Hagen. Im HSK verschmelzen zwei Fußball-A-Kreisligen zu einer eingleisigen Staffel. Macht das auch für Hagen Sinn? Das sagen Trainer und Funktionäre.
Der Fußball auf Kreisebene erfährt im Hochsauerlandkreis eine neue Ordnung: Ab der Saison 2022/23 verschmelzen Kreisliga A Ost und West zu einer „eingleisigen“ Liga. Somit ist gesichert, dass der Meister dieser Spielklasse direkt in die Bezirksliga aufsteigt und nicht erst in eine Relegation muss. Auch im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr ist diese Strukturreform Jahr für Jahr Thema – und spaltet die Gemüter. „Das Thema drängt mehr denn je, und nach Corona ist die Zeit, auch bei uns in eine eingleisige Liga überzugehen“, sagt Norbert Ullrich im Gespräch mit unserer Zeitung klar. Der Fußballfunktionär, der zurzeit für die Vereine SSV Hagen und Polonia Hagen als Berater tätig ist, findet: Das HSK-Modell würde auch den heimischen Kreisfußball beleben.
Das aktuelle Kreisliga-System in Hagen/EN
Im aktuellen System gibt es zwei Kreisligen - die Staffel A1 (Hagen) und A2 (EN-Kreis). Wer am Ende der Saison in diesen beiden Staffeln ganz oben steht, kann sich davon aber noch nichts kaufen, denn die Meister müssen in eine Aufstiegsrelegation. Der Gewinner darf hoch in die Bezirksliga, der Verlierer dieses Finalspiels kann sich immerhin noch mit einem Relegations-Verlierer eines anderen Fußballkreis um den Aufstieg duellieren (1,5 Aufsteiger). Und dennoch: Viele ehrgeizige Vereine ärgern sich darüber, am Ende einer harten Saison trotz Meistertitels vielleicht mit leeren Händen dastehen zu müssen.
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„Es kann nicht wahr sein, dass der wahre Meister nicht direkt aufsteigt. Ich weiß, dass die Mehrheit der Hagener Vereine so denkt und keine Relegation will“, beteuert Norbert Ullrich. Eine eingleisige Kreisliga A könnte wie folgt aussehen: Die acht bestplatzierten Teams aus den beiden Staffeln plus Bezirksliga-Absteiger und B-Liga-Aufsteiger bilden die neue Liga. Der Unterbau bestünde aus zwei B-Kreisligen, und darunter drei C-Staffeln (aktuell gibt es zwei). Eine Einteilung nach dem „Tannen-Prinzip“.
Mehr Qualität in der Kreisliga A
Ullrichs Ansicht nach hat das eingleisige Modell enorme Vorteile, an allererster Stelle: Mehr Qualität in der A-Liga. „Wir wissen alle, dass die Kreisligen schwach geworden sind. Wir haben Spiele, die gehen 12:0 aus -- das hat mit Fußball doch nichts mehr zu tun“, findet er. Zumal sei eine höhere Qualität auch für die zweiten Mannschaften, die ihrem Nachwuchs in der Kreisliga Spielpraxis verschaffen, sinnvoll.
Eine solche zweite Mannschaft trainiert Martin Lissner bei der SpVg. Hagen 11. Doch dem Elfer-Coach ist es „eigentlich ziemlich egal“, ob die Liga nun ein- oder zweigleisig unterwegs ist. Allerdings weist Lissner auf ein Problem hin, welches sich bei einer Zusammenführung ergeben könnte: „Es wären schon deutlich mehr Kilometer, die man abspult.“ Aktuell sind die Spiele für die Hagener Mannschaften quasi „um die Ecke“, nach Hasslinghausen hingegen sei man deutlich länger unterwegs.
Heidbüchel kann beide Seiten verstehen
Uli Heidbüchel, Trainer von Schwarz-Weiß Breckerfeld hingegen, könnte sich mit einer eingleisigen A-Liga anfreunden, wie er zugibt: „Das würde das sportliche Niveau noch einmal enorm anheben, weshalb ich da grundsätzlich nichts gegen habe.“ Allerdings könne er auch verstehen, wenn sich Teams, die eher im unteren Tabellenfeld angesiedelt seien, gegen eine Zusammenführung sträuben: „Es ist schwierig und es wird immer Mannschaften geben, die nicht dafür sind, das ist ganz klar. Und aus deren Sicht kann ich die Ablehnung auch nachvollziehen.“
Beide A-Liga-Coaches sehen die eingleisige Liga aber hinsichtlich der Aufstiegsfrage als bessere Option: „Es ist nur fair, dass der Tabellenerste auch den Sprung in die Bezirksliga schafft und sich nicht noch in einem Relegationsspiel beweisen muss“, sagt Uli Heidbüchel.
Das sagt Kreischef Peter Alexander
Peter Alexander, Vorsitzender des Fußballkreises Hagen/EN, weiß nur zu gut, dass das Thema „eingleisige Kreisliga“ immer wieder hochkocht. Er steht der Idee offen gegenüber, gibt aber auch zu bedenken: „Wir haben darüber mehrmals auf Staffeltagen abstimmen lassen, und immer war die Mehrheit dagegen. Das letzte Mal, vor drei Jahren, haben sich Dreiviertel der Vereinsvertreter gegen die eingleisige Kreisliga entschieden.“
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Im HSK wurde die eingleisige A-Liga vom Kreisvorstand beschlossen, eine Abstimmung hat es diesmal nicht gegeben. Von einer Entscheidung von „oben herab“ will Alexander aber absehen: „Das wäre unfair gegenüber den Vereinen, die sich in der unteren Tabellenhälfte bewegen. Dass die oberen Vereine dafür sind, ist ja klar. Aber man muss auch bedenken, dass etwa die Hälfte der Kreisligisten absteigen würde, und das wollen viele nicht hinnehmen.“
Zumal, das betont der Kreisvorsitzende, habe das zweigleisige Modell auch seine Reize. Die Relegationsspiele locken bis zu 1000 Zuschauer an und sorgen so für ein Fußballspektakel, das es sonst nicht geben würde. Dennoch werde der Kreisvorstand dem Vorhaben einer eingleisigen Kreisliga keine Steine in den Weg legen. Alexander: „Wir werden beim nächsten Staffeltag darüber abstimmen lassen.“