Hagen. BG Hagen und SG VFK Boele-Kabel gründen die Basketball Akademie Hagen. Ehrgeiziges Programm zur Nachwuchsförderung. JBBL- und NBBL-Teams geplant.
Hagens Basketball-Hallen sind schon lange verschlossen und verlassen, doch ein Ende der Tristesse ist in Sicht. Und während sich viele Korbjäger auf einen Re-Start einrichten, planen zwei Hagener Traditionsvereine Großes: BG Hagen und SG VFK Boele-Kabel rufen die Basketball Akademie Hagen (BBA) ins Leben, ein ehrgeiziges Programm zur Förderung von talentierten Kindern und Jugendlichen. Aber auch für den Seniorenbereich beider Klubs gibt’s Veränderungen. Wir stellen das Projekt vor.
Was ist die BBA?
Die BBA entsteht durch die Kooperation der BG Hagen und der SG VFK Boele-Kabel. Den beiden Basketballvereinen geht es im Wesentlichen um zweierlei: Die eigenen Kräfte bündeln und im Nachwuchsbereich neue Wege beschreiten. Während Boele sich in den Altersklassen U6 bis U14 Jahr kaum vor Nachwuchs retten kann und Jahr für Jahr neue Talente hervorbringt, hapert es ab der U16. Boeles erstes Herrenteam spielt „nur“ in der Landesliga. Bei der BG das umgekehrte Bild: Während sich im Einstiegsbereich nur wenige Kinder tummeln, spielen die älteren Jugendteams in NRW oben mit. Zudem gelingt es der BG, ihre Talente in den Seniorenbereich (1. Regionalliga und Oberliga) einzubinden. „Wenn man die Stärken und Potenziale beider Vereine als Schablone übereinander legen würde, würde schnell ersichtlich: Zusammen wäre man in allen Bereichen nahezu perfekt aufgestellt“, sagt Kosta Filippou.
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Der Sportliche Leiter und Trainer der ersten BG-Mannschaft ist der Initiator der Basketball Akademie, seit Monaten arbeitet er Hand in Hand mit Boeles Sportkoordinatorin Mareike Barth. Sie sagt: „Mit dieser wegweisenden Entscheidung verlassen wir althergebrachtes Vereinsdenken und legen den Grundstein für die Weiterentwicklung des Basketball-Standortes Hagen.“
Welche Ziele hat die BBA?
Vor vielen Jahren sei Hagen in der Jugendförderung noch Basketball-Hochburg gewesen, doch diese Zeiten seien vorbei. Andere Standorte würden die Volmestadt „im ICE-Tempo“ überholen, findet Filippou: „Die Vereine leisten zwar nach wie vor gute Jugendarbeit, aber das Engagement hängt immer von den Personen ab, die sich für ihren Verein einsetzen. Eine durchgängig professionelle Nachwuchsförderung ist nicht vorhanden.“ Mit der Bündelung der Kräfte von BG und Boele sollen in Zukunft mit Kompetenz und Enthusiasmus, Kinder und Jugendliche für Basketball begeistert und sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport so gut es geht gefördert werden. Daher sei es auch nur logisch, so Filippou, dass die BBA ein Team für die Jugend-Bundesliga (JBBL/U16) und eins für Nachwuchs-Bundesliga (NBBL/U19) beinhalte. Zur kommenden Saison wird das noch nicht klappen; losgehen soll’s zur Spielzeit 2022/23.
Man könne sich durchaus vorstellen, dass das erste BG-Team mittelfristig den Aufstieg in die ProB anpeilen wird. Allerdings sei das aktuell noch keine Priorität. Fredi Rissmann, erster Vorsitzender der BG, will die BBA breit und professionell aufstellen: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die BBA eine Art Dienstleistungsunternehmen wird, inklusive Beratung für Spieler, Freizeitgestaltung, Events. Wir haben viele Ideen.“
Wer ist mit dabei?
