Herdecke. Er war auf dem Weg, der beste Ringer Deutschlands zu werden – doch dann kam der Krebs. Nach vier Jahren Pause gibt er nun sein Comeback.
Selten gibt es Sportler, die ein so bewegtes Leben haben, wie es bei Maximilian Lodwich der Fall ist. In seiner Jugend- und Teenagerzeit war er auf dem Weg, einer der besten nationalen Ringer zu werden – auch die Weltmeisterschaft hatte er damals im Blick. Doch dann kam eine schwere Krankheit dazwischen, später verlor er die Lust an seinem Hobby. Nun will der 39-Jährige es aber noch einmal wissen: Nach vier Jahren Pause gibt er beim Oberligisten TSG Tigers Herdecke sein Comeback auf der Matte.
Ringen ist ja nicht gerade eine Volkssportart – wie sind sie zu ihrer Leidenschaft gekommen?
Maximilian Lodwich: Ich war schon immer vom Kampfsport begeistert. Als Kind habe ich immer alle möglichen Sachen wie Wrestling im Fernsehen geschaut. Oder ich habe, weil ich auch ein großer Comic-Fan war, Bilder von Leuten mit vielen Muskeln gemalt. Das Interesse war also schon sehr früh da. Zum Vereinssport bin ich über Bekannte gekommen.
Und schnell haben Sie sich als großes Talent entpuppt. Wie sahen Ihre Jahre als Ringer aus, als Sie noch im Nachwuchs waren?
Ich habe in der Jugend oft die Landesmeisterschaften gewonnen. 1999 war ich dann sogar in der B-Jugend Deutscher Meister. Das war etwas sehr besonderes und ich war sehr stolz auf mich. Zu der gleichen Zeit habe ich einen richtigen Leistungsschub nach vorne gemacht, weil ich sehr fleißig war. Meistens habe ich fünf Mal in der Woche trainiert und hatte zusätzlich oft noch einen Wettkampf. Die ganze Arbeit hat sich aber ausgezahlt.
Eine imposante Vita. Aber es ging für Sie leider nicht immer wie am Schnürchen weiter. Was passierte damals?
Als ich gerade 21 Jahre alt wurde, habe ich Hodenkrebs bekommen. Mir wurde erst gesagt, dass sei nur eine Narbe – also rang ich weiter und wurde mit meiner Erkrankung noch Deutscher Vizemeister. Doch als ich später beim Urologen war, kam die bittere Diagnose. Wenn man den Krebs früher erkannt hätte, wäre die Erkrankung vielleicht nicht so schlimm verlaufen.
Wie sind Sie damals mit der Diagnose umgegangen?
Das war keine einfache Zeit. Ich frage mich bis heute, wie ich das alles damals geschafft habe. Ich weiß noch, dass ich mir nicht so viele Gedanken gemacht habe. Über den Tod habe ich zum Beispiel nie nachgedacht.
Es war aber nicht nur ein gesundheitlicher Einschnitt, sondern auch ein sportlicher. Wie hat sich der Krebs auf Ihre Karriere ausgewirkt?
Ich musste ungefähr 1,5 Jahre gegen den Krebs kämpfen. In der Zeit sind die Anderen alle an mir vorbeigezogen. Außerdem war ich einen Schritt davor, für Deutschland zur Weltmeisterschaft zu fahren. Doch die Diagnose hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Wie lief es es für Sie, als Sie nach der langen Pause wieder mit dem Ringen anfingen?
Es hat sich einiges in meinem Kopf verändert. Es wurden für mich andere Sachen wichtiger – dass ich mein Leben genieße unter anderem. Ich war einfach froh, dass ich alles gut überstanden hatte. Ich wollte zwar immer noch meine Wettkämpfe gewinnen, aber es ging mir nicht mehr darum, dass ich mal etwas Großes erreiche.
Vor vier Jahren dann der nächste Rückschlag. Was war passiert?
Ich hatte mir in einem Kampf den Knorpel im Nacken angerissen. Die Verletzung musste ich dann fast ein halbes Jahr auskurieren lassen. Es hat sich längere Zeit so angefühlt, als hätte man falsch geschlafen.
Was haben Sie gemacht, als Sie wieder fit waren?
Ich hatte danach keine Lust mehr, weiter zu Ringen. Es rückten andere Sachen wie meine Kinder in den Vordergrund. Deswegen habe ich vor knapp vier Jahren mit meinem Hobby aufgehört.
Nun haben Sie allerdings wieder angefangen mit dem Ringen. Was sind Ihre Beweggründe?
Ich habe einfach wieder Lust bekommen, auf die Matte zu gehen. Damit möchte ich es mir noch einmal selber beweisen. Aber der Spaß steht jetzt für mich deutlich im Vordergrund. Verlernt habe ich zwar nichts, aber körperlich muss ich mich erst wieder daran gewöhnen, wieder zu ringen.
Wenn der Erfolg nicht mehr an erster Stelle steht, was rückt dann weiter nach vorne?
Wir haben viele gute Nachwuchskräfte in unserer Jugend, die mir sehr am Herzen liegen. Leon Suslin zum Beispiel, bei dem ich viele Parallelen zu mir selber sehe. Meine Erfahrungen möchte ich an ihn und die anderen Jugendringer weitergeben.