Hagen. Phoenix Hagen begrüßt 784 Fans, andere ProA-Standorte haben bereits Geisterspiele. Laute Diskussionen bei „Krisentreffen“ nach Nürnberg-Spiel.
Zufrieden ließ sich Vytautas Buzas im Presseraum von Phoenix Hagen in einen Stuhl fallen, faltete den Statistikbogen vom Spiel zusammen und schaute in den Innenraum der Halle. „Wie lange ist es jetzt her, dass Hagen in der Bundesliga gespielt hat?“, fragte der Trainer der Nürnberg Falcons, die 15 Minuten zuvor ein sich offensiv abmühendes Phoenix-Team mit 75:71 besiegten. Ziemlich genau fünf Jahre, lautete die Antwort. Buzas zog die Augenbrauen hoch und nickte anerkennend: „Man merkt das heute noch, die Stimmung, der Vibe in Hagen sind großartig. Das hat heute Spaß gemacht.“
Nürnberg Falcons tragen wieder Geisterspiele aus
Und das sagte der litauische Basketballtrainer, obwohl am 12. Spieltag der 2. Liga ProA gerade mal 784 Zuschauer in der Krollmann Arena klatschten und jubelten. „Wir sind sehr froh, dass wir überhaupt in Hagen gespielt haben und das vor Zuschauern“, hob Buzas angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage hervor. Und angesichts der wirtschaftlich und emotional schwer zu verkraftenden Tatsache, dass die Nürnberg Falcons mindestens bis zum Ende des Jahres nicht mehr vor heimischen Fans spielen dürfen. Durch die jüngst beschlossenen Regelungen für den Profisport in Bayern, stehen den Falcons wieder Geisterspiele ins Haus. Die Maßnahme trifft die Mittelfranken und ihre Fans hart. Der Ticketverkauf für die Partien gegen Bochum und Kirchheim wurde gestoppt.
„Für uns ist das in finanzieller Hinsicht ein Super-GAU. Zusammen mit unseren treuen Fans und Partnern stellen wir uns dieser Situation. Dennoch gilt es hier gemeinsam mit der Politik schnell Lösungen zu finden“, wird Falcons-Geschäftsführer Ralph Junge auf der Vereins-Homepage zitiert. Sowohl in Vechta als auch in Quakenbrück wurden bereits am vergangenen Wochenende Geisterspiele ausgetragen. In allen anderen Hallen, wo ProA-Heimspiele stattfanden, gingen die Zuschauerzahlen deutlich zurück. Lediglich Trier (1233) überschritt im Heimspiel gegen Itzehoe die 1000er-Marke.
Phoenix Hagen Laute Diskussionen nach Spielende
Und so war man bei Phoenix Hagen von der mickrig erscheinenden Zuschauerzahl von 784 nicht erschrocken. „Wir waren absolut nicht überrascht. Wir haben mit maximal 1000 Besuchern gerechnet. Zum einen sind durch Corona die aktuellen Rahmenbedingungen abschreckend für Fans, andererseits fand ja das Topspiel zwischen Dortmund und Bayern statt“, analysierte Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel. Sowieso hätte man nur maximal 1500 Zuschauer in die Halle gelassen, was etwa einer Auslastung von 50 Prozent entsprochen hätte.
Während das Fanaufkommen die Phoenix-Verantwortlichen nicht erschrak, war es dagegen die Leistung der Hagener Profibasketballer, die das eine oder andere Gemüt noch lange nach Spielschluss erhitzte. Gesellschafter, Aufsichtsrat und Geschäftsführung setzten sich am späten Samstagabend zusammen, um über den schwachen Heimauftritt gegen Nürnberg zu sprechen. Vor allem einem Phoenix-Anteilseigner ist nach WP-Informationen der Kragen geplatzt.
„Es wurde ganz schön laut, die Diskussionen waren intensiv“, sagte Seidel. Personelle Konsequenzen habe man auf der Sitzung der Chefs und Klubeigentümer nicht getroffen. „Wir waren natürlich alle enttäuscht darüber, dass wir jetzt mit vier Siegen und sieben Niederlagen da stehen. Und darüber, wie die Mannschaft sich nach der dreiwöchigen Pause präsentiert hat. Die Jungs haben nicht das umgesetzt, was sie sich vorgenommen hatten.“
+++ Die nächsten Aufgaben +++
An diesem Samstag steht für Phoenix Hagen ein NRW-Derby an: Um 19.30 Uhr steigt der Hochball bei den Bayer Giants Leverkusen. Wie viele (Auswärts-)Fans in die Halle dürfen, steht aktuell noch nicht fest.
Das nächste Heimspiel in der Krollmann Arena bestreitet Phoenix am 18. Dezember gegen die Tigers Tübingen (19 Uhr).