Wetter/Koblenz. Coach Heiner Backhaus feiert 6:1 Kantersieg im Finale des Rheinlandpokals und sichert sich mit Rot-Weiß Koblenz ein Pokal-Ticket.

Für Union Berlin und die Kickers Offenbach hat Heiner Backhaus bereits drei Spiele im DFB-Pokal als Profi gemacht. Nun steht auch sein Pokal-Debüt als verantwortlicher Trainer an der Seitenlinie fest. Der 39-jährige Fußballtrainer, der in der Jugend beim TuS Wengern spielte und dort verwurzelt ist, hat mit Rot-Weiß Koblenz am vergangenen Wochenende den Rheinlandpokal gewonnen. Mit 6:1 setzte sich der Regionalligist gegen den Bezirksligisten vom VfB Linz durch.

Obwohl die Mannschaft vom ehemaligen Fußballprofi, der in den verschiedensten Ländern der Welt gespielt hat, den Pokalsieg angesichts der ungleichen Kräfteverhältnisse fast schon erwartet hatte, war die Freude nach dem Pokalsieg „riesengroß“, berichtet Backhaus.

„Die Jungs haben eine überragende Saison gespielt und sich die Feier nach dem Spiel total verdient. Es ist unfassbar, was wir hier gemeinsam geleistet haben, und der Einzug in den DFB-Pokal war eine schöne Belohnung dafür, dass wir in der vergangenen Saison so viel gearbeitet haben und so viel geopfert haben für den Erfolg der Mannschaft“, zeigt sich Backhaus stolz auf sein Team.

Keine langen Feierlichkeiten

Der Wengeraner Fußballtrainer konnte jedoch nicht allzu lange an den Feierlichkeiten teilnehmen: Seine Frau wartete hoch schwanger auf ihren Mann. „Da bin ich natürlich etwas kürzer getreten. Ich habe aber gehört, dass die Jungs noch in Trikots durch die Stadt gelaufen sind und den Sieg gefeiert haben. Das freut mich natürlich extrem für sie“, so der Übungsleiter.

Denn: abgesehen vom nun gezogenen Ticket für den DFB-Pokal kann Backhaus mit Rot-Weiß auf eine ebenfalls sehr erfolgreiche Spielzeit zurück blicken. Drei Spieltage vor Saisonende stehen die Koblenzer auf dem zehnten Tabellenplatz. Mit dem Abstieg hat der Verein schon lange nichts mehr zu tun. „Es ist kein Geheimnis: Wir haben bei Rot-Weiß einen Etat von etwa 350.000 Euro im Jahr. Es steigen in diesem Jahr Vereine aus der Regionalliga Süd-West ab, die deutlich mehr Geld zur Verfügung haben. Zum Vergleich: Vereine wie Hessen Kassel, VfR Aalen, der FSV Frankfurt oder die Kickers Offenbach haben da mal im Vergleich mit uns schnell eine Null mehr hinter dem Jahresetat. Daher ist die Leistung meiner Mannschaft sehr hoch zu bewerten, ich bin extrem stolz auf die Jungs“, erklärt Backhaus.

In den noch anstehenden drei Partien sollen vor allem die Spieler zum Einsatz kommen, die in der vergangenen Saison aufgrund der Corona-Pandemie nicht nur auf einen Teil ihres Gehalts, sondern auch auf Spielzeit verzichten mussten. „Das sind die wahren Helden der Mannschaft. Die Jungs, die sich in der Saison immer bereit gehalten haben für den Fall, ohne viel Spielzeit zu bekommen. Die haben es sich jetzt in den letzten drei Spielen verdient, sich ins Schaufenster zu stellen und sich für neue Verträge anzubieten“, macht Backhaus seine Marschroute für die sportlich fast bedeutungslosen letzten drei Saisonspiele deutlich.

Bis zum Nachholspiel, das heute Abend in Balingen stattfindet, hat Backhaus seiner Mannschaft zur Belohnung für die Leistung der bisherigen Saison frei gegeben. „Ich habe den Spielern gesagt, dass wir uns am Dienstag vor der Abfahrt am Bus wiedersehen, das hat die Stimmung natürlich noch mal gehoben“, so der Koblenz-Coach.

Backhaus bleibt bescheiden

Auf die Frage, welche Hebel er beim ehemaligen Abstiegskandidaten der Regionalliga Süd-West ansetzen musste, um eine so starke Saison zu spielen, erklärt der Wengeraner: „Ich will mich nicht in den Vordergrund drängen. Den Erfolg, den wir hier feiern dürfen, ist vor allem der Einstellung und dem Einsatz der Mannschaft zu verdanken. Ich arbeite einfach gerne mit jungen Spielern zusammen und versuche, meine Erfahrung aus meiner aktiven Karriere weiterzugeben“, erklärt Backhaus bescheiden.

Wie dem auch sei: Backhaus wird im kommenden August mit seiner Mannschaft im höchsten deutschen Pokal-Wettbewerb an den Start gehen. Welchen Verein er bei der Auslosung der ersten Runde am liebsten gegen seinen Club sehen würde, ist ebenfalls klar: „Es ist ja bekannt, dass ich Sympathien für den FC Schalke 04 habe, deshalb wäre das natürlich ein absoluter Hammer. Aber auch die anderen Vereine aus dem Ruhrgebiet wären stark! Mal in einem Pflichtspiel gegen Borussia Dortmund oder den VfL Bochum zu spielen, würde mich genau so freuen. Sollte das nicht klappen, wären zum Beispiel der 1. FC Köln oder Fortuna Düsseldorf super“, erklärt Backhaus.

Hoffnung auf Zuschauer im August

Ob Rot-Weiß dann auch mit der Unterstützung der Zuschauer im heimischen Stadion rechnen kann, steht noch nicht fest. Die Heimspielstätte von Rot-Weiß, das Koblenzer Stadion Oberwerth, wäre für den Fall einer Auslosung gegen einen namhaften Bundes- oder Zweitligisten mit Sicherheit gut gefüllt. „Die knapp 10.000 Plätze zu füllen, wäre natürlich überragend. Aber mal schauen, was möglich sein wird. Ich hoffe auf jeden Fall, dass Fans zugelassen sein werden und wir mit einem gewissen Heim-Vorteil ins Spiel gehen werden“, schaut der Wengeraner voraus.

Vor zwei Jahren bestritt Rot-Weiß bereits sein erstes DFB-Pokalspiel der Vereinsgeschichte gegen die Fortuna aus Düsseldorf. Ergebnis damals: 0:6 aus Koblenzer Sicht. „Unser Ziel ist es auf jeden Fall, besser abzuschneiden“, so Backhaus.