Rotterdam/Den Haag. Hagener Leichtathletin Franziska Mertens nimmt bei „World Police & Fire Games“ teil – und räumt ordentlich ab.

So ganz einordnen kann Franziska Mertens das Erlebte immer noch nicht: „Das war schon eine andere Erfahrung als ein typischer Leichtathletik-Wettkampf. Zum einen war alles eine Nummer größer, als man es von normalen Wettkämpfen gewohnt ist, und das Teilnehmerfeld war international gemischt.“

Aber dennoch herrschte eine ungewohnt lockere Atmosphäre, die die Sportlerin, die für den TSV Hagen 1860 startet, so sonst nicht kennt: „Einige haben es eher als einen Spaßwettkampf angesehen und haben sich einfach gefreut, dabei zu sein. Sonst konzentrieren sich alle auf sich selbst und auf das Gewinnen.“

62 Sportarten

Ihre erste Teilnahme bei den „World Police & Fire Games“ war für die 26-jährige Hagener Zollbeamtin am Ende beides: ein großer sportlicher Erfolg und eine tolle Erfahrung. Bei den „World Police & Fire Games“, quasi den olympischen Spielen für Behörden, treten Polizisten, Feuermänner, Zollmitarbeiter und andere Bedienstete, die für den Staat arbeiten, in 62 Sportarten gegeneinander an. Neben olympischen Sportarten wie beispielsweise Leichtathletik und Tischtennis messen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem auch in Feuerwehrwettkämpfen.

Bisstest bestanden: Die Hagenerin bringt zwei Goldmedaillen mit.
Bisstest bestanden: Die Hagenerin bringt zwei Goldmedaillen mit. © Privat

„Es ist alles auf uns Beamte ausgelegt“, sagt Franziska Mertens und ergänzt: „Da gibt es auch Wettkämpfe mit Polizeihunden oder Schießübungen.“ Zum ersten Mal überhaupt nahm eine deutsche Delegation des Zolls an den Wettkämpfen teil – und schickte gleich 42 Sportlerinnen und Sportler ins Rennen. 2019 fand das Event noch in China statt, in den Jahren zuvor oftmals in den USA. Die diesjährige Austragung im niederländischen Rotterdam war für das deutsche Team ein entscheidender Vorteil bei der Anreise.

Um in das Nationalteam aufgenommen zu werden, mussten Franziska Mertens und ihre Mitstreiter eine Bewerbung an die Deutsche Zollsporthilfe schreiben, die daraufhin das Team zusammenstellte. Aus allen Bundesländern und Städten kamen die Beamten und Beamtinnen zusammen. Für Mertens, die seit dem Ende ihrer Ausbildung 2018 bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit in Hagen arbeitet, waren es viele unbekannte Gesichter, „aber das Zusammengehörigkeitsgefühl kam wirklich sehr schnell“. Die Hagenerin ging in der Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen an den Start.

Gelungener Start beim Diskus

Und gleich bei ihrer ersten Disziplin, dem Diskuswerfen, setzte sie ein Ausrufezeichen und holte mit einer Weite von 31,62 Metern die Silbermedaille. „Ich konnte vorher nicht einschätzen, gegen was für eine Konkurrenz ich antreten werde“, war sich die 26-Jährige noch unsicher, „aber als ich dann so einen guten Start hatte, hat mich das beflügelt.“ Und es ging noch höher hinaus: Sowohl beim Kugelstoßen (10,42 Meter) als auch beim Speerwerfen (46 Meter), ihrer Paradedisziplin, sicherte sich Mertens die Goldmedaille. Einziger Wermutstropfen: Für den Rekord der Spiele, der bei knapp über 47 Metern liegt, reichte es nicht.

Voller Erfolg bei der ersten Teilnahme: Dreimal steht Franziska Mertens bei den „World Police & Fire Games“ auf dem Podium.
Voller Erfolg bei der ersten Teilnahme: Dreimal steht Franziska Mertens bei den „World Police & Fire Games“ auf dem Podium. © Privat

Dabei war Mertens mit großen Plänen angereist: „Die 48 Meter wollte ich eigentlich schon knacken.“ Allerdings fanden die Leichtathletik-Wettkämpfe nicht wie die restlichen Sportarten in Rotterdam, sondern in einem Stadion in Den Haag statt. „An dem Tag kam besonders viel Wind vom Meer. Das waren schwere Bedingungen.“ Dass sie dennoch auf eine Weite von glatten 46 Metern kam, macht die Hagenerin, die fünfmal in der Woche trainiert, stolz. Abschließend ging sie noch über die 200-Meter-Sprintdistanz an den Start und schaffte auch ihr angepeiltes Ziel unter 28 Sekunden zu bleiben (27,82 Sekunden), für eine weitere Medaille reichte es aber nicht. „Ich bin doch nicht so die Sprinterin“, muss sie mit einem Lächeln eingestehen.

Doch ihre Gesamtleistung schmälert das nicht. Zu den 46 Medaillen des deutschen Teams steuerte sie drei bei – und unterstützte an ihren freien Tagen auch tatkräftig die Kolleginnen und Kollegen bei deren Wettkämpfen.

Im kommenden Jahr finden die „World Police & Fire Games“ im kanadischen Winnipeg statt. „Dort möchte ich auf jeden Fall teilnehmen“, hat Mertens nach ihrer ersten Teilnahme große Ambitionen: „Ich möchte den Rekord im Speerwerfen brechen. Wenn der eigene Name dort steht, ist das schon etwas Besonderes.“

+++Herbstmeeting beim TSV Hagen 1860+++

Am 3. September findet das 8. Herbstmeeting des TSV Hagen 1860 im Ischelandstadion statt.

Für Leichtathletin Franziska Mertens und viele andere Sportlerinnen und Sportler wird es der letzte Wettkampf der Saison.

Die 26-Jährige möchte sie vor allem im Speerwerfen noch einmal beweisen, wo ihre momentane Bestweite bei 49,46 Metern liegt.

Von den Jahrgängen W8/M8 bis zu den Senioren können alle Altersklassen gemeldet werden. Anmeldungen nimmt der TSV Hagen online noch bis zum 30. August entgegen unter tsvhagenleichtathletik@gmx.de.