Hagen. In der Kolumne „Hagener Platzgeschichten“ blickt Jürgen König auf den TSV Dahl, bei dem ein Ex-Profi in den 90ern für eine Sternstunde sorgte.
„Raaaducanu, Raaaducanu…!“ So schallte es von 1982 bis 1988 im Dortmunder Stadion, als der damalige Filigrantechniker Marcel Raducanu beim BVB seine Dribbelstärke zeigte und in 167 Spieleinsätzen insgesamt 31 Treffer erzielte. Der Fußballer des Jahres von 1980 (Rumänien) konnte zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht ahnen, dass er nach seiner aktiven Laufbahn auch mal Trainer in Hagen beim damaligen Bezirksligisten TSV Dahl 1878 werden würde.
Ein Hauch von Bundesligaluft in Dahl
Fotostrecke: Ruhrpotthelden spielen gegen den TSV Dahl.
Auch wenn es in den Neunzigerjahren nur ein kurzes Intermezzo von wenigen Monaten war: Der heute 67-jährige Ex-Profi versprühte erst jüngst wieder einen Hauch Bundesligaluft gemeinsam mit Ruhrpottheld Ingo Anderbrügge, der für den FC Schalke 04 insgesamt 321 Partien bestritt und 82 Treffer markierte, als man mit einem Benefizspiel am Kämpchen die Flutgeschädigten im besonders betroffenen Dahl unterstützte. Heino Raude kennt seinen Heimatklub so gut wie seine Westentasche. Kein Wunder, ist er schon seit 1948 mit dem Dahler Verein eng verbunden, also quasi ein Leben lang.
Das Kreisliga-Spiel in der Saison 1967/68 blieb dem heute 85-jährigen Insider besonders haften: „Die Nachholpartie mit Heinz Ruhnau, der vom SSV Hagen zu uns kam sowie dem technisch versierten und offensivstarken Artur Schulz vor 3000 Zuschauern Ostersamstag auf dem Harkortberg gegen Mitkonkurrent FC Wetter endete 2:2. Dadurch blieben wir kurz vor Saisonende vor Wetter und stiegen wenig später nach einem 16:0 gegen Eisenbahn Vorhalle auf. Das ganze Dorf hier stand Kopf und erstrahlte in den Vereinsfarben des damaligen FC Dahl in rot und weiß. Selbst Brücken, Straßenränder und sogar ein paar Autos wurden angestrichen.“ Heute ist das natürlich strengstens verboten!
Heute: Die beste Abwehr in der Kreisliga B1
Aktuell ist sehr bemerkenswert, dass der TSV Dahl um Coach Guido Kramps und Co-Trainer Gary Kuhls die beste Abwehr der Kreisliga B1 aufweist, obwohl man in dieser Saison schon dreimal verletzungsbedingt die Torhüter wechseln musste. Derzeit hilft der Altherren-Keeper aus. Die junge Truppe (Durchschnittsalter etwa 22 Jahre) spielt noch ziemlich brav und hat offenbar Angst vor der eigenen Courage. So sieht es jedenfalls der Chefcoach: „Dabei sind sie viel zu gut für die B-Liga!“
Christian Hyski, Florian Rüger, Nico Frank Dreesbach und Lenard Nikolaus Dreher trugen sich einige Male in die Torschützenliste ein. Aber der 27-jährige Michael Kupilas mit Oberliga-Erfahrung (früher TuS Ennepetal) schießt mit derzeit 18 Saisontreffern den Vogel ab. Zahlreiche durch Borkenkäfer geschädigte bzw. aus Vorsichtsmaßnahme bewusst abgeschlagene Fichten liegen brach am Hang direkt am Sportplatz, der zwischen Volme und Wald liegt, und geben ein etwas verwüstetes Bild ab.
Auch lesenswert: Kreisliga Hagen: Wo schon gefeiert und wo noch gebangt wird.
Völlig anders die Situation auf dem schmucken Kunstrasenplatz. Dort steht die junge Garde mit breiter Brust total aufrecht - also wie eine Deutsche Eiche.
In der Kolumne „Hagener Platzgeschichten“ blickt Fußballexperte Jürgen König auf Sternstunden und Rekorde heimischer Kicker zurück. Von 1982 bis 2004 berichtete er regelmäßig über den Hagener Fußball. Der 65-Jährige stürzt sich auch heute noch immer wieder in die Recherche rund um den Hagener Fußball und fördert dabei die eine oder andere Anekdote sowie Geschichte zutage.