Herdecke. Noch lange nicht fußballmüde ist Peter Wongrowitz. Warum der 71-jährige Fußballlehrer aus Herdecke einen B-Kreisligisten übernimmt:
Es ist ein Schritt zurück zu den Wurzeln. Zurück auf die rote, früher allgegenwärtige Asche. Vor einem halben Jahrhundert begann Peter Wongrowitz auf diesem Untergrund am Bleichstein bei der TSG Herdecke seine Karriere, die ihn als Coach und Scout zu FC Schalke 04, Borussia Dortmund und KFC Uerdingen brachte. Jetzt kehrt der Fußballlehrer mit 71 Jahren auf die Asche zurück, zumindest an deren Rand. Der Herdecker übernimmt das Traineramt bei den Sportfreunden Schnee, die auf einem Hartplatz mit dem bezeichnenden Namen „Zum Hasenhölzken“ antreten.
„Der Deal“, das betont Peter Wongrowitz, „hätte auch für die Kreisliga C gegolten.“ In der untersten Fußball-Spielklasse muss der Herdecker, zuletzt noch beim Nachwuchs des TuS Ennepetal aktiv, nun aber nicht coachen. Denn in der Saison-Endphase schafften die Sportfreunde Schnee noch den Klassenerhalt in der Kreisliga B4 Bochum. An die Namen der Gegner dort - am Montag ist zum Saisonfinale 2021/22 der FC Sandzak-Hattingen am Hasenhölzken zu Gast - kann sich Wongrowitz nun schon einmal gewöhnen. „Ich freue mich total darauf“, sagt er zu seiner neuen Aufgabe, „das ist der Fußball, der mir gefällt.“
Seiner neuen Mannschaft, die er im Sommer übernimmt, hat er sich nach seiner Verpflichtung Anfang Mai schon vorgestellt. Von Oktober bis April, so Wongrowitz, werde er vollständig für das Team da sein. In den Sommer-, Herbst- und Osterferien hat der Herdecker noch andere Aufgaben: Insgesamt elf Wochen ist er als verantwortlicher Trainer der Fußballschule von Michael Rummenigge auf Sylt unterwegs, um dort Fußball-Camps abzuhalten. Dieses Engagement ist auch ein Grund, dass es Wongrowitz auf die Asche in der Kreisliga B verschlägt. „Ich habe noch Angebote aus der Oberliga gehabt“, sagt er, „aber das geht nicht, da müsste ich voll da sein. Und da ist mir die Fußballschule wichtiger.“
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Bei einer Anfrage von Kris Katzmarek, Sportlicher Leiter und bisher Trainer der Sportfreunde-Mannschaft, musste Wongrowitz so nicht lange zögern: Ein Trainer-Amt im an Herdecke-Ende angrenzenden Wittener Ortsteil Schnee machte für ihn Sinn. „Das ist für mich ja fast direkt vor der Haustür, dahin kann ich mit dem Fahrrad fahren“, sagt der 71-Jährige: „Im Prinzip ist das ja Herdecke.“ Er wolle ein bisschen von seiner Erfahrung weitergeben, sagt er, an ein Aufhören als Trainer habe er noch nicht gedacht. „Einmal Fußball, immer Fußball“, sagt Wongrotz schmunzelnd: „Und ich bin ja noch relativ fit.“
Sensation für kleinen Verein
Bei den Sportfreunden Schnee zeigte man sich begeistert von der Zusage des erfahrenen Trainers mit der eindrucksvollen Vita. „Für einen kleinen Verein wie unseren ist solch eine Personalie schon eine ziemliche Sensation“, erklärte Kris Katzmarek, der in Wetter wohnt und früher bei SuS Volmarstein spielte: „Natürlich hoffen wir, dass durch ihn auch einige ambitionierte Spieler den Weg zu uns finden. Ein herausragender Trainer mit diesen Erfahrungen kann uns nur gut tun.“
Bisher hatte Katzmarek gemeinsam mit Sebastian Hennig die Schnee-Mannschaft gecoacht, jetzt übernehmen beide andere Funktionen im Verein. Und sollen eng mit Wongrowitz zusammenarbeiten und diesen vertreten, wenn er auf Sylt gefordert ist. „Die Jungs, die das jetzt noch machen, packen dann mit an“, sagt der neue Trainer, dessen Ziel einfach klingt: „Wir wollen Spiele gewinnen.“