Wetter. Eine außerordentliche Versammlung sollte die Weichen Richtung Zukunfts stellen. Kurz darauf trat das Führungs-Duo zurück:

Eine außerordentliche Mitgliederversammlung sollte die Weichen für eine positive Zukunft des SV Wetter 1981 stellen. Doch über den Weg dorthin wurde man sich nicht einig, mit einschneidenden Folgen für die Klubführung des Tischtennis-Vereins: Noch in der Nacht trat der langjährige 1. Vorsitzende Frank Melerra von seinem Amt zurück, einen Tag folgte auch sein Stellvertreter Reinhold Kleinevoss. „Während der Sitzung ist aufgefallen, dass das Vertrauen der Mitglieder und der anderen Vorstandskollegen nicht mehr da ist“, erklärte Melerra den Schritt nach elf Jahren als 1. Vorsitzender. Und Kleinevoss, der zu den letzten beiden im Verein verbliebenen Gründungsmitgliedern gehört, befürchtet: „Das ist für den Verein der Tod auf Raten.“

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42 der noch etwa 60 aktuellen Mitglieder des SV Wetter sind stimmberechtigt, genau die Hälfte kam zur außerordentlichen Versammlung am letzten Freitag. Es sollte, so Melerra, über verschiedenen Optionen für die Vereinszukunft diskutiert werden. Nicht nur angesichts der Pandemie würden die Zeiten für kleine Tischtennis-Vereine immer schwerer. „Wir werden immer weniger Mitglieder“, erklärt Melerra, „wir hatten mal acht Mannschaften, jetzt sind es nur noch zwei Vierer-Teams. Für uns glücklicherweise ist die Saison abgebrochen worden. Und unsere Altersstruktur liegt weit über 60. Da wollten wir wachrütteln.“

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Reinhold Kleinevoss und Frank Melerra treten beim SV Wetter zurück, Siegfried Grohs (von links) führt den verbleibenden Vorstand an.
Reinhold Kleinevoss und Frank Melerra treten beim SV Wetter zurück, Siegfried Grohs (von links) führt den verbleibenden Vorstand an. © WP

Um bessere Trainingsmöglichkeiten zu bekommen, habe man Kooperationen mit anderen Klubs gesucht, zwei kamen konkret infrage. „Wir wollten ausloten, ob wir uns um Kooperationen kümmern sollten“, sagt Melerra, „aber ausdrücklich ging es noch nicht um Entscheidungen.“ Auch die Option, allein weiterzumachen, sei möglich gewesen, das hätte auf einer weiteren Versammlung zur Abstimmung gestanden. „Doch alle anderen haben plötzlich dagegen gestimmt, das ist in die Hose gegangen“, ergänzt Kleinevoss. Weil das auch für die übrigen vier Vorstandsmitglieder galt, trat das Führungsduo zurück.

Seit 47 Jahren für Vereine tätig

Was besonders Reinhold Kleinevoss, der seit 47 Jahren Vorstandsarbeit leistet - seit 1975 bei der Tischtennis-Abteilung der TGH Wetter, seit der Gründung 1981 beim SV Wetter - schmerzt. „Das ist der einzige Verein, der mir ans Herz gewachsen ist“, sagt er, „es tut weh, wenn ein Verein, den man mitgegründet hat, jetzt vor die Hunde geht.“ Denn das befürchtet der bisherige 2. Vorsitzende. „Wir haben gutes Tischtennis gehabt in Wetter, doch das ist Vergangenheit“, sagt er, „die Sportart ist nicht mehr so beliebt, die Vereine sind kleiner geworden, nicht nur durch die Pandemie.“

Als Wetter in die Bundesliga aufstieg

Der SV Wetter hat sich im Jahr 1981 gegründet, nach einem Zerwürfnis der Tischtennis-Abteilung der TGH Wetter mit dem Hauptverein. Ein Jahr zuvor war die Tischtennis-Mannschaft der TGH nach einem Durchmarsch von der Kreisliga sportlich in die Bundesliga aufgestiegen, in der Aufstiegsrunde in Würzburg gelang dies im April 1980. Als man am Stichtag 30. Juni nicht ausreichend Sponsoren gefunden hatte, zog man aber die Meldung für die Eliteklasse zurück. Weil die Verantwortlichen nicht wussten, dass drei Tage später die verbindliche Zusage einer Discounterkette vorlag, die Etatlücke von 60.000 Mark zu schließen. „Die TGH hatte versäumt, den Briefkasten zu leeren“, bedauert Reinhold Kleinevoss, damals Sportwart. Es war der Beginn von Unstimmigkeiten mit dem TGH-Hauptverein, ein Jahr später gründete sich so am 1. Mai der SV Wetter 1981.

Es gab schon Kooperation

So hat der Vorstand bereits beschlossen, das traditionsreiche Großturnier um den Pokal der Stadt Wetter nach Weihnachten - die 60. Austragung stand an - auch 2022 ausfallen zu lassen. „Ich glaube kaum, dass der Verein noch in der Lage ist, das Turnier zu stemmen“, sagt Melerra, „dazu reicht die Manpower nicht.“

Nach dem Rücktritt des Duos führt Geschäftsführer Siegrfried Grohs - wie Kleinevoss Gründungsmitblieb - den verbleibenden Vorstand an. „Ich bin davon total überrascht worden“, räumt er ein, „aber es gab Themen, bei denen die Mehrheit nicht mitgehen wollte. Sie war dafür, den eigenständigen Verein beizubehalten.“ Und er verweist darauf, dass der Verein bereits einmal eine Kooperation eingegangen sein. 2008 schloss man sich mit der Tischtennis-Abteilung des TSV Herdecke zur TTF Wetter/Herdecke zusammen, die aber 2015 wieder aufgelöst wurde. Der Vorstand sei voll handlungsfähig, betont Grohs. Am nächsten Freitag wolle man sich zusammensetzen, um die künftige Ausrichtung zu besprechen.