Herdecke. Vor drei Wochen stand das Wasser 1,60 m hoch, jetzt wird wieder gespielt. Wie der Herdecker TC nach dem Hochwasser durchstartet - mit Ex-Profi:

Vor drei Wochen standen hier noch Wasser und Schlamm 1,60 Meter hoch auf den Plätzen. An Tennis war augenscheinlich absehbar nicht zu denken am Vorhaller Weg beim Herdecker TC Grün-Weiß. Doch beim HTC, der von der Hochwasser-Katastrophe besonders betroffen ist, packten die Mitglieder kräftig an und räumten das abgesoffene Klubheim und die fünf Plätze wieder frei. Nun fliegen hier schon wieder die Bälle, 25 Kinder haben am Freitag ein einwöchiges Ferien-Tenniscamp abgeschlossen. „Wir haben uns besonders angestrengt, damit das Camp stattfinden kann“, sagt Klubchef Jürgen Esken, der aber weiß: „Hier ist schon enormer Schaden entstanden.“

Sichtbar Spaß hat der Nachwuchs beim Tenniscamp des Herdecker TC.
Sichtbar Spaß hat der Nachwuchs beim Tenniscamp des Herdecker TC. © Unbekannt | Axel Gaiser

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Wer die dicke Schlammschicht, die am 17. Juli nach Ablaufen des Hochwassers die Tennisplätze des Herdecker TC überzogen hat, live oder auf Bildern gesehen hat, wird diese Szenerie kaum glauben können: Auf der frisch aufgebrachten roten Asche tummeln sich 25 Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren, die von Campleiter Janis Müller und drei weiteren Trainern bespaßt werden. Am Rand sitzen Eltern und Klubmitglieder in der Sonne, auch auf dem neuen Spielplatz ist der Nachwuchs aktiv.

„Das hätte ich auch nicht gedacht“, räumt Kirsten Schölzel, kommissarische Jugendwartin beim HTC, ein, „hier sah es richtig schlimm aus. Aber wir haben extra Gas gegeben, damit das Tenniscamp hier stattfinden kann.“ Die benachbarten Verein Herdecker TV und TV Volmarstein, bei denen Müller ebenfalls Vereinstrainer ist und Camps in den Sommerferien ausgerichtet hat, hatten sich als Ersatz-Standorte angeboten. „Aber für unsere Kinder war es wichtig, dass es hier stattfindet“, betont Kirsten Schölzel - und kündigt gleich die nächste Veranstaltung am Vorhaller Weg an: Am 21. August gibt es ein offenes Kinder- und Jugendturnier.

Spielplatz neu gebaut

Der neu errichtete Spielplatz oberhalb der Tennisplätze lockt auf Wellenrutsche und Schaukel.
Der neu errichtete Spielplatz oberhalb der Tennisplätze lockt auf Wellenrutsche und Schaukel. © Unbekannt | Axel Gaiser

Zumal die Herdecker es nicht bei der Beseitigung der Hochwasser-Schäden und der Erüchtigung der Plätze mit frischer Asche beließen, sondern oberhalb der Plätze gleich noch einen schon länger geplanten Kinderspielplatz mit Wellenrutsche und Schaukel errichteten. „Den haben wir im Zuge des Arbeitseinsatzes nebenher mit aufgebaut“, sagt Kirsten Schölzel. Und in den Tennis-Pausen nutzt der Nachwuchs nun Rutsche und Schaukel reichlich. Der Andrang auf das Ferien-Camp ist groß, diese Erfahrung hat Janis Müller schon bei der Rekordzahl von 46 Teilnehmern beim Herdecker TV gemacht. „Wir machen das seit acht Jahren“, sagt der Trainer, „aber so viele Kinder wie in den beiden Corona-Sommern haben sich früher nie gemeldet.“ Die kontaktarme Outdoor-Sportart Tennis, die einen schweren Winter hatte, profitiert jetzt.

8000 Euro Schaden

Dass es für den Herdecker TC nach dem Hochwasser - nicht durch die nahe Ruhr sondern einen Kanal, der zur Kläranlage nach Vorhalle fließt - dennoch eine schwierige Lage ist, macht Klubchef Esken deutlich. Den Schaden am Gebäude habe ein Gutachter auf 30.000 bis 50.000 Euro beziffert, da hilft die Elementarschaden-Versicherung für das Gebäude. Zusätzlich muss der Verein aber einen Eigenanteil von etwa 8000 Euro Schaden, der am Material und in der Garage entstanden ist, stemmen. Man sammelt deshalb weiter Spenden (bei paypal unter spende@herdecker-tc.de).

Helfen kann dem HTC zudem ein Ex-Profi: Bei einer Aktion von Nicolas Kiefer gewann der HTC, weil man viele Facebook-Stimmen organisieren konnte. Der ehemalige Weltranglisten-Vierte kommt nun als Coach an einem Donnerstag im September oder Oktober zum Herdecker TC zu einem 90-minütigen Training inklusive anschließender Autogrammstunde. Kirsten Schölzel: „Da wollen wir ein großes Event daraus machen.“