Herdecke/Wetter. In der achten Folge unserer Serie gibt es die Auflösung: Das sind die Besten der Top75-Sportasse aus Wetter und Herdecke:

Es ist das Finale unserer Serie über die Top75-Sportasse aus Wetter und Herdecke anlässlich des 75. Geburtstags von Westfalenpost und Westfälischer Rundschau. Und es war angesichts der zahlreichen Olympiasieger oder Weltmeister keine einfache Wahl, sie fiel auf zwei Ruderer, einen Kanuten, einen Tennisspieler und eine Eiskunstläuferin. Bei der Rangfolge dieses Quintetts hat Thomas Bieber, Vorsitzender des Stadtsportverbands Herdecke, der Lokalsport-Redaktion geholfen. „Theoretisch kann man da jeden auf Platz eins setzen“, sagt Bieber, ganz nach platziert setzt er dann aber die beiden Olympiasieger aus der Stadt der Ruhrseen im Wassersport: „Eine Weltmeisterschaft ist jedes Jahr, aber bei Olympia Gold zu gewinnen, ist doch das Ziel jedes Sportlers.“ Die Plätze fünf bis eins:

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Platz 5: Tennisspieler Michael Kohlmann.
Platz 5: Tennisspieler Michael Kohlmann. © picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst

5. Michael Kohlmann (Tennis). Olympia-Erfahrung hat Michael Kohlmann als Tennis-Profi nicht gesammelt, aber in diesem Jahr als Trainer. Da coachte der Daviscup-Teamchef aus Herdecke Alexander Zverev in Tokio zur Goldmedaille. Doch auch als Spieler war Kohlmann, der beim Herdecker TC angefangen hat, als 14-jähriger bereits 1988 Jugend-Europameister wurde und später lange für den TC Rot-Weiß Hagen in der Bundesliga spielte, über zwei Jahrzehnte international erfolgreich.

Den größten Erfolg verzeichnete der heute 47-Jährige, der es in der Weltrangliste unter die Top100 brachte und einige Daviscup-Einsätze hatte, 2010 mit dem Erreichen des Halbfinales im Doppel bei den Australian Open. 2013 in Wimbledon spielte er sein letztes Turnier als Aktive, zwei Jahre später übernahm er das Amt des Daviscup-Kapitäns und Bundestrainers. Und ist seit Ende 2020 als Nachfolger von Boris Becker „Head of Men’s Tennis“ im Deutschen Tennis-Bund.

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Platz 4: Eiskunstläuferin Marina Kielmann
Platz 4: Eiskunstläuferin Marina Kielmann © WR | GOEKE, Bodo

4. Marina Kielmann (Eiskunstlauf). Die in Herdecke aufgewachsene Marina Kielmann (52) war zunächst als Rollkunstläuferin erfolgreicher, brachte es dort bis zur Vizeweltmeisterin 1990. Später konzentrierte sie sich ganz auf das Eiskunstlaufen und gewann mehrere Medaillen bei Europameisterschaften. Zweimal schaffte sie es zu Olympischen Spielen, 1988 in Calgary beim umjubelten Sieg von Katarina Witt und 1992 in Albertville. Und belegte jedesmal Platz zehn, ehe sie 1995 ihre Amateurlaufbahn beendete und für einige Jahre zu „Holiday on Ice“ ging. Mittlerweile lebt und arbeitet Marina Kielmann in Berlin, engagiert sich bei der „Tour der Hoffnung“, einer Radtour zugunsten krebskranker Kinder.

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Platz 3: Ruderer Johannes Weißenfeld.
Platz 3: Ruderer Johannes Weißenfeld. © Deutschland-Achter | Deutschland-Achter

3. Johannes Weißenfeld (Rudern). Den Traum von Olympia erfüllte sich Johannes Weißenfeld in diesem Sommer in Tokio, statt der erhofften Goldmedaille gewann der 26-Jährige vom RC „Westfalen“ Herdecke mit dem Deutschland-Achter hinter zu starken Neuseeländern Silber. Und betonte danach: „Man muss davon wegkommen, vom verlorenen Gold zu sprechen. Wir haben unser bestes Rennen gezeigt.“ Schon mit 16 gewann der 1,99 m große Modellathlet 2011 im Junioren-Vierer ohne Steuermann seinen ersten Weltmeister-Titel, ab 2016 im renommierten Achter folgten drei Welt- und vier Europameisterschaften.

Nach Tokio legt Weißenfeld nun eine hochleistungssportliche Pause ein, um sein Medizin--Student an der Ruhr-Universität Bochum zu forcieren. Im nächsten Herbst will der in diesem Jahr vielfach ausgezeichnete Herdecker aber wieder in den Achter steigen: „Ich werde schon versuchen, jeden Tag zu trainieren und auf einem gewissen Leistungsniveau zu bleiben, schon mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris, die mein Ziel bleiben.“

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Platz 2: Ruderer Matthias Mellinghaus. (4. von links)
Platz 2: Ruderer Matthias Mellinghaus. (4. von links) © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst

2. Matthias Mellinghaus (Rudern). Was Weißenfeld (noch) nicht gelang, schaffte ein anderer Ruderer vom RC „Westfalen“ Herdecke 33 Jahre zuvor: Matthias Mellinghaus (56) saß 1988 im Deutschland-Achter, der nach 13 Siegen in Folge auch im koreanischen Seoul die Favoritenrolle hatte. Doch fast wäre man gescheitert – weil eine Schraube beim Stemmbrett eines Ruderers locker saß. Kurzerhand wurde das Olympia-Finale verschoben, der Achter ruderte zum Bootslagerplatz im Ziel und nach der Reparatur zurück. Und gewann Gold vor den zunächst führenden USA und UdSSR. Für Mellinghaus erfüllten sich gleich zwei Wünsche: „Mein erster Traum waren die Olympischen Spiele, mein zweiter eine Karriere im Film-Business.“ Seit 20 Jahren lebt er als Film-Regisseur und Produzent im kanadischen Vancouver, den Weg von Nachfolger Johannes Weißenfeld verfolgt er seitdem aus der Ferne.

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Platz 1: Meinrad Miltenberger.
Platz 1: Meinrad Miltenberger. © WP

1. Meinrad Miltenberger (Kanu). „Noch einen Tick höher“, schätzt Thomas Bieber den Olympia-Sieg von Meinrad Miltenberger ein. Denn als der Herdecker Kanute 1956 im australischen Melbourne gemeinsam mit Michel Scheuer Gold im Zweier-Kajak über 1000 Meter gewann, war es die erste Nachkriegs-Goldmedaille für Deutschland überhaupt. „Und damals sind die Kanuten noch mit selbst gekauftem Material angetreten, das waren ganz andere Zeiten“, sagt Bieber.

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Der 1993 verstorbene Miltenberger nahm als Mitglied des Herdecker Kanuclubs schon 1952 an den Spielen in Helsinki teil, erreichte im Einer- (5.) und Zweier-Kajak (6.) vordere Plätze. Vier Jahre später siegte der von allen „Auto“ genannte Kanute dann, eine Straßenparade in seiner Heimatstadt folgte, das Bundesverdienstkreuz wurde ihm verliehen. Seit 2016 gibt es in Herdecke den Meinrad-Miltenberger-Weg, auch sein Verein erinnert mit einem Gedenkstein auf dem Vereinsgelände an ihn.

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