Hagen. Ein schwacher Januar, Testpflicht und Ungewissheit: Hagens Fitnessstudios durchleben keine leichten Zeiten. Was den Betreibern dennoch Mut macht.
Die Nachricht hatte ihren Weg in die sozialen Medien gefunden, und dort verbreitete sie sich rasant: Die Testpflicht entfällt in den Fitnessstudios Nordrhein-Westfalens, hieß es noch am frühen Dienstagnachmittag nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OCG) Münster. Doch wenige Stunden später die Rolle rückwärts: Das Land hat die Coronaschutzverordnung angepasst, und somit müssen Geimpfte, die noch nicht geboostert sind, weiterhin ein negatives Testergebnis vorzeigen, wenn sie ein Fitnessstudio betreten wollen.
Hagener Fitnessstudios: Erst Freude, dann die Ernüchterung
„Für uns war das zunächst eine Hammer-Nachricht. Wir hatten uns schon gefreut, unseren Mitgliedern mitzuteilen, dass die Testpflicht entfällt. Aber drei Stunden später war das wieder nichtig. Das ist peinlich für die Politik“, schüttelt Chris Broschk, Leiter des AI Fitnessstudios am Hagener Theater, angesichts des Verordnungsdurcheinanders den Kopf. Grund für die Verwirrung war, dass das OVG Münster eine Formulierung in der Coronaschutzverordnung als nicht klar genug befand und somit die Testpflicht für Fitnessstudios kippte. Aber eben nur für wenige Stunden. Die NRW-Politik formulierte die entsprechende Stelle nach dem juristischen Rüffel um.
Fitnessstudios müssen also weiterhin fleißig Coronatest-Ergebnisse kontrollieren. Das bedeutet für Betreiber und Mitarbeiter einen nicht unerheblichen Mehraufwand. „Für die Kontrollen muss immer ein Mitarbeiter bereitstehen, zu den Stoßzeiten auch mal zwei“, erklärt Chris Broschk von AI Fitness. Der Studioleiter musste mehr Personal einstellen, sonst sei der Aufwand nicht zu stemmen. Seit Beginn dieses Jahres bietet das AI Fitness, wie viele andere Hagener Studios auch, die Möglichkeit zum Selbsttest an.
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„Auch für die Mitglieder ist das umständlich, sofern sie nicht geboostert sind. Viele haben eine Ruhezeit beantragt oder kommen gar nicht mehr. Manche nehmen den täglichen Test in Kauf, die wollen dafür Sport machen“, berichtet Indira Frljuckic, Mitarbeiterin der Come-In-Filiale in Hohenlimburg. Und Gideon Pixberg vom CleverFit in Hagen-Haspe ergänzt: „Letztendlich müssen wir für die Einhaltung der Regeln und für die Zufriedenheit unserer Mitglieder sorgen, was zusammen manchmal eine Herausforderung darstellen kann.“
Fitnessstudios voller als noch Ende 2021
Trotz der widrigen Umstände spürt man bei den Verantwortlichen und Mitarbeitern der Hagener Fitnessstudios vorsichtigen Optimismus. Das liegt vor allem daran, dass wieder mehr Mitglieder trainieren als noch Ende 2021. „Wir haben wieder mehr Spaß und mehr Leben in der Bude“, freut sich Broschk. „Unsere Auslastung liegt derzeit bei 35 bis 40 Prozent. Im Januar und im Dezember 2021 lagen wir noch bei 10 bis 15 Prozent. Vor allem die Kurse sind jetzt wieder besser besucht.“
Im Halverscheid’s Fitness in der Hagener City liegt die Auslastung derzeit wieder bei rund 50 Prozent, sagt Betreiber Filip Halverscheid. Als selbst Geboosterte einen negativen Testnachweis vorzeigen mussten, „waren wir bei 20 bis 25 Prozent angelangt. Aber allmählich geht es in die richtige Richtung.“ Das gilt auch für das CleverFit, das „ganz gut besucht wird, da mittlerweile auch die Impf-/Boosterrate in den vergangenen Monaten gestiegen ist und wir ja auch eigene Testungen durchführen.“
Neue Mitglieder: Ein schwacher Januar
Und wie sieht es in puncto Neumitglieder aus? Der Januar ist bekanntlich der wichtigste Monat für Fitnessstudios. „Normalerweise gibt es einen regelrechten Ansturm, aufgrund von guten Neujahresvorsätzen, aber davon können wir diesmal leider nicht wirklich sprechen“, bedauert Pixberg vom CleverFit. „Der Januar 2022 ist wirklich der schlechteste Neujahresanfang im Fitnessstudio-Geschäft. Vielen Menschen ist es einfach zu kompliziert, zu aufwendig oder sonstiges. Die Pandemie bereitet vielen eher Ängste und Probleme, als etwas für die eigene Gesundheit in einem Fitnessstudio zu tun.“
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Auch im Come In sowie im AI Fitness unterschrieben deutlich weniger Menschen einen neuen Vertrag als noch zu Vor-Corona-Zeiten, Filip Halverscheid spricht sogar von „etwa 50 Prozent weniger als sonst“.
Gespannter Blick auf den 16. Februar
Die Verantwortlichen der Hagener Fitnessstudios blicken gespannt auf den 16. Februar, denn dann steht die nächste Konferenz der Ministerpräsidenten an. Die Politik müsse erkennen, dass regelmäßiger Sport den Gesundheitszustand eines Menschen massiv verbessert und man sich so auch gegen eine Corona-Infektion wappnen kann, meint Halverscheid, der sich für Lockerungen ausspricht: Ich hoffe auf ein Ende der 2G-Plus-Regel und einen Umstieg auf 3G, so dass jeder im Fitnessstudio trainieren kann. Die Hospitalisierungsrate muss man natürlich im Blick halten.“