Hagen. Falk Möller (46) über witzige und kuriose Momente in seiner langjährigen Karriere als Basketballtrainer in Hagen, Breckerfeld und Schwelm.
Jonas Grof, Marcel Keßen, Haris Hujic, Fabian Bleck – die Liste an hochklassigen Hagener Spielern, an deren Entwicklung Falk Möller maßgeblich beteiligt war, ist lang und beeindruckend. Der gebürtige Breckerfelder ist ein Basketball-Verrückter, seit nunmehr fünf Jahren arbeitet er hauptamtlich als Coach von ProB-Ligist EN Baskets Schwelm, mit dem er in diesem Jahr ins Playoff-Halbfinale einzog.
In all seinen Trainerjahren hat der heute 46-Jährige viel erlebt. In einer weiteren Folge der Serie „Kabinengeflüster“, die unsere Zeitung mit den Hagener Basketballern Yannick Opitz und Sören Fritze ins Leben gerufen hat, erzählt Möller uns seine witzigsten und kuriosesten Anekdoten.
Spieler in der Mülltonne
Mitspieler geraten hin und wieder aneinander, insbesondere im Jugendbereich sind Konfrontationen unausweichlich. Meistens geht es dabei um Spielanteile und Würfe, denn leider wird ja nur mit einem Basketball gespielt. Und dann kann es ganz schön schmutzig werden - im wahrsten Sinne des Wortes. Als Falk Möller vor gut 15 Jahren Jugendcoach des BBV Hagen war, musste er miterleben, wie einer seiner Jungs seinem Mitspieler eine Mülltonne über den Kopf stülpte. Es war der traurige Tiefpunkt einer langen Fehde zwischen zwei Hagener Basketballern, deren Namen nicht genannt werden sollen. Zum Glück war damals Dominik Spohr - heute Kapitän von Phoenix Hagen - zur Stelle, um die Situation zu deeskalieren. „Dominik kam zu mir und sagte: Sag nur etwas und ich werde mich darum kümmern. Er klang ein wenig wie ‘der Pate’“, lacht Falk Möller.
Aber es gab nicht nur Spieler, die sich spinnefeind waren, sondern auch die Erziehungsberechtigten hatten sich manches mal in den Haaren. „Die permanenten Diskussionen mit Eltern sind das, was dich als Jugendtrainer am meisten nervt“, bekennt Möller. „Manchmal haben mich Eltern zu Auswärtsspielen mitgenommen und mir eine Stunde lang erklärt, warum ein anderer Spieler meines Teams ja viel schlechter als der eigene Sohn sei.“
Probleme mit dem Regelwerk
Als Falk Möller in der Saison 2016/17 die EN Baskets Schwelm übernahm, war die Marschroute klar: Wiederaufstieg in die ProB! Und der neue Coach sollte nicht enttäuschen. „Ich hatte keinen Druck, ich sollte nur sofort wieder aufsteigen“, schmunzelt Möller. Der Gesellschafter Ralf Stoffels sagte ihm: „Falk, ich habe diese Halle nicht für die Regionalliga bauen lassen.“ Umso erleichterter war Möller, dass der Aufstieg aus der 1. Regionalliga in die 2. Liga ProB auf Anhieb klappte.
Aber dieser Weg sollte den Trainer einiges an Nerven kosten. „Ich weiß nicht mehr, wie viele Importspieler ich in diesem Team hatte“, erinnert sich Möller. Mehrfach mussten die Baskets in ihrer Aufstiegssaison nachverpflichten, vor allem, weil nicht jeder überzeugte. Einer der damaligen Neuzugänge tat sich zudem mit dem Regelwerk schwer. „Er kam rein und machte vier Schrittfehler in Folge“, schüttelt Möller den Kopf. „Der hat in Grevenbroich keinen seiner 15 Würfe getroffen und als er bei einem Rebound auf den Boden fiel, wollte er eine Auszeit nehmen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig. Ich habe ihm bestimmt fünfmal vorher gesagt, dass das in Deutschland leider nicht geht. Irgendwann kam er dann an und erzählte, er hätte sowieso ein bessere Angebot bekommen.“
Das teuerste Bier aller Zeiten
Trotz der Widrigkeiten gelang den Schwelmern der Aufstieg auf Anhieb. An den entscheidenden Auswärtssieg hat Falk Möller gute Erinnerungen: In Düsseldorf machte die „gelbe Wand“ der Baskets beste Stimmung, und nachdem die Landeshauptstädter besiegt wurden, nahmen die Feierlichkeiten ihren Lauf. Was den Westfalen allerdings nach der Partie missfiel: Das Pils war rasch alle. „Das ging gar nicht. Der Schwelmer ist ja recht trinkfreudig“, grinst Möller. Das war auch einem Gesellschafter der Baskets klar, der zur Theke der mies gelaunten Düsseldorfer ging und Nachschub ordern wollte.
