Hagen. Auf Phoenix Hagen prasselt Kritik ein, weil der Klub sich von langjährigen Mitarbeitern trennt. Jetzt äußert sich Geschäftsführer Patrick Seidel.
Die zurückliegende Saison in der 2. Basketball-Bundesliga ProA war für Phoenix Hagen keine glorreiche, was dazu führte, dass sich sowohl in der Fanszene als auch im direkten Umfeld des Klubs kritische Stimmen häuften. Doch nach der Spielzeit 2020/21 brodelt es bei Phoenix noch mehr. Der Grund: Im Zuge einer einschneidenden Umstrukturierung verlassen Phoenix Mitarbeiter bzw. Helfer, die zum Teil seit vielen Jahren zum „Inventar“, wie es gerne heißt, gehörten: Alex Nolte (Co-Trainer), Uwe Schröer (Teammanager/Vorstand des Phoenix Hagen e.V.), Vid Zarkovic und Tome Zdravevski (JBBL-Coaches). Persönlichkeiten, mit denen die Hagener Basketball-Anhänger emotional viel verbinden. Und auch mit Physiotherapeut David Lopez will man künftig getrennte Wege gehen.
Öffentlich kritisieren Fans aber nicht nur die Personalentscheidungen, sondern auch, dass Phoenix Hagen diese zum Großteil nicht kommuniziert. Patrick Seidel, Geschäftsführer des Zweitligisten, nahm dies zum Anlass, um eine ausführliche Stellungnahme zu geben. In einem Statement, das Phoenix am Donnerstag im Internet veröffentlichte, geht Seidel auf die Kritik von Fans und Umfeld ein und erklärt, was er von der neuen Basketball Akademie Hagen hält.
Teammanager Schröer
Hans-Uwe Schröer hatte vor zwei Wochen erklärt, Phoenix Hagen zu verlassen. Er war zuletzt nicht nur Teammanager, sondern auch Vorstand des Phoenix Hagen e.V., in welchem die Jugendabteilung eingegliedert ist. „Große inhaltliche Differenzen über die zukünftige Ausrichtung, damit verbundene Personalentscheidungen und die fehlende Bereitschaft handelnder Personen, offene Diskussionen zu führen“, führte er als Gründe ins Feld, Phoenix nach vielen Jahren zu verlassen.
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Patrick Seidel will diese Version der Trennung nicht unkommentiert stehen lassen. „Ich will betonen, dass ich derjenige war, der den Telefonhörer in die Hand genommen und die Trennung für den Profibereich aktiv eingeleitet hat. Daher kann man nur bedingt von einem Rücktritt reden. Warum Hans-Uwe Schröer aus dem Vorstand des Phoenix Hagen e.V. mit der gleichen Begründung zurücktritt, erschließt sich mir nicht. Ich glaube eher, dass diesem Rücktritt eine falsche Interpretation der Aufgaben im e.V.-Vorstand zugrunde liegt.“ Aus Phoenix-Sicht, so wird es im Statement klar, hat Schröer seine Kompetenzen überschritten. Es sei nicht die Aufgabe des Jugendvorstands, „vehement Einfluss auf den Alltag der Profimannschaft nehmen zu wollen“, stellt Seidel klar.
Trainer Zarkovic/Zdravevski
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Unsere Zeitung hatte letzte Woche berichtet, dass Phoenix sich nach zwei Jahren von den Jugend-Bundesliga-Trainern Vid Zarkovic und Tome Zdravevski trennt. Zarkovic erfuhr dies allerdings nicht in einem direkten Gespräch mit einem Phoenix-Verantwortlichen, sondern über Dritte. Stanley Witt, Nachwuchskoordinator bei Phoenix, entschuldigte sich im WP-Interview für die Kommunikationspanne. Patrick Seidel führt für die Beendigung der Zusammenarbeit zwei Gründe ins Feld: Zum einen wolle man einen hauptamtlichen JBBL-Trainer einstellen, der zugleich Co-Trainer des Herrenteams wird. Eine Einigung mit einem Kandidaten sei in Sicht.
