Swakopmund/Herdecke. Der Start in den Grand Slam des Ultramarathons ist Michele Ufer gelungen. So läuft der Herdecker 250 km durch die Namib-Wüste:

Die erste Etappe dieses ganz besonderen Grand Slams hat er geschafft. Nach knapp 32 Stunden in der Wüste, zwischen kühlem Nebel und Hitze bis 55 Grad. Die ersten 250 von geplanten 1000 Kilometern ist Michele Ufer gelaufen, trotz später Corona-Infektion, Muskelproblemen und Hundebiss in der Vorbereitung. Und beim „Namib Race“ im Südwesten Afrikas, dem Auftakt zur „4 Deserts Ultramarathon Series“, wurde der Herdecker sogar erstmals mit einer Medaille belohnt: Wenige Wochen nach seinem 50. Geburtstag gewann der Extremsportler und Sportpsychologe, der den starken Gesamtrang fünf von 46 Startern belegte, in seiner Altersklasse. Und befand: „Gut 30 Jahre nach dem Ausstieg aus dem Leistungsfußball mal wieder ‘ne Trophäe überreicht zu bekommen, war dann schon ein cooler Move.“

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Medaillengewinner unter sich: Michele Ufer (links) gewinnt in der Altersklasse ab 50 Jahren
Medaillengewinner unter sich: Michele Ufer (links) gewinnt in der Altersklasse ab 50 Jahren © Unbekannt | Thiago Diz / RacingThePlanet

Dabei geriet der Start Ufers bei seinem ersten Ultramarathon seit drei Jahren kurzfristig noch in Gefahr. Zunächst durch eine „Last Minute Covid-Infektion“ wie es der Herdecker bezeichnete, erst nach einer sportmedizinischen Untersuchung in der Sportklinik Hellersen konnte er die Reise nach Namibia antreten. Dann musste er seine letzten Vorbereitungsläufe in der Heimat wegen Schmerzen im Oberschenkel, die bis in die Knie und Leiste ausstrahlten, abbrechen. Und schließlich biss ihn - schon vor Ort in Swakopmund - noch ein Hund in den Oberschenkel. Gegebenenfalls stehe eben Plan B an, mutmaßte Ufer vor der Abreise: „Safari statt Ultramarathon.“

Mehr als 50 Grad Hitze

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Auf die wilden Tiere musste er dann doch verzichten, stattdessen stellte er sich der Herausforderung des Sechsetappen-Laufs durch die Namib-Wüste. Bei dem alle Teilnehmer sich selbst versorgen mussten und nur einen Platz in einem Zelt und Wasser gestellt bekamen. Und es lief gut für den Herdecker, der die erste Etappe über 38 Kilometer - bei zwölf Grad und Nebel gestartet - direkt im Vorderfeld landete. Obwohl die Schmerzen in in Oberschenkel und Leiste zurückkehrten. „Insgesamt bin ich dann doch recht flott ins Etappenziel gekommen, gefühlt gelaufhumpelt“, bloggte Ufer, zeigte sich aber überzeugt: „Ich bin grad am richtigen Ort.“

Ein Eindruck, der sich an den nächsten Tagen nicht ändern sollte. „Endlich so richtig Wüste“, berichtete Ufer nach Etappe zwei: „Geile Sanddünen, ordentlich Sonne. Was für ein Privileg da rumlaufen zu dürfen.“ Als Etappe drei wegen extremer Hitze - das Thermometer zeigte 122 Grad Fahrenheit (50 Grad Celsius) - um 4,5 Kilometer verkürzt wurde, war der Herdecker wie elf andere schon im Ziel. Und am vorletzten Tag, als die längste Strecke von 73,5 Kilometern zu absolvieren war, kam er auf Rang vier nach 12:22,17 Stunden an „Lief ziemlich gut“, bloggte Ufer. Die letzten, meist durchweg walkenden Teilnehmer erreichten erst morgens um neun das Camp.

Im weiß-grauen Renndress

Die letzten zehn Kilometer zum Ziel des Namib Race an der Skelettküste am Rande von Swakopmund waren da vergleichsweise locker, nach einer Stunde lief Michele Ufer unter dem Banner durch. Als Gesamtfünfter, insgesamt 31:55,20 Stunden hatte er benötigt, nur Sieger Reinhold Hugo aus der Schweiz (25:05,01) und die beiden Japaner Terumichi Morishita und David Dano, waren deutlich schneller. „Es war wieder geil“, zeigte sich Ufer begeistert. Auch wenn es über eine Woche keine Dusche gegeben habe und er seine Klamotten wohl nie mehr sauber bekomme, ergänzte der Herdecker, der im weiß-grauen Renndress antrat. Und trotz aller Anstrengung von einem „ausgesprochen erfolgreichen“ Grand Slam Auftakt berichtete: „Wann sonst kann man schon bei 55 Grad Hitze und brutalem Gegenwind seinem Hobby frönen.“

Ganz so heiß wird es bei Ufers nächstem Rennen nicht werden, schon in einem Monat geht es in den Kaukasus. In Georgien, beim zweiten Lauf der „4 Deserts Ultramarathon Series“ werden den Startern „üppige grüne Täler, atemberaubende Nationalparks und malerische Dörfer auf dem Land, die über die Berge verstreut sind“ versprochen. Dann stehen die zweiten 250 der insgesamt 1000 Kilometer für den Herdecker an, der weiß: „Die Erholung ist nun entscheidend.“