Hagen. Durch die Wassermassen beim Jahrhundert-Unwetter wird die Bechelte komplett zerstört. Geschäftsführer schwankt zwischen Optimismus und Trauer.
Immer wieder muss Dirk Fastbinder den Kopf schütteln. Auch sieben Wochen nach dem starken Unwetter hat der Geschäftsführer des Bechelte Sports & Med noch nicht realisiert, welche Wassermassen über sein Fitnessstudio hereingebrochen sind.
Mit Planen und Banden versuchten er und sein Team am Abend des 14. Juli noch, die Wassermassen vom Eingang der Bechelte fern zu halten, nachdem der Gullydeckel auf dem Parkplatz den Mengen aus der Kanalisation nicht mehr Stand halten konnte. „Da werden wir wohl morgen erstmal ein wenig wischen müssen“, dachte sich Fastbinder noch. Doch das Ausmaß sollte ein ganz anderes sein.
Mit Bildern und Videos hat er den Tag nach dem Unglück dokumentiert. An jedem Gerät, in jeder Schublade, überall stand das Wasser, alles war mit Schlamm versetzt. Mindestens 1,10 Meter hoch war der Pegel und hat dabei alles mitgerissen, was im Weg stand.
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Alles muss entsorgt werden
Ein Zeitsprung: Acht Wochen nach dem Unwetter steht Dirk Fastbinder erneut in der Bechelte. Doch nur noch treue Mitglieder würden sie erkennen. Alles ist herausgerissen, der Fußboden, die Wände, die Decke.
Die gesamte Einrichtung musste entsorgt werden, übrig geblieben ist ein Rohbau. Doch ab jetzt soll genau dieser wieder zu dem werden, was das Bechelte-Team seinen Mitgliedern bieten möchte: einen einladenden Ort, um etwas für Fitness und Gesundheit zu tun.
Und die Planungen sind im vollen Gange. Aber erst einmal müssen alle Schäden mit der Versicherung abgestimmt werden, die die Kosten für eine Instandsetzung im Ist-Zustand vor der Flut übernimmt. Doch da wollen Dirk Fastbinder und sein Team gar nicht mehr hin, sie denken weiter: „Die Planungen laufen und wir sehen das Ganze auch als eine Chance für Veränderungen.“
Veränderungen in der Bechelte
So sollen die Flächen des Studios besser genutzt, die Büroflächen kleiner und die Trainingsfläche größer werden. Eine Vision des Geschäftsführers soll auch verfolgt werden: „Wir wollen grüner denken.“ Fastbinder würde gerne die CO2-Belastung minimieren und war schon vor dem Unwetter im Austausch mit einer Energieberatung. „Jetzt haben wir die Chance, vieles neu zu machen.“
Und auch das Konzept soll noch weiter in Richtung Gesundheitssport angepasst werden. So will die Bechelte mehr Prävention und Rehabilitation aus einer Hand anbieten und noch enger mit Physiotherapeuten zusammenarbeiten. „Unser Wunsch ist es, dass wir irgendwann sagen können: ‘Egal was du hast, wir können dir helfen’“, glaubt Fastbinder an seine Vision und freut sich, wenn die Bechelte wieder zu altem Glanz zurückfindet.
Ein Tränchen verdrückt
So groß die Freude auf die Umbauarbeiten und die Wiedereröffnung auch ist, kann er aber nicht verstecken, wie belastend die vergangenen Wochen und vor allem auch die Zeit unmittelbar nach der Flut für ihn waren. Vieles hat er in der Bechelte selbst auf- und umgebaut, Renovierungsarbeiten wurden oftmals in Eigenregie durchgeführt. „Ich kann zu jeder Wand und zu jeder Decke eine Geschichte erzählen“, klingt Dirk Fastbinder wehmütig, während er das mit Blick auf den Rohbau der Bechelte sagt. Und er muss zugeben: „Da hat man auch schon mal ein Tränchen verdrückt.“
Aber lange konnte er nicht in dieser Trauer verharren. Freunde fragten ihn, ob er nicht daran gedacht hätte, alles hinzuschmeißen. „Nicht einen Tag“, betont er. Viel mehr habe er sich in einem immergleichen Trott befunden, habe funktioniert, um erst das Wasser und den Schlamm und schließlich all den entstandenen Müll zu entsorgen.
Alles musste entsorgt werden
Jede Tasse, jedes Kissen und Hantelscheibe, jeder Stuhl, alles musste raus, die wenigsten Sachen waren noch zu retten. Putz und Fliesen mussten abgeschlagen werden, weil sich alles mit Wasser vollgesogen hatte, zudem wurde die Technik unbrauchbar. Nach dem Ausräumen sorgten 40 bis 45 Trocknungsgeräte dafür, dass die Feuchtigkeit aus der Bechelte verschwand.
Bis wieder in den Räumlichkeiten im Hagener Norden trainiert werden kann, wird noch einige Zeit vergehen, weiß auch Dirk Fastbinder: „Super wäre es natürlich, wenn wir im Januar oder Februar wieder eröffnen könnten. Aber wir wollen da noch kein verbindliches Datum nennen. Erst einmal müssen wir viel abwarten.“ Für die Rehasportler bieten die Bechelte-Trainer schon wieder Kurse an. Bei Phoenix-Fitness in Herdecke und im Tanzstudio von Maria Michala in Wehringhausen können die Kurse übergangsweise stattfinden. Ansonsten nutzen seine Mitarbeiter ihre Zeit laut Fastbinder für Fortbildungen: „Sei es zum Datenschutzbeauftragten oder für Weiterbildungen, alle sind aktiv.“ Auch werden Gespräche mit Geräteherstellern gesucht, um sich über Innovationen der Branche zu informieren. „Wir gehen weiter unseren Weg, dass wir uns das Beste für uns herauspicken“, so Fastbinder.
Eine Eröffnung gab es aber jüngst: Das Testzentrum an der Bechelte wurde ebenfalls mit den Fluten weggeschwemmt. „Die Nachfrage war aber im Nachgang noch sehr groß“, erklärt Dirk Fastbinder. Nun hat in einem Container ein neues Testzentrum eröffnet.