Bochum. Christopher Antwi-Adjei begeistert mit dem VfL Bochum die Fußballnation. Der Hagener spricht im Interview auch über seine Rolle als Vorbild.

Der 4:2-Sieg des Bundesligisten VfL Bochum gegen den Rekordmeister FC Bayern München hat die Sportwelt aufhorchen lassen. Ein Hagener leitete das kleine Fußball-Märchen erst ein: Christopher „Jimmy“ Antwi-Adjei (28) erzielte den 1:1-Ausgleich für den VfL. Wir sprachen mit dem Flügelstürmer über sein erstes Tor für Bochum, seine Vorbildfunktion und wieso er den Spielball nicht mitnehmen konnte.

Herr Antwi-Adjei, mit welch einem Gefühl geht man in ein Spiel gegen den Rekordmeister?

Christopher Antwi-Adjei An sich beginnt jedes Spiel bei 0:0. Aber wir hatten eine Vorgeschichte, nachdem wir im Hinspiel nicht gut ausgesehen haben. Unser Ziel war es, trotzdem mutig aufzutreten und das haben wir von der ersten Minute an getan. Wir hatten ein paar gute Aktionen nach vorne – wie es ausgegangen ist weiß man ja.

Ihr Treffer zum 1:1-Ausgleich war Ihr erstes Tor für den VfL Bochum. Malt man sich das vorher aus?

Ausmalen nicht wirklich. Klar, dass man im Spiel gegen Bayern das erste Tor für seinen neuen Verein macht, das ist etwas ganz, ganz Besonderes. Und ich würde es auf jeden Fall begrüßen, wenn ich so weitermachen könnte und wir als Mannschaft die nötigen Punkte holen, um in der Liga zu bleiben.

Olaf Thon, Weltmeister von 1990, sagte im Anschluss an das Spiel, dass Bochum nun nichts mehr mit dem direkten Abstieg zu tun haben würde. Eine Aussage, die Sie so unterschreiben?

Das ist auf jeden Fall eine mutige Aussage. Wir wissen alle, wie schnell es geht, wenn wir mal zwei, drei Spiele nicht gewinnen. Wir müssen jetzt schauen, dass wir im nächsten Spiel gegen den VfB Stuttgart und auch danach weiter punkten. Wir müssen konstant punkten, wenn wir mit dem Abstiegs nichts mehr zu tun haben wollen.

Hält denn die Euphorie aus dem Sieg noch an oder ist sie wieder verflogen?

Auch für diesen Sieg gibt es leider nur drei Punkte. Doch wenn man sich die Highlights aus dem Spiel noch einmal anschaut und sieht, was für Tore gefallen sind, dann bleibt die Euphorie. Aber wir wissen genau, dass es am Samstag gegen den VfB Stuttgart weitergeht und sind fokussiert auf die nächste Aufgabe.

Haben Sie sich nach ihrem Tor gegen München ein Andenken mitgenommen? Vielleicht den Ball?

Den Ball hätte ich eingesteckt, wenn ich drei Tore gemacht hätte. Deswegen habe ich nur das Trikot behalten.

Was sind denn Ihre persönlichen Ziele für den Rest der Saison?

Es kann nur ein Ziel geben und das ist der Klassenerhalt. Was danach kommen mag, ist ein Bonus. Wenn wir es schaffen, dass der VfL Bochum auch in der nächsten Saison noch in der Bundesliga spielt, dann haben wir alle zusammen etwas wirklich Großes erreicht.

Beim SC Paderborn haben Sie unter Steffen Baumgart trainiert, der für seine emotionale Art am Spielfeldrand bekannt ist. Was ist der größte Unterschied zu Ihrem aktuellen Trainer Thomas Reis?

Beide sind sehr engagierte Trainer und beide lassen nach vorne spielen. In Paderborn sind wir permanent vorne drauf gegangen. Als ich nach Bochum gekommen bin, war das etwas anderes. Wir spielen schon Pressing, aber auch viel Eins-gegen-eins. Vom Charakter her kommt Baumgart viel über seine Emotionen, Thomas Reis ist da etwas ruhiger, kann aber auch ganz schön abgehen (lacht).

Gebürtig kommen Sie aus Hagen. Haben Sie noch immer Kontakte in die Volmestadt?

Ja, es gibt noch reichlich Kontakt. Meine ganze Familie und viele Freunde wohnen noch in Hagen.

Ihr jüngerer Bruder Stanley möchte gerne in Ihre Fußstapfen treten. Trauen Sie ihm das zu?

Er ist 19 Jahre alt und aktuell leider verletzt. Aber er hat auf jeden Fall das Potenzial. Wenn man meinen Weg verfolgt, sieht man, dass ich auch erst mit 23 Jahren Profi geworden bin. Und er hat das Zeug, es auch zu schaffen.

Er sagte einmal, dass Sie zwar technisch besser seien als er, sich dafür aber im Abschluss noch was von ihm abschauen könnten. Stimmt das?

Darüber haben wir auch gesprochen, das werden wir dann intern klären müssen (lacht).

Sie haben nicht den typischen Weg über die Leistungszentren der großen Bundesliga-Vereine eingeschlagen. Sehen Sie sich in der Hinsicht als Vorbild für junge Fußballer?

Auf jeden Fall. Die meisten Profis heutzutage kommen aus Leistungszentren. Ich gehöre zu den Spielern, die einen anderen Weg genommen haben und finde es gut, dass man es trotzdem schaffen kann. Sonst wäre es ja auch nicht fair, denn jeder Spieler macht eine andere Entwicklung durch. Aber wenn man immer dran bleibt, motiviert bleibt und versucht, sein Potenzial auszuschöpfen, dann kann man Großes erreichen. Für mich ist es nach wie vor ein Traum, in der Bundesliga zu spielen. Ich habe schon damit gerechnet, dass ich irgendwann vielleicht mal 3. Liga spiele, aber dass es die erste Liga wird – damit habe ich nicht gerechnet. Und deshalb ist jedes Spiel etwas besonderes.

Für die ghanaische Nationalmannschaft kamen Sie 2019 in der Qualifikation zum African Cup zum Einsatz. Sind demnächst weitere Einsätze geplant?

Aktuell gibt es keine Planungen. Ich verfolge die Mannschaft, zuletzt beim African Cup. Durch Corona und unseren Abstieg mit Paderborn ist der Kontakt abgerissen. Aber ich würde mich natürlich freuen, wenn es da demnächst wieder Annäherungen gäbe.