Hagen. Nicht nur Profis – auch Hagener Athleten zahlen für ihr Hobby oftmals einen hohen Preis. Hagener erzählen von Verletzungen und ihren Folgen

„Sport ist Mord“, lautet oftmals die Ausrede, wenn die Bewegung oder Anstrengung gescheut wird. Natürlich ist der Satz aus sportwissenschaftlicher Sicht nicht ganz korrekt, viel mehr raten Mediziner zu einem gesunden Maß an Bewegung. Jedoch ist es auch nicht von der Hand zu weisen, dass selbst Amateursport zu vielen Wehwehchen führen kann, die einen ein Leben lang begleiten. Oder Sportler dazu bringen, frühzeitig die Ausrüstung ihres liebsten Hobbys an den Nagel zu hängen.

Auch viele heimische Athleten haben solche Erfahrungen gemacht. Christian Bald, Badminton-Akteur beim Zweitligisten BC Hohenlimburg klagt bereits im Alter von 29 Jahren über Hüftprobleme. „Mein Orthopäde hat mir gesagt, dass ich am besten kein Einzel mehr spielen sollte, wenn ich nicht mit Mitte 30 eine künstliche Hüfte haben möchte“, sagt Bald. Seit dem elften Lebensjahr betreibt er Badminton als Leistungssport, einige Male die Woche. Das große Problem bei der Sportart sei der Ausfallschritt. „Da entwickelt sich über die Jahre einfach Verschleiß.“ Speziell im Einzel gingen Badmintonspieler „viel tiefer“ in den Ausfallschritt. Eine extreme Belastung im Einzel führt bei Christian Bald dazu, dass sich das sogenannte Iliosakralgelenk verschiebt, und den Ischiasnerv einklemmt. „Dann muss ich jedes mal zum Physio laufen, damit das wieder behoben wird.“

Beim Badminton sei dies kein Einzelfall, viele Nationalspieler hätten Hüftprobleme und müssten früh ihre Karriere an den Nagel hängen. „Die machen das weitestgehend beruflich, da ist das dann noch mal schlimmer.“ Bald hat für sich entschieden, kein Einzel mehr zu spielen. „Das ist es mir einfach nicht wert.“

Unvernunft siegt

Die Knie kaputt vom Fußball hat Niklas Braun (31). In der Saison 2010/2011 hatte er mit vielen Toren einen großen Anteil am ersten Aufstieg in die Bezirksliga in der Vereinsgeschichte des SC Berchum/Garenfeld. Doch danach wurde er immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Kreuzband- und Meniskusschaden in beiden Knien - im Training und während Ligapartien zugezogen. Aber der Ehrgeiz war bei Braun stets so groß, dass er nach der jeweiligen Reha immer wieder versucht hat, sich zurückzukämpfen. Und wenn er dann nur in den Reserveteams angetreten ist. Vor einigen Jahren gelangen ihm im Trikot der Garenfelder 44 Treffer in der Kreisliga C.

Doch hatte der Ehrgeiz Folgen: Arthrose in beiden Knien. Heute ist nur noch lockeres Laufen oder Fahrradfahren drin. „Da war ich noch jung und unvernünftig. Im Nachhinein war es vielleicht nicht meine beste Idee, weiter zu zocken“, erklärt Niklas Braun.

Eintracht-Trainer ist „Sportinvalide“

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Als „Sportinvalide“ bezeichnet sich Stefan Neff, Cheftrainer der Drittliga-Handballer des VfL Eintracht Hagen. „Das bin ich schon mit 17 Jahren gewesen. Ich hatte zwei Kreuzbandrisse und Knorpelschäden. Meine Knie sind hinüber.“ Sein Vater und auch Bruder hatten ebenfalls beide Knieprobleme - „anscheinend sind die Bänder der Familie Neff nicht für Stopp-und-Go-Sportarten gemacht.“

Mit 19 Jahren hatte Neff es noch einmal probiert, doch er hatte nur Schmerzen. Damals war er bei einem der besten Kniespezialisten weltweit in Straubing, der sagte zu seinen Eltern: „Wenn das mein Kind wäre, das würde ich nur mit einem Millionenvertrag wieder aufs Handballfeld lassen.“