Herdecke. Die Herdecker Fußballer müssen ihr altes Vereinsheim aufgeben. Ein neues ist in Planung. Auch ein neuer Förderverein wird dafür gegründet.

2017 wählten die Mitglieder der TSG Herdecke einen neuen Vorstand mit Dirk Grapentin an der Spitze. Dieses Gremium verständigte sich darauf, vor allem zwei Themen in den nächsten Jahren nach vorne bringen zu wollen: mehr Trainingskapazitäten für die wachsende Zahl der Jugendfußballer zu schaffen und das sehr alte Vereinsheim zu sanieren.

„Der Vorstand beschloss einhellig, der Jugendarbeit Vorrang zu geben, um kein Kind wegschicken zu müssen“, berichtet Dirk Grapentin. Diesem Schwerpunkt, wodurch das das Vereinsheim an zweite Stelle geriet, stimmten auch die Mitglieder zu. Umso erfreulicher, dass der Verein 2021 (und wegen Corona verspätet) ein neues Kunstrasen-Kleinspielfeld als „Jugend-Arena Werner Richard“ einweihen konnte.

300.000 Euro kostete all das, finanziert durch Eigenleistung und großzügige Spenden. Danach war klar: Nach dem teuersten Projekt in der TSG-Geschichte steht das Abtragen von Schulden oben auf der Tagesordnung. Doch dann geriet – wie kürzlich im Lokalteil berichtet – durch die anstehende Freibadsanierung einiges in Bewegung. Zudem stand nach einer Architekten-Visite fest, dass eine Sanierung des Vereinsheims aufwändiger und teurer wäre als ein Neubau. „Wir wurden von den Ereignissen überrollt“, sagt Grapentin im Beisein von Jugendleiter Markus Requardt, der als Bauingenieur vom Fach ist.

Neuer Förderverein wird gegründet

Da das derzeitige Grundstück der Stadt gehört und diese vor allem über die Bürgermeisterin frühzeitig das Gespräch mit der TSG suchte, entwickelten die Beteiligten im regelmäßigen Austausch einen neuen Plan. „Dabei ging es auch um Grenzen, was möglich ist und was nicht“, erklärt der Vereinsvorsitzende mit Blick auf die angespannte Finanzlage. „Eigentlich wollten wir ja nicht binnen kurzer Zeit erneut unsere bewährten Sponsoren um Geld für ein neues Riesen-Projekt bitten.“

Über einen neuen Förderverein, den die TSG am 21. Januar im Ringhotel Zweibrücker Hof gründen möchte und für den bereits einige Zusagen vorliegen, will der Vorstand die nächste Herausforderung im XXL-Format annehmen. Sollte auch die Politik bei dem Vorhaben mitspielen, soll neben dem TSV-Vereinsheim beziehungsweise östlich davon ein Neubau auf der Tribüne entstehen. Dieser könnte so ähnlich ausfallen wie das Gebäude der Leichtathleten und Turner an der Hengsteyseestraße, also in den Hang hinein gesetzt und vor allem zweckdienlich ausgestattet. Der grobe Plan, der in den nächsten Tagen mit befreundeten Architekten zu Entwürfen präzisiert werden könnte: Im Erdgeschoss Bewirtung (in Eigenregie), in der unteren Etage Umkleideräume.

Kleiner Grundstock gelegt

„Da bereits ein kleiner Grundstock gelegt ist, sind wir frohen Mutes bezüglich der Umsetzung“, sagt Grapentin. „Je nach Finanzierungsmöglichkeiten streben wir einen zeitgemäßen Zweckbau an, bei dem auch ökologische Aspekte wie zum Beispiel die Installation einer Photovoltaikanlage eine Rolle spielen kann.“ Den beiden Vorstandsmitgliedern schwebt vor, dass in dem künftigen Gebäude Platz für Catering, ein Büro für Verwaltungsangelegenheiten, Lagerflächen für Utensilien, Sanitäranlagen und vier Umkleideräume (jeweils zwei für Damen sowie Herren bzw. Mädchen und Jungen) plus Schiedsrichtertrakt sein soll. „Wir bräuchten rund 200 Quadratmeter für die Sportlerinnen und Sportler plus Aufbewahrungsorte für Materialien, hinzu kommen weitere 200 Quadratmeter oder vielleicht mehr für einen Saal mit Gastronomie und Küche. Das wäre die Wünsch-dir-was-Ausgestaltung, vielleicht müssen wir auch unsere Pläne abspecken.“ Der Vorteil des angedachten Standorts am Ende der Tribüne: In Sachen Anschlüsse, Zufahrt und Parkmöglichkeiten gebe es geringere Herausforderungen als andernorts.

Als grobe Zeitschätzung nennt das TSG-Duo drei Jahre, bis der Neubau stehen könnte. „Gerne auch schneller, aber wir stehen erst am Anfang der Planungen.“ Die gehe Markus Requardt mittlerweile optimistisch an. „Als wir das Kleinspielfeld, für das wir rund zwei Jahre brauchten, in Angriff nahmen, haben uns auch viele schräg angeguckt, ob wir das schaffen würden.“ Dieses sei solide finanziert, die Bandenwerbung mache einiges aus.

Nach Abriss braucht es neue Heimat

Eigentlich hatte der Vorstand gehofft, nun ein paar Jahre Pause vor dem nächsten großen Projekt zu haben. Aber was wäre die Alternative? Da die Stadt den aktuellen Standort des maroden Vereinsheims für eine neue Gastronomie nutzen möchte, müsste die TSG nach einem Abriss des Gebäudes in Umkleideräume der Bleichsteinhalle oder des Friedrich-Harkort-Gymnasiums ausweichen. „Zudem würde das Vereinsleben sehr leiden, den guten Zusammenhalt wollen wir nicht gefährden“, meint Grapentin. Also nun lieber das schwierige Unterfangen, das im Laufe des Jahrzehnts geplant war, vorziehen.