Herdecke. „Walking Football“ wurde beim FC Herdecke-Ende getestet. Warum nicht nur Laufen hier strengstens verboten ist:
„Der rennt doch, das ist nicht erlaubt!“ Lautstark hallen die Proteste über das Kleinspielfeld am Kalkheck. Denn bei diesem Sport gilt es, auf dem Boden zu bleiben, mit mindestens einem Fuß. Und das fällt den 21 Ex-Fußballern, die hier wieder aktiv werden wollen, zunächst sichtlich schwer. Beim FC Herdecke-Ende wird „Walking Football“ vorgestellt, also „Geh-Fußball“, eine altersgerechte und gesundheitsfördernde Variante des Kickens. Und dessen oberste Regel, die die Teilnehmer zuvor im theoretischen Teil kennengelernt haben, lautet: Laufen ist streng untersagt. In Ende will man in „Walking Football“ nicht nur hineinschnuppern, sondern das Gesundheitssport-Angebot dauerhaft etablieren.
Fotos- Walking Football begeistert beim FC Herdecke-Ende
Anke Meckler steht auf dem Kalkheck-Platz am Rande - und staunt. „Die waren begeistert und hatten glänzende Augen wie die Kinder, als sie auf den Platz gegangen sind“, beschreibt die Geschäftsführerin des FC Herdecke-Ende die Rückkehr von knapp zwei Dutzend ehemaliger Fußballer, die aus Gesundheits- oder Altersgründen meist schon länger aufgehört haben, auf das Feld der Träume. 74 ist der älteste der 21 Teilnehmer, die wie Ex-Klubchef Norbert Ramm oder Reserve-Trainer Ralf Eckleder vornehmlich vom Gastgeber-Verein kommen, aber auch vom SuS Volmarstein, mit dem man bei den Oldies Ü50 eine Spielgemeinschaft bildet.
„Vor allem Ex-Altherren die mit ihrer sportlichen Aktivität abgeschlossen haben, sind dabei“, weiß Endes Altherren-Obmann Martin Steinhage, der den Aktionstag „Walking Football und Fußballfitness für Ältere 55+“ initiiert hat. Und das neue Angebot, das auch Ex-Kicker mit Gelenkproblemen oder Übergewichtige ohne größeres Gesundheitsrisiko wieder in Bewegung und an den Ball bringt, gemeinsam mit Patrick Lechtermann vom Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen auch vorstellt. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fußball, so wirbt er, sei die Belastung beim „Walking Football“ gut steuerbar.
Kein Abseits, keine Kopfbälle
Nach Lauf- bzw. Geh-Übungen und Fang- und Staffelspielen zum Aufwärmen wird in Ende auf zwei Feldern zügig auf (kleine) Tore gespielt. Ohne Torwart, den gibt es beim „Walking Football“ eben so wenig wie Abseits, Grätschen oder Tacklings, denn harter körperlicher Kontakt und Fouls sind verboten. Und Kopfbälle, denn der Ball darf maximal hüfthoch gespielt werden. Dass auch Steilpässe in den freien Raum wenig Sinn machen, weil die ja niemand erlaufen kann, merken die Geh-Fußballer schnell. Präzise Flachpässe in den Fuß sind gefragt, so kann man sich langsam in Richtung Tor vorarbeiten.
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„Was haltet ihr von den Regeln“, fragt Patrick Lechtermann in einer Spiel-Pause. Und baut dann noch eine Torschusslinie ein, ab der erst Treffer erzielt werden können. Der FLVW-Trainer weiß um das wachsende Interesse an „Walking Football“, das aktuell bei 60 bis 70 westfälischen Vereinen angeboten werde: „Und jede Woche kommt ein Verein hinzu.“
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Neuer Termin am 21. Oktober
Ein weiterer könnte der FC Herdecke-Ende sein, als erst zweiter Verein im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr nach der SG Vorhalle 09. Denn am Kalkheck würde Steinhage gern eine feste Walking-Football-Gruppe etablieren, der Freitag ist als Trainingstag bereits avisiert. Nach Anfragen von Jüngeren, denen er zum ersten Workshop absagen musste, will er den Teilnehmerkreis auch nicht mehr auf 55+ reduzieren. Am 21. Oktober ist bereits ein nächstes Gehfußball-Training terminiert, die meisten Teilnehmer wollen wiederkommen. Und vielleicht sitzen dann wieder einige interessierte Spieler des Bezirksliga-Teams am Rand - und kommentieren die Aktionen fleißig. Ein Rollentausch, wo doch sonst die Altvorderen gern die aktuelle Fußballer-Generation kritisieren. „Wir geben jetzt alles zurück“, lacht FC-Abwehrrecke Daniel Meckler als Zaungast mit Kaltgetränk bei der Ender Geburtsstunde des „Walking-Footballs“.