Hagen. Noch fünf Monate bis zum Silvesterlauf. Die ersten Wochen Vorbereitung hat Laufanfängerin Alana Wellershaus hinter sich. Ein Zwischenfazit.
Der erste Monat ist geschafft, fünf stehen noch bevor. Fünf Monate, bevor die 40. Auflage des Silvesterlaufs von Werl nach Soest wieder Tausende Läuferinnen und Läufer auf die 15 Kilometer lange Strecke schickt. Unter ihnen will auch Alana Wellershaus sein. Wir begleiten die 29-jährige Hagenerin bei ihrem Weg zur ersten Teilnahme an einem Laufwettbewerb durch die Höhen und Tiefen der Vorbereitung – und vermitteln ihr auch die entsprechenden Profis.
Doch wie lief der erste Trainingsmonat nach der Zusage? Hat die Aussicht auf den Traditionslauf die Einheiten beflügelt? Oder setzt schon die große Skepsis ein? Die Freude über die ersten 30 Tage hält sich in Grenzen. Viel beruflicher Stress verhinderte ein kontinuierliches Training. „Die ersten zwei Wochen waren gut, aber danach kam ich nur noch unregelmäßig zum Laufen“, muss sie zugeben. Dabei war Alana Wellershaus doch so motiviert – in der nächsten Zeit will sie wieder richtig angreifen.
Aktuell ist sie noch sehr skeptisch, ob es wirklich am 31. Dezember für die 15 km lange Strecke reicht. Denn ihre Leistungen schwanken noch: „Mal gibt es Tage, da fällt mir die Runde um den Hengsteysee sehr leicht, an anderen Tagen wieder nicht.“ Vor allem das Gefühl, dass das Training stagniere, stört die Läuferin. Der Vorfreude tut das allerdings keinen Abbruch: „Ich bin noch skeptisch, aber ich habe auf jeden Fall Lust, das zu schaffen.“ Zudem sei die Anmeldung zum Silvesterlauf ein guter Ansporn, ergänzt sie: „Wenn ich etwas möchte, dann gebe ich mich auch nicht mit einem Bisschen zufrieden. Dann will ich auch durchlaufen und nicht nach zehn Kilometern nur noch gehen.“
Trainer Bernd Schneider gibt Rat
Davon überzeugt, dass es, bei kontinuierlichem Training, kein Problem für Alana Wellershaus sein sollte, den Silvesterlauf zu finishen, ist Bernd Schneider. Der 71-Jährige war früher selbst erfolgreicher Leichtathlet und finishte viele Marathons. Und seit Jahrzehnten gibt Schneider sein Wissen als Trainer weiter. Er ist überzeugt, dass erst einmal egal ist, in welcher Zeit die Trainingsläufe absolviert werden: „Darauf kommt es gar nicht an und eine Zeitvorgabe will ich auch gar nicht machen. Viel wichtiger ist, dass erst einmal Kilometer gesammelt werden.“ Die Strecken dabei zu variieren, hält er für ein gutes Konzept. Ob es mal um den See, durch den Wald oder ins Stadion geht, wichtig sei es, „ganz stupide Kilometer zu fressen.“ Ein wenig Abwechslung täte dabei gut, weiß Schneider aus seinen vielen Marathon-Vorbereitungen.
Sobald die Basis geschaffen ist, kann es im September an den ersten Feinschliff gehen, der Leichtathletik-Trainer spricht von Fahrtspiel. Dies bedeutet, dass während einer Trainingseinheit das Tempo mehrmals erhöht und wieder verringert wird. Dass in der Vorbereitung auch mal der Punkt kommen kann, in der das Training stagniert und Frustration einsetzt, kennt auch der Leichtathletik-Trainer zu Genüge: „Manchmal ist das Training hart, aber da muss man dann durch.“
Aktuell sind fünf Kilometer die Idealdistanz für sie, danach werde es anstrengend, sagt Alana Wellershaus und betont mit Blick auf die 15 Kilometer lange Strecke beim Silvesterlauf. Inzwischen entwickelt sie sogar eine Sympathie für den Ausdauersport: „Ich hätte es ja niemals gedacht, aber es macht wirklich Spaß, wenn man dranbleibt.“
Mit Rat und Tat zur Seite
Bernd Schneider findet das gesamte Projekt spannend und hat sich bereit erklärt, der Hagener Läuferin bis Dezember mit Tipps und Fachwissen zur Seite zu stehen. „Dass das Ganze jetzt auch von einem Trainer begleitet wird, finde ich sehr, sehr gut“, freut sich Alana Wellershaus und erklärt: „Laufen kann ja theoretisch jeder, einfach Schuhe an und los. Aber wenn man ein Ziel hat und doch am Zweifeln ist, wieso man nicht weiterkommt, dann ist es gut, ein Feedback zu bekommen.“
Und eine wichtige Erkenntnis lernte Bernd Schneider von seiner Tochter Frauke. Er feuerte sie bei Wettkämpfen gerne mit einem aufmunternden „Lauf schneller!“ an. „Das wollte sie nie hören und meinte, sie könne halt nicht schneller“, erinnert sich Schneider mit einem Schmunzeln zurück. Doch die Retourkutsche seiner Frau kam ausgerechnet bei einem Marathon. „Bei Kilometer 39 oder 40 stand sie am Straßenrand und rief mir zu, ich solle schneller laufen. Aber es ging gar nichts mehr. Seitdem weiß ich, dass es manchmal einfach nicht schneller geht.“