Und zum anderen habe man „im Bereich JBBL eine andere Philosophie und Herangehensweise in der Nachwuchsförderung“ als Zarkovic/Zdravevski, auch wenn die beiden Trainer „in den letzten beiden Jahren hervorragende Ergebnisse“ abgeliefert hätten. Seidel: „Und dann noch das Thema BBA Hagen hinzu, wo sich gewisse Themen überschneiden und zugehörige Schnittstellen eine Rolle spielen.“
Physiotherapeut David Lopez
Eine Personalie, zu der sich Phoenix öffentlich nicht ausführlich äußern möchte. Seidel: „Das eine oder andere Gerücht waberte ja schon durch die Medien. Richtig ist, dass wir uns von unserem Physiotherapeuten David Lopez trennen möchten. Wir befinden uns dazu noch in gemeinsamen Gesprächen. Deshalb kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu diesem Thema sagen.“ Nach Informationen unserer Zeitung hat es zwischen Patrick Seidel und David Lopez während der Saison einen heftigen Streit gegeben. Über die Gründe des Disputs schweigen beide Parteien.
Basketball Akademie Hagen (BBA)
Die Grundidee befürwortet man bei Phoenix, sagt Patrick Seidel. Aber der Geschäftsführer kritisiert, dass die Verantwortlichen von BG Hagen und SG VFK Boele-Kabel im Zuge der BBA-Gründung eine Art Alleingang bestritten hätten: „Verwundert haben wir als Phoenix Hagen wahrgenommen, dass andere Vereine aus Hagen, die auch ihre Berechtigung und Tradition haben, in die ersten Gespräche nicht involviert worden sind. Außerdem können wir bis heute nicht nachvollziehen, warum wir uns nach einem ersten Gespräch innerhalb von drei Wochen sofort festlegen sollten, ob wir dabei sind oder nicht. Es wurde darüber hinaus bereits im ersten Gespräch signalisiert, dass BG und Boele-Kabel das Projekt ohnehin realisieren würden – ob nun mit oder ohne Phoenix Hagen.“
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Sinnstiftender wäre es gewesen, wenn man eine Arbeitsgruppe mit allen Hagener Basketball-Klubs gebildet hätte, in der alle von Anfang an miteinbezogen worden wären. Nach wie vor sei Phoenix offen für eine Zusammenarbeit, allerdings benötige dies Zeit – etwa auch, weil Phoenix sich mit seinen Kooperationspartnern über das Thema austauschen und für die BBA erstmal eine Gesellschaft gegründet werden müsse. „So etwas kann man einfach nicht in drei, vier Wochen übers Knie brechen. So ein großes Projekt braucht Anlauf- und Bearbeitungszeit. Deshalb spielt Phoenix in dieser Konstellation erst einmal keine Rolle.“
Böses Blut gebe es aber zwischen Phoenix Hagen und den Machern der BBA nicht, so Seidel, der die Aktivitäten der eigenen Jugendabteilung hervorhebt: „Stanley Witt und Michael Wasielewski [haben] in den letzten zwei Jahren hervorragende Aufbauarbeit für Phoenix Hagen e.V. geleistet. Das nächste Großprojekt steht bereits in der Pipeline und steht für eine starke Weiterentwicklung. Beide genießen daher unser vollstes Vertrauen. Wir können uns sehr glücklich schätzen, sie in unserem Team zu haben.“
Was gibt’s sonst noch?
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– Auch auf die Trennung von Alex Nolte geht Patrick Seidel noch mal ein: „Wir haben die Außenwirkung der Personalie Alex Nolte in keiner Weise unterschätzt. Uns war vollkommen klar, dass es immer eine besondere Außenwirkung haben wird, wenn wir uns irgendwann mal von einem Jungen vom Heuboden trennen, der es bis zum Co-Trainer im Profibereich geschafft hat.“ Über die Trennung von Nolte hatte unsere Zeitung vor einigen Wochen bereits ausführlich berichtet (Link).
– Zeitnah werde man die ersten Verpflichtungen für den ProA-Kader der kommenden Saison veröffentlichen. „Sehr zeitnah werden wir die erste Vertragsverlängerung bekanntgeben können. Und wir haben auch die Aussicht, dass in den nächsten Wochen weitere folgen werden. Natürlich liegt unser Fokus weiter bei den deutschen Spielern, bevor wir uns um mögliche US-Importe kümmern“, erklärt Patrick Seidel. „Mit den Spielern der Vorsaison stehen wir weiter in engem Kontakt, etwa mit Karrington Ward, der nach drei Spielen Anlaufzeit vollends überzeugen konnte.“
– Das komplette Statement von Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel finden Sie hier: Link