historie der Korbjäger mangelt es sicher nicht an Legenden, so hängen die Trikots von drei Assen verdient am Ischeland unter der Hallendecke. Blickt man auf das Wirken von Fredi Rissmann in einem halben Jahrhundert, so gehört mindestens ein Stück Stoff mit seinem Namen in der Eilper Rundturnhalle unters Dach. Oder, wie schon vorgeschlagen, ein Gedenkstein vor die Halle. In Übergröße.