Hagen. Handballer Ole Kähler und Freundin Marie Waldhauer reisen durch Europa. Aktuell sind sie in Albanien und lernen sich dabei noch mal neu kennen.

Normalerweise ist Ole Kähler (24) beim TuS Volmetal für die Tore von Linksaußen zuständig. Seit Anfang 2019 steht der gebürtige Dortmunder beim Handball-Drittligisten unter Vertrag. Doch nun hat er sich eine Auszeit von Hagen, dem Handball und seinem Alltag genommen. Mit Freundin Marie Waldhauer (25) reist der Sonderpädagogik-Student aktuell durch Europa und sitzt während des Interviews mit unserer Zeitung gerade in Albanien am Strand. 35 Grad und Sonne, während das Volmetal in einer Regenflut versunken ist – ein krasser Kontrast. Auch das Paar verfolgt aus der Ferne die Bilder und ist schockiert. „Das ist schrecklich, was man dort zu sehen bekommt“, finden beide.

Doch wie entstand bei ihnen die Idee, mit dem Auto die Welt zu erkunden? Beide studieren in Dortmund Sonderpädagogik und haben ihren Bachelor erfolgreich bestanden. Bevor es mit dem Masterstudium weitergeht, wollen sie eine Pause einlegen.

Glücklich auf Reisen: Volmetal-Handballer Ole Kähler und seine Freundin Marie erkunden aktuell den Balkan. Zuvor verbringen sie zwei Monate in Griechenland.
Glücklich auf Reisen: Volmetal-Handballer Ole Kähler und seine Freundin Marie erkunden aktuell den Balkan. Zuvor verbringen sie zwei Monate in Griechenland. © WP | Ole Kähler

„Eigentlich wollten wir uns einen Van kaufen, ihn ausbauen und dann damit auf Reisen gehen“, verrät Marie Waldhauer. Doch die Anschaffung war den beiden zu unsicher, sie wollten erstmal herausfinden, ob das Reisen wirklich etwas für sie ist. Und so entschieden sie sich mit dem VW Polo von Ole Kählers Vater loszufahren und in einem Dachzelt zu übernachten. „Das klappt auch wirklich super und ist in fünf Minuten aufgebaut“, hat es sich Marie Waldhauer deutlich komplizierter vorgestellt.

Am 12. Mai startete die Reise, über Italien fuhren sie nach Griechenland, wo sie zwei Monate verbrachten, bevor es in Richtung Balkan ging. „Hier waren wir noch nie. Wir wollten nicht die klassischen Urlaubsziele abfahren, sondern mal etwas anderes machen“, erklärt Ole Kähler. Einen genauen Plan haben die beiden nicht. „Wir lassen uns treiben“, sagt Kähler.

Nur wenig Planung

Geplant haben sie vor der Reise nur wenig. Und haben damit bewusst ein „Streitthema“ aufkochen lassen. „Ole muss immer alles geplant haben“, erzählt Marie Waldhauer lachend, was ihr Partner auch bestätigt: „Ich dachte vorher auch, dass wir jeden Tag auf einem Campingplatz stehen werden, was jetzt kaum der Fall ist.“ Durch die Reise lernt besonders der Handballer eine neue Seite an sich kennen: „Ich bin quasi gezwungen flexibel zu sein. Und das funktioniert gut.“

Einen richtigen Tagesablauf haben die beiden nicht, sie stellen sich auf das ein, was der Tag bringt. Bei momentan 35 Grad in Albanien sei es ohnehin kaum möglich, viel zu unternehmen, außer am Wasser zu sitzen. Deshalb will das Paar sich nun in Richtung Norden orientieren, wo es etwas kühler ist. Und was braucht man, wenn man mehrere Monate unterwegs ist? „Wir haben auf jeden Fall viel zu viel dabei, das ist Auto ist schon gut voll“, geben die beiden zu. Mit einem Kistensystem versuchen sie möglichst viel Ordnung und den Überblick zu behalten. Bisher klappt das gut, „die meiste Zeit hat man sowieso die Badesachen angehabt“, erzählt Marie Waldhauer.

Bei der Frage nach dem schönsten Erlebnis auf der bisherigen Reise muss das Paar erst einmal in sich gehen. Eine schöne Zeit verbrachten sie auf der Halbinsel Peleponnes in Griechenland, wo sie fast alleine an den Stränden waren. Doch vor allem seien es die vielen Menschen gewesen, die sie spontan kennengelernt hatten und die sie begeisterten: „Man kommt einfach ins Gespräch und verbringt dann ein paar Stunden oder Tage miteinander“, freut sich Ole Kähler, während seine Freundin sagt: „Man hat das Gefühl, dass man richtig wenig zum Leben braucht und das macht mich sehr glücklich. Zudem sind die Menschen super offen und man kommt leicht ins Gespräch.“

Oft sind die beiden Reisenden fast allein in der Natur.
Oft sind die beiden Reisenden fast allein in der Natur. © WP | Ole Kähler

Keine Einschränkungen durch Corona

Die Coronapandemie schränkt ihre Reise nicht ein, beide sind geimpft, bei der Einreise in Griechenland mussten sie einen negativen Test vorzeigen, in Albanien „braucht man gar nichts“. Inmitten von vielen Menschen hält sich das junge Paar aber sowieso fast nie auf, meistens sind sie in der Natur unterwegs - und verbringen fast jede Sekunde miteinander: „Für die 24 Stunden, die man zusammenhängt, klappt es echt gut“, gibt Marie Waldhauer lachend zu. Und auch wenn bei 35 Grad mal die Laune nicht so gut sei, fange sich das doch auch schnell wieder.

Einmal hatte das Paar Probleme mit dem Gaskocher: „Das Gas trat aus und wir haben es immer wieder versucht auf und zu zumachen, aber es klappte einfach nicht“, berichtet Marie Waldhauer. Doch am Ende erfuhren sie auch hier wieder Hilfsbereitschaft. An einer Tankstelle fanden sie einen fachkundigen Albaner. „Es ist Wahnsinn, wie freundlich und aufgeschlossen alle Menschen sind, denen wir bisher begegnet sind“, freut sich das Paar.

Mit Handball möchte Ole Kähler nach seiner Rückkehr im September wieder loslegen. „Es war schon früh mit den Trainern besprochen, dass ich weg bin, sobald der Klassenerhalt sicher ist“, sagt er. Durch die Corona-Unterbrechung und die Annullierung der Saison geschah das früher als erwartet. Die Vorbereitung verpasst der Linksaußen nun, in der kommenden Saison will er aber wieder angreifen und „alles für einen frühestmöglichen Klassenerhalt tun.“