Wetter. Alles wird aktuell teurer, auch der Sport im Verein. Warum Wetters größter Sportverein am Mittwoch die Beiträge deutlich erhöhen will:
Energiekrise und Inflation, die aktuellen Kostensteigerungen in vielen Lebensbereichen, all das macht auch vor den Sportvereinen nicht Halt. Der TuS Wengern, der bereits im Sommer nach Corona-Pandemie, Mitglieder-Rückgang und geschlossenen Sportstätten einen (erfolgreichen) Hilferuf an Mitglieder, Freunde und Gönner gerichtet hatte, will aus diesem Grund die Mitgliedsbeiträge ab 2023 um gut ein Drittel steigern. Und lädt deshalb am Mittwoch zur außerordentlichen Mitgliederversammlung in die Elbschehalle (18.30 Uhr). „Langfristig müssen nicht nur wir wir die Beiträge erhöhen“, macht der 1. Vorsitzende Holger Hörenbaum deutlich - und ist überzeugt: „Das werden viele andere Vereine auch noch merken.“
Statt bisher 96 Euro nun 132 Euro pro Jahr für Erwachsene, statt 52 nun 88 Euro für jedes Kind. Und ein Rentner-Ehepaar, das bisher für zusammen 96 Euro zwölf Monate Sport beim TuS Wengern treiben konnte, zahlt künftig 168 Euro. Die geplante Steigerung der Beiträge ist deutlich, um mehr als ein Drittel. „Jeder wird sagen, das ist aber ein Happen“, weiß Klubchef Hörenbaum, man habe das Thema im erweiterten Vorstand mehrere Stunden diskutiert: „Aber wenn wir jetzt nicht sofort eingreifen, entsteht ein Defizit, bei dem wir irgendwann sagen müssen: Wir können den Laden zumachen.“ Die letzte Beitrags-Erhöhung beim TuS Wengern datiert aus dem Jahr 2019.
Keine 20 Cent pro Übungsstunde
Die aktuelle Situation sei „für uns alle sehr herausfordernd, was natürlich auch für unseren Verein gilt“, hat der TuS-Vorstand den Mitgliedern bei der Einladung zur außerordentlichen Versammlung geschrieben. Und im Vorstands-Antrag zur „Beitragsanpassung 2023“ heißt es: „Die Erhöhung der Beiträge ist zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit und zur Aufrechterhaltung der Satzungszwecke (Sportangebot) des Vereins erforderlich.“ Pro Mitglied werde der Beitrag um drei Euro pro Monat erhöht, verweist Hörenbaum weg vom Jahresbeitrag und relativiert: „Pro Übungsstunde sind das noch nicht einmal 20 Cent mehr.“ Gleichzeitig eröffne man durch die neu eingeführte halbjährliche oder quartalsweise Zahlung der Mitgliedsbeiträge die Möglichkeit, „die deutliche Mehrbelastung besser über das Jahr zu verteilen“. Und verweist ausdrücklich auf die Möglichkeit, für Kinder unter 18 Mittel für soziale Teilhabe zu beantragen oder Hilfe über den Sozialfonds des Vereins zu erhalten.
Dass Wetters größter Sportverein finanzielle Sorgen hat, war bereits bei der Jahreshauptversammlung im Mai und in der Folge bei der Vorstandsbitte um Unterstützung deutlich geworden. Während der Corona-Pandemie war die Mitgliederzahl von 1400 um etwa 300 auf 1100 gesunken, mittlerweile liegt man bei 1060 Mitgliedern. „Wir hatten da noch mit deutlich mehr Kündigungen gerechnet“, sagt Hörenbaum. Der Gesamtumsatz, das ergab schon der Kassenbericht für 2021, war deutlich gesunken, weil viele Einnahmen durch wegfallende Veranstaltungen ausblieben, dagegen Kosten wie Miete, Pacht, Heizen, Versicherungsprämien oder Verbandsabgaben blieben oder sogar stiegen. Die lange und immer noch anhaltende Schließung des Sport- und Freizeitbades Oberwengern wegen dessen Sanierung habe für Mitgliederrückgang und angesichts wegfallender Schwimmkurse für geringere Einnahmen gesorgt. „Und in nächster Zeit wird auch die Brasberg-Halle renoviert und ist mindestens ein Dreiviertel-Jahr zu“, ergänzt Hörenbaum.
Vereinsleben nimmt Fahrt auf
Dass die Finanzsorgen trotz der erfolgreichen Sammelaktion - so konnte man ein Finanzdefizit in Höhe von gut 10.000 Euro tilgen - noch größer werden würden, hatte Wengerns Klubchef schon im Juli befürchtet. „Im nächsten Jahr rechne ich noch mit deutlich höheren Kosten durch die stark steigenden Energiepreise. Das Thema hat sich nicht in drei, vier Monaten erledigt“, sagte Hörenbaum damals. Das hat sich beim Großverein, der 20 Sportarten anbietet und über einige vereinseigene Anlagen verfügt, deren Betrieb teurer geworden ist, nun bewahrheitet. Auch wenn das Vereinsleben wieder Fahrt aufgenommen hat, mittlerweile wieder Dart-Turniere ebenso wie Bogensport-Pokale oder Aktionstage stattfinden. Eine deutliche Beitragserhöhung hält der Wengeraner Vorstand jetzt für unumgänglich, um zeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. „Natürlich hätten wir jetzt auch die Beiträge etwas weniger erhöhen können“, sagt Hörenbaum, „aber dann hätten wir in zwei Jahren wieder angefangen.“