Hagen. Der Hagener Rafael Agacinski ist schon länger als Scout tätig, nun auch noch für den spanischen Topklub Atlético Madrid als Campleiter & Trainer.

Rafael Agacinski (28) ist eigentlich Spielertrainer beim Fußball-A-Ligisten SC Berchum/Garenfeld U23. Allerdings ist er nur noch sporadisch im Waldstadion anzutreffen. Agacinski arbeitet seit mehreren Jahren als Talentscout und ist mittlerweile als Trainer und Fußballcampleiter beim spanischen Erstligisten Atlético Madrid tätig. Im Interview erzählt er uns von seinen spannenden Aufgaben.

Herr Agacinski, wie sind Sie in den Scouting-Bereich gekommen?

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Rafael Agacinski: Seit drei Jahren sichte ich Talente für den polnischen Fußballverband, in der Zeit habe ich mir ein Netzwerk aufgebaut. Ich studiere Fußballmanagement an der Uni Dortmund/Unna. Während des Studiums habe ich Praktika bei Bayer Leverkusen und beim MSV Duisburg im Scouting absolviert. Beim MSV war ich auch in der Spielanalyse tätig. Daraufhin habe ich in den Bereichen auch Weiterbildungen gemacht, um überall auf dem neusten Stand zu sein. Letztes Jahr habe ich beim polnischen Erstligisten Warta Posen, in diesem Frühjahr noch mal bei Bayer Leverkusen hospitiert. Bei Berchum/Garenfeld habe ich im letzten Jahr als Co-Trainer die U23 übernommen – das war überragend, auch weil ich dadurch meine B-Lizenz machen konnte. Der Verein ist großartig und entwickelt sich prächtig, das macht viel Spaß.

Wie sieht solch eine Scouting-Tätigkeit bei einem Erstligisten aus?

Leverkusen ist ein Top-Klub, auch europaweit. Da sind die Strukturen sehr professionell, die kennen alle Spieler. Einerseits bekommt man Spiele zugewiesen. Meine Aufgabe war, dass ich eine Liga bekommen habe, die ich scouten sollte. In erster Linie geht es um die Philosophie des Vereins – welche Spieler passen dazu? Man schaut quasi den ganzen Tag Fußball, macht seine Notizen und kommt dann irgendwann zu Ergebnissen. Aufgrund von Corona konnte man dann auch kaum reisen und war mehr auf Videoanalyse angewiesen. Als Programm wird Wyscout genutzt. Dort kann man sämtliche Spiele aus Profiligen der ganzen Welt schauen – alle Partien sind auf Video. Das geht sogar bis zum Jugendbereich herunter. Und das Geniale dabei ist, dass man sich bestimmte Spieler herauspicken kann. Bei den Hospitationen habe ich spannende Einblicke in die Arbeit der Trainer und der Sportdirektoren bekommen.

Das Atlético-Logo prangt auf seiner Brust: Rafael Agacinski.
Das Atlético-Logo prangt auf seiner Brust: Rafael Agacinski. © Unbekannt | Privat

Und bei Duisburg?

Bei Duisburg gab es Wy-Scout nicht. Ich war dort bei der U19 tätig und habe dann die Spiele der U19 aufgenommen und aufgearbeitet. Wegen Corona war bei Duisburg nicht viel möglich.

Mittlerweile arbeiten Sie für den berühmtem spanischen Spitzenklub Atlético Madrid. Wie kam es dazu und was machen Sie da genau?

Ich schaue jeden Tag auf speziellen Fußballseiten, auf denen Vereine Stellen ausschreiben. So war das auch bei Atlético Madrid, denen habe ich dann umgehend geschrieben. Die haben sich noch am selben Tag bei mir gemeldet und wir haben ganz schnell zueinander gefunden. Ich arbeite für Atlético als Trainer und organisiere auch Training Camps für Kinder zwischen 6 und 19 Jahren – so etwas macht Real Madrid auch schon in Deutschland. Ich bin quasi der Camp-Leiter, der alles organisiert und als Trainer Ansprechpartner für meine spanischen Kollegen. Wir trainieren anhand der spanischen Philosophie. Ich reise inzwischen quer durch Deutschland – wir hatten bereits Camps in Berlin und Hamburg. Das ist eine tolle Erfahrung für mich.

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Durften Sie schon den legendären Atlético-Trainer Diego Simeone oder jemanden aus seinem Trainerteam kennenlernen?

Noch nicht, aber fliege noch in diesem Jahr dorthin. Ich hoffe natürlich ihn und auch den einen oder anderen Spieler von Atletico treffen zu können. So eine Legende wie Fernando Torres zu treffen, wäre schon geil (grinst).

Sie haben auch an einem Buch mitgearbeitet.

Ja! Mein Professor – Prof. Dr. Philipp Kaß – mit dem ich viel zusammen arbeite, hat ein Buch mit dem Titel „Technik – Athletik – Kognition“ geschrieben. Und dabei habe ich ihn unterstützt. Das Buch stellt verschiedene Trainingseinheiten vor und ist in verschiedene Bausteine aufgeteilt. Von den Einheiten habe ich viele Übungsabläufe beschrieben, welche Variationen man einbauen kann und worauf man als Fußballtrainer achten muss.

Rafael Agacinski ist Trainer beim A-Kreisligisten SC Berchum/Garenfeld II.
Rafael Agacinski ist Trainer beim A-Kreisligisten SC Berchum/Garenfeld II. © WP | Michael Kleinrensing

Worum dreht sich Ihre Bachelorarbeit?

Meine Bachelorarbeit dreht sich um Scouting im Nachwuchsfußball. Da konnte ich sehr interessante Interviewpartner gewinnen, etwa von Ajax Amsterdam, Juventus Turin, Bayer Leverkusen oder Eintracht Frankfurt. Ich stehe auch in Kontakt mit einer speziellen Agentur, die sich mit Datenscouting befasst. Ich habe auch bei englischen Vereinen angefragt, aber die wollen nicht viel von sich preisgeben.

Was genau hat es mit Datenscouting auf sich?

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Das ist von der Firma Global Soccer Network. Man sichtet Spieler anhand von Statistiken. Ein Algorithmus wandelt visuell alle Laufwege und Aktionen von jedem Fußballspieler auf dem Feld in Daten um. Das dient als Hilfestellung. Danach geht man in die Videoanalyse und entdeckt vielleicht Fähigkeiten, die der Algorithmus noch nicht abdecken oder in qualitative Daten fassen kann.

Wo soll die Reise noch für Sie hingehen?

Ich möchte das Maximum herausholen und so viel wie möglich lernen. Mein Ziel ist es, in einem größeren Verein zu arbeiten. Es soll in Richtung Scouting und Spielanalyse gehen. Nächstes Jahr möchte ich an der Sporthochschule Köln meinen Master in Spielanalyse machen. In den Bereichen möchte ich ein Experte auf Top-Niveau werden - Ich bin mit einigen Vereinen in Kontakt und wurde auch schon von Ajax Amsterdam eingeladen, um mir das vor Ort anzuschauen.