Wer welche Funktionen in der BBA übernehmen soll, will man in den kommenden Wochen klären. Sicher ist, dass die Trainer und Talentförderer Vid Zarkovic und Tome Zdravevski Teil der BBA sein werden. Die beiden Coaches waren zuletzt nicht nur für die BG tätig, sondern coachten auch das JBBL-Team von Phoenix Hagen. Phoenix hat sich allerdings von Zarkovic und Zdravevski getrennt. Alex Nolte, zuletzt Co-Trainer vom Phoenix-Herrenteam, soll ebenfalls in die Basketball Akademie eingebunden werden. „Das steht zu 99 Prozent fest“, sagt Filippou. Auch der Boeler Spieler und Trainer Tobit Schneider - zwischenzeitlich mal Headcoach von Phoenix Hagen - soll seine Kompetenzen miteinbringen.
Die Fäden in der Hand halten soll Kosta Filippou, der sich wohl im nächsten Jahr vom Coaching zurückziehen und maßgeblich auf den Management-Bereich konzentrieren wird. „Alles unter einen Hut zu bekommen, wird vermutlich schwer“, meint Filippou.
Welche Rolle spielt Phoenix Hagen bei der BBA?
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Die BBA-Verantwortlichen wollen Phoenix mit ins Boot holen, es wurde auch schon mehrmals verhandelt. Allerdings kam man bislang nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Zu groß, so beide Seiten, seien aktuell die inhaltlichen Differenzen (ein Interview mit Stanley Witt, Nachwuchskoordinator von Phoenix Hagen, finden Sie hier). Mareike Barth macht klar: „Wir wollen keine Konkurrenz sein. Unsere Tür ist auch nach wie vor offen für Phoenix.“ Es sei nicht förderlich, dass je zwei JBBL- und NBBL-Teams in Hagen an den Start gehen. Doch sollte man mit Phoenix Hagen nicht einig werden, wird das im kommenden Jahr wohl Realität.
Rissmann und Filippou machen keinen Hehl daraus, dass sie mit der bisherigen Zusammenarbeit im Jugendbereich nicht einverstanden sind. „Der Jugendbereich lebt von Kontinuität“, sagt Filippou und spielt darauf an, dass im Profibereich oftmals Trainer oder auch Jugendkoordinatoren den Verein wechseln bzw. ausgetauscht werden. Und das führe wiederum dazu, dass sich die Kooperationspartner, die die „Basis“ bilden, neu ausrichten müssen. Kurzum: Die BG will sich ein Stück weit aus der Abhängigkeit lösen.
Die Kooperation zwischen BG (oder künftig BBA) und Phoenix im Herrenbereich soll bestehen bleiben, so dass weiter talentierte Jugendakteure wie zuletzt Emil Loch mit Doppellizenz in ProA sowie Regionalliga spielen können.
Was bedeutet das für die jetzigen Teams?
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Die BBA wird bereits in der kommenden Saison an den Start gehen. Die Besetzung der Teams erfolgt in Abstimmung zwischen beiden Organisationen und unter Einbindung des Trainerteams. Die Mannschaften sollen dann unter dem gemeinsamen Namen „Basketball Akademie Hagen“ an den sportlichen Wettbewerben teilnehmen. Ob dies in Form einer Spielgemeinschaft erfolgt, ist zurzeit noch offen. Zunächst bleiben alle Sportlerinnen und Sportler Mitglied in ihren jeweiligen Vereinen.
Neben der gemeinsamen Trainings- und Spielsteuerung wird es weiterhin gemeinschaftliche Feriencamps und weitere Aktionen geben. Für alle anderen Seniorenteams (Bezirksliga, Kreisliga, Hobbymannschaften) ergeben sich keinerlei Änderungen.
Was ist noch wichtig?
Die Basketball Akademie soll eine neue Trainingshalle bekommen, erste Objekte haben die Verantwortlichen bereits besichtigt. „Das ist mehr als nur eine Idee. Wir haben einen Business-Plan und einen Finanzierungsplan“, erklärt Kosta Filippou, „allerdings macht Corona die ganze Sache zurzeit schwer.“ Ein Logo für die BBA ist aktuell in Arbeit. Die Akademie soll die Farben Orange, Weiß und Grau tragen.
Bislang bilden BG Hagen und Boele-Kabel die Basketball Akademie Hagen (BBA), allerdings „sind wir auch offen für mehr Kooperationen“, sagt BBA-Initiator Kosta Filippou.
An diesem Donnerstag und Freitag veranstalten BG und Boele-Kabel virtuelle Elternabende, um sich Fragen der Erziehungsberechtigten bzw. Mitglieder beider Klubs zu stellen.