Wetter/Herdecke. Ab Dienstag gilt 2G-Plus in den Fitnessstudios. Das bedeutet, dass zusätzlich ein negativer Test benötigt wird. Das führt zu weniger Sportler.

In den Fitnessstudios herrschte schon vorher 2G, seit Dienstag müssen die Kunden nun zusätzlich auch einen negativen Schnell- oder PCR-Test vorlegen. Daran ändert auch eine erfolgte Boosterimpfung nichts. Die unklare Formulierung der neuen Coronaschutzverordnung sorgte bei den heimischen Studios jedoch für große Verwirrung.

Dienstagmorgen, kurz vor halb zehn: Der stellvertretende Studioleiter vom Clever Fit Herdecke, Niklas Bieber, telefoniert lange mit einer Kundin und erklärt ihr ausgiebig, welche Regeln nun für sie gelten. Sie müsse einen Schnelltest mitbringen, der nicht älter als 24 Stunden sein dürfe. Und nein, eine Boosterimpfung könne diesen nicht ersetzen. Ob sich das in Zukunft noch einmal ändern könnte: „Ich weiß es nicht“, sagt Bieber zur Kundin am Telefon und ergänzt, dass der Test für die gesamte Trainingszeit gültig sein müsse. Ein Test, bei dem die 24 oder 48 Stunden während des Trainings ablaufen, sei nicht gestattet.

Deutlich weniger Sportler im Studio

Im Studio trainieren zu diesem Zeitpunkt vier Kunden. Normalerweise seien es bis zu dieser Uhrzeit etwa 40 Sportler, die ihre Muskeln stählern: „Ein Mitglied musste ich heute früh wegschicken, weil er keinen Test hatte“, sagt Bieber. Der Mann habe sich darüber geärgert und über die Politik geschimpft. Auch bei FSW-Sports in Wetter hat Fitnesstrainerin Jaqueline Bosselmann bereits zwei Kunden wegschicken müssen: „Die eine konnte ihren QR-Code mit dem Testergebnis nicht öffnen. Da musste ich ihr sagen, dass sie nicht trainieren kann. Die andere sah unser aufgestelltes Info-Schild und ist dann sofort wieder gegangen.“ Insgesamt seien an diesem Morgen erst etwa zehn Personen im Studio gewesen. Viel weniger als sonst.

Im Clever Fit in Herdecke werden die Kunden durch einen Aushang auf die neuen Regeln aufmerksam gemacht.
Im Clever Fit in Herdecke werden die Kunden durch einen Aushang auf die neuen Regeln aufmerksam gemacht. © Lutz Nickel

Unter den Mitgliedern gehen die Meinungen zu den neuen Regeln auseinander: „Manche haben damit kein Problem. Andere sagten uns bereits gestern, dass sie dann vorerst nicht mehr kommen wollen“, erklärt Bosselmann. Ein weiteres Problem sind die Öffnungszeiten der Testzentren. Viele der Mitglieder sind berufstätig, die Testungen sind aber beispielsweise im Testcenter Herdecke nur zwischen 10 und 16 Uhr möglich: Für viele die Kernarbeitszeit. Bieber hätte da eine Idee: „Wir könnten eventuell auch einen Schnelltest vor Ort – unter dem Vier-Augen-Prinzip – anbieten. Da würden wir uns schon was einfallen lassen.“

Test vor Ort nicht möglich

In der neuen Coronaschutzverordnung steht eindeutig, dass es sich um einen offiziellen Test mit Zertifikat handeln muss. Andere große Fitness-Ketten bieten die Tests vor Ort an. Ob diese den Ansprüchen der neuen Verordnung gerecht werden, ist unklar. „Am liebsten wäre es mir aber, wenn geboosterte Mitglieder als getestete zählen. So wie es in anderen Bundesländern auch gehandhabt wird“, ärgert sich Bieber. „Wir mussten auch erst spekulieren, was das Plus jetzt heißt. Die Boosterimpfung gilt in anderen Bundesländern, in Nordrhein-Westfalen aber nicht“, pflichtet Bosselmann ihm bei. Überhaupt sei die Formulierung der neuen Schutzverordnung nicht eindeutig, kritisiert Bieber. Fitnessstudios würden nicht explizit erwähnt werden, so wie es in der Vergangenheit des Öfteren der Fall war: „Wir könnten auch zu Individualsport zählen, dann gelte weiterhin 2G“, sagt Bieber. Ferner sei ihm kein einziger Fall bekannt, bei dem sich ein Mitglied im Studio mit Corona infizierte – deutschlandweit.

Hohes Maß an Sicherheit

Zusätzlich versuchen die Studios die größte Sicherheit für ihre Mitglieder zu garantieren. Die Geräte müssen nach den Übungen desinfiziert werden. Es herrschte strenge Maskenpflicht, solange man nicht am Gerät trainiert. Und es wurden große Luftreiniger aufgestellt. Bieber, der nebenberuflich in der Fitness-Branche studiert, steht im engen Austausch mit seinen Kommilitonen, die in anderen Studios beschäftigt sind. Die Verwirrung sei bei vielen anderen ebenso vorhanden. Auch gebe es inzwischen eine Reihe von Eilanträgen, die fragen, warum in NRW eine Drittimpfung nicht als getestet angesehen wird, erklärt Bieber. Er hoffe auf eine baldige Anpassung dieser Regelung. „Mein größter Wunsch ist eigentlich, dass 2G wieder ausreicht. Sport stärkt das Immunsystem, was auch gut im Kampf gegen die Pandemie sein kann“, erklärt Niklas Bieber.