Wetter. VfB Westfalia Wetter muss zwei Nachwuchs-Mannschaften aufgrund von Mitgliederschwund abmelden. So ist die Situation bei der HSG Wetter.

Der Mangel an Nachwuchssportlern ist ein Thema, mit dem sich viele Handballvereine seit Jahren beschäftigen müssen – so auch bei den beiden Wetteraner Vereinen von der HSG Wetter/Grundschöttel und dem VfB Westfalia Wetter-Wengern. Zeiten, in denen die verschiedenen Altersklassen teilweise sogar doppelt belegt waren und immer neue Talente zu den Senioren nachrückten, sind lange vorbei. Heute scheint es, zumindest für die kleineren Vereine, fast unmöglich, für jede Altersklasse eine Mannschaft für den Spielbetrieb zu melden. Ob dabei das digitale Zeitalter – mit dem Reflex-Spruch: „Die Kinder kommen nicht mehr vor die Tür“ – als alleiniger Grund gesehen werden kann, ist fraglich.

Jedenfalls versuchen die Vereine, alles dafür zu tun, die Kinder für den Handballsport zu motivieren. Während der Coronapandemie waren die Hallen monatelang dicht. Auch deswegen sind einige Kinder dann zum Outdoor-Sport gewechselt: „Als die Hallen geschlossen waren, sind viele Kinder zum Fußball gegangen, weil man das draußen machen konnte,“ stellt Hannelore Bär, Jugendleiterin des VfB Westfalia Wetter-Wengern, fest. Gleich zehn Kinder haben dem Verein während der Pandemie den Rücken gekehrt.

D- und E-Junioren abgemeldet

Dadurch habe man die D- und E-Jugend des Vereins wieder vom Spielbetrieb abmelden müssen: „Das heißt nicht, dass wir zu wenig Kinder haben. Aber da sind schon die Stabilisatoren der Mannschaft gegangen, und den anderen wollten wir die deutlichen Niederlagen in der Liga ersparen – sie sind einfach noch nicht so weit,“ so Bär.

Bei der HSG Wetter/Grundschöttel zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Hier habe die Coronapandemie so gut wie keinen Einfluss auf die Mitgliederzahlen gehabt: „Großartige Abgänge hatten wir während der Pandemie eigentlich nicht“, sagt Jugendvorstand Roger Bösel. „Wir mussten aber hart darum kämpfen und haben viel gemacht, damit die Kinder dabei bleiben.“ So habe man beispielsweise Events in den Außenbereich gelegt oder Onlinetrainings und Wandertage veranstaltet.

Vor allem die älteren Kinder und Jugendlichen fehlen Vereinen. Die ganz Kleinen ab drei Jahren – die Minis – sind fleißig und in großer Zahl dabei, ganz zur Freude der Verantwortlichen: „Mittwochs und donnerstags ist es immer voll. Da sind dann 18 bis 20 Kinder beim Training“, erklärt Bär. Bei den Minis geht es in erster Linie ums gemeinsame Sporttreiben. Dort sollen vor allem Koordination gelehrt und die Grundkenntnisse des Handballs vermittelt werden, bevor es um Punkte geht. „Wir sind dabei, das wieder neu aufzubauen, und das wird funktionieren. Wir haben inzwischen so viele Kinder, dass wir nach Alter aufteilen können“, freut sich Bär.

Um Kinder für den Sport zu motivieren, macht der VfB Westfalia Wetter vieles. In Zusammenarbeit mit dem Post SV Hagen werden beispielsweise Schulaktionstage veranstaltet und Kindergärten besucht, um interessierte Kinder zu gewinnen.

Auch bei der HSG Wetter/Grundschöttel will man in Zukunft solche Maßnahmen ergreifen und das, obwohl der Jugendbereich dort deutlich breiter aufgestellt ist: Gleich drei Jugendmannschaften sind für den Spielbetrieb gemeldet, eine E-, D- und C-Jugend. Und auch die F-Jugend und die Minis sind sehr gut besetzt: „Wir haben eher ein Problem mit den wenig verfügbaren Hallenzeiten“, erklärt Bösel.

Lediglich bei den Teenagern, ab etwa 14 Jahren, haben auch die Grundschötteler Lücken. Eine B- und A-Jugend konnte vom Verein aus Oberwengern nicht gemeldet werden: „Es ist nicht rosig, aber im Vergleich zu anderen Vereinen, stehen wir im Jugendbereich relativ gut dar“, sagt Bösel.

Jugendarbeit und Trainer wichtig

Es sei deutlich schwerer, ältere Kinder für den Handballsport zu begeistern. Es müsse daher viel früher angefangen werden, die Kinder an die Vereine zu binden. „Die Jugend muss von unten hochgebaut werden. Man kann nicht einfach eine B- oder C-Jugend machen. Das muss jahrzehntelang aufgebaut werden“, erklärt Bösel.

Wichtig dafür seien vor allem gute Trainer im Jugendbereich: „Wir haben da wirklich gute Leute, die das aufopferungsvoll machen“, so Bösel. Erst vor kurzem hatte der C-Jugendtrainer der HSG, Enric Tange, den Sportjugendpreis des Kreissportbunds EN für sein Engagement im Verein bekommen.

Natürlich möchte man die ausgebildeten Talente dann auch im Verein halten und später auch im Seniorenbereich etablieren. „Wir wissen genau, wenn wir keine Jugendarbeit leisten, geht der Handball kaputt“, so Bösel. Aus diesem Grund werde auch mehr Geld in die Jugend als in den Seniorenbereich investiert: „Unser Förderverein investiert viel in den Jugendbereich. Neben der Trainerausbildung werden davon zum Beispiel auch Vereinsfahrten bezahlt. Der Verein stemmt da wirklich eine Menge“, freut sich Roger Bösel.