Nein, es gibt kein Bier mehr zu kaufen, sagte man dem Sponsor. Doch der Schwelmer sah mit eigenen Augen, dass zwei volle Kisten Pils auf dem Boden standen. „Die kosten aber 200 Euro pro Stück“, versuchte der Herr hinter der Theke den Baskets-Gesellschafter abzuwimmeln. Doch dieser zückte sein Portemonnaie und bezahlte ohne zu zögern über acht Euro pro Flasche. Nicht mal im Berliner Hotel Adlon muss man so viel für ein Bier berappen. Aber den Schwelmern war es an diesem Abend wert: Aufstiegsbier schmeckt am besten.
Übrigens: Derselbe basketballverrückte Gesellschafter durfte schon mehrfach Verbandsstrafen bezahlen, weil er gegenüber Schiedsrichtern seine gute Schule vergessen hatte. Einmal zeigte er einem Offiziellen eine Geste, die man als Kehledurchschneiden interpretieren konnte. Der Beschuldigte gab hinterher in seiner Aussage auf dem Berichtsbogen an, dass er doch gar nichts Böses wollte. „Er sagte, er hätte nur auf seinem iPhone eine Swipe-Bewegung gemacht“, klärt Falk Möller auf.
Nächtlicher Hilferuf
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Dass der eine oder andere Basketballer aus Übersee seine Schwierigkeiten hat, im deutschen Haushalt zurechtzukommen, wurde in Kabinengeflüster schon mehrmals erwähnt. Auch Falk Möller erzählt Anekdoten, die einen staunen lassen. Ein Beispiel: Eines Nachts rief ein US-amerikanischer Baskets-Spieler seinen Agenten in den Staaten an, der wiederum den Deutschland-Verantwortlichen seiner Agentur an den Hörer holte. „Und der rief dann unseren Geschäftsführer an“, erinnert sich Möller an den Ablauf.
Worum es ging? „Der Spieler teilte seinem Agenten mit, dass er kein Klopapier mehr hat“, lacht Falk Möller ungläubig. Für den US-Basketballer war das damals ein echtes Problem. Vermutlich ist es gut, dass er nicht während der Coronakrise hier spielte.
Feuchte Überraschung
Ein anderer Profispieler, der in der Aufstiegssaison 2016/17 von den Schwelmern verpflichtet wurde, war Dwight Anderson. „Er war nett und auch ein guter Spieler. Wir waren gemeinsam auf dem Heimatfest, haben Bier getrunken und Currywurst gegessen“, erinnert sich Falk Möller. Aber nach drei Spielen bekam Anderson Heimweh und flog zurück in die Staaten. Einen Schock bekamen die Baskets-Verantwortlichen, als sie die Wohnung ihres Ex-Spielers betraten: „Er hatte sein gesamtes Daunenbett in der Waschmaschine gewaschen und darin gelassen“, erzählt Möller.
Es sollte nicht die einzige Überraschung in einer Spielerwohnung gewesen sein. „Manche waren längst weg und in ihren Wohnungen waren noch Lampen, Fernseher und Stereoanlage an.“ Zudem hätte ein Basketballer die Neigung gehabt, im Winter permanent alle Heizungen aufzudrehen, lange und heiß zu duschen, aber nie ein Fenster zu öffnen. „Einmal war er bei uns zu Hause duschen und hat fast eine halbe Flasche Parfüm versprüht“, sagt Möller. „Er bat mich später darum, bei einem ProB-Ligisten ein gutes Wort für ihn einzulegen. Aus basketballerischer Sicht vielleicht, aus menschlicher Sicht eher weniger.“
Ein anderer Spieler Möllers wusste ebenfalls abseits des Basketballfeldes zu „glänzen“. Der 20-Jährige verursachte vor wenigen Jahren einen Verkehrsunfall, das gab er bei den Baskets-Verantwortlichen zu Protokoll. Die Höhe des Sachschadens: 25.000 Euro. „Allerdings verschwieg er, dass dabei auch Menschen verletzt wurden“, schüttelt Möller den Kopf. Der Spieler absolvierte daraufhin erfolgreich ein Aufbauseminar, weil er sich noch in der Probezeit befand. Dafür erhielt er einen Nachweis, den er per Brief verschicken musste. Doch das stellte ihn vor große Schwierigkeiten. „Er wusste nicht, wie man einen Brief verschickt. Ich habe ihm gesagt: Junge, das ist doch nicht dein Ernst“, lacht Möller. „Da schreibst du die Adresse hin, dort muss eine Briefmarke hin, und dann kannst du den Brief in einen dieser gelben Kästen werfen“, wies Möller den Korbjäger an.
Selbiger Spieler wusste auch, wie er sich auf dem Basketballfeld unbeliebt machen konnte. Während eines Trainings schlug er einem Mitspieler ins Gesicht. „Das ist ja auch eigentlich kein großes Ding, so etwas passiert“, erzählt Falk Möller. „Nur der Zeitpunkt war schlecht. Während des Trainings fand gerade oberhalb des Feldes ein Sponsorentreffen statt.“ Außerdem waren die beiden Streithähne auch noch WG-Nachbarn – wie unangenehm.