Aachen/Hagen. Der Hagener Torwart Joshua Mroß ist bei Fußball-Regionalligist Alemannia Aachen zur Stammkraft gereift. Im Interview spricht er über seine Rolle.

„Ich möchte endlich wieder Spaß am Fußballspielen finden.“ Mit dieser Intention wechselte der Hagener Torhüter Joshua Mroß vor dem Beginn der Saison vom Drittligisten FC Chemnitz in die Regionalliga West zu Alemannia Aachen. Und dort ist der 24-Jährige inzwischen Stammkraft: In allen 36 Partien stand der 1,87 Meter große Schlussmann zwischen den Pfosten und blieb in 13 Duellen ohne Gegentor.

Die Schwarz-Gelben stehen mit Rang zwölf im Mittelfeld der Tabelle. Wir sprachen mit dem Keeper über Spiele ohne Fans, Selbstvertrauen und seine Rolle in der Mannschaft.

Joshua Mroß, nach guten acht Monaten: Haben Sie den Spaß am Fußball wiedergefunden?

Joshua Mroß Ja, auf jeden Fall, das kann man glaube ich auch schon am Blick auf die Statistiken erkennen (lacht). Für mich persönlich war es bisher eine sehr gute Saison.

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Sie sprechen es schon an: Für Sie läuft es gut, aber die Alemannia ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Ja, mit unserem Tabellenplatz können wir nicht zufrieden sein, das sind nicht die Ansprüche, die wir haben. Allerdings hatten wir auch schwierige Bedingungen: Corona, Trainerwechsel, viele Spieler sind ausgefallen. Zum Teil mussten wir mit Jungs aus der A-Jugend auffüllen. Wir hingen immer einen Schritt hinterher, das hat sich erst in den vergangenen Wochen wieder ein wenig normalisiert. Jetzt gerade geht es langsam wieder.

Bei Chemnitz kamen Sie nicht über die Reservistenrolle hinaus, das sieht jetzt bei Aachen ganz anders aus. Gibt Ihnen das Selbstbewusstsein?

Auf jeden Fall. Man wird viel sicherer, wenn man das Vertrauen bekommt. Dadurch kehrt dann auch der Rhythmus zurück und das macht sich dann auch in den Spielen bemerkbar.

Wenn Sie von den Nachwuchsspielern sprechen: Wie sehen Sie denn Ihre Rolle im Team? Zuletzt durften Sie beim Heimspiel gegen Wegberg-Beeck mit der Kapitänsbinde auflaufen.

Ich sehe mich schon als Führungsspieler in der Mannschaft und habe ein gutes Standing. Das ist mit 24 Jahren vielleicht auch nicht üblich, aber ich habe da natürlich nichts gegen (lacht).

Lange wurde beraten, ob die Saison in der Regionalliga losgehen kann, wie in den ersten drei Bundesligen, oder ob sie pausieren muss, wie bei den Amateuren. Sie selbst hatten sich für einen Spielbetrieb ausgesprochen. Wie ungewohnt war diese Saison?

Was uns besonders gefehlt hat, waren natürlich die Zuschauer. Besonders bei Spielen, wo sonst die Stadien prall gefüllt sind, wie beispielsweise gegen den Revierklub Rot-Weiss Essen. Ohne Fans ist es einfach scheiße.

Gewöhnt man sich als Spieler langsam daran, dass keine Zuschauer da sind? Ist es vielleicht sogar schon zur Normalität geworden?

Ja, auf jeden Fall. Inzwischen wäre es wahrscheinlich auch erstmal ungewohnt, wenn wieder Zuschauer dabei wären. Man hat sich schon so dran gewöhnt und man hört auch viel mehr, was auf dem Feld gesprochen wird.

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Bei allen Nachteilen: Hat es vielleicht sogar Vorteile?

Vor allem für die jüngeren Spieler ist es vermutlich einfacher in der momentanen Situation, da sie weniger Druck bekommen. Wenn 6000 oder 7000 Zuschauer dabei sind, dann kann das schon imposant sein.

Gegen eine Rückkehr der Fans dürfte aber sicherlich kein Spieler etwas einzuwenden haben, oder?

Nein, absolut nicht. Ich persönlich hoffe, dass wir im Sommer zumindest mal wieder mit zehn bis zwanzig Prozent Zuschauern rechnen dürfen. Das wäre schon mal ein kleiner Anfang. Und je nach Stadion wären das ja auch ein paar tausend Zuschauer.

Wie ist es beim Training? Werden Sie durch die Corona-Auflagen noch eingeschränkt, oder ist das inzwischen auch schon zum Alltag geworden?

Auch hier gewöhnt man sich daran. Wir haben nach wie vor verschiedene Kabinen und die Corona-Tests gehören inzwischen auch dazu. Jeder Fußballer ist momentan wahrscheinlich einfach froh, dass er überhaupt spielen darf, von daher ist das alles absolut in Ordnung. Und es ist auch schön zu sehen, dass es in unserer Liga bisher kaum Vorfälle gegeben hat.

Neben dem Fußball sind Sie auch noch am Studieren?

Genau, ich studiere Betriebswirtschaftslehre an der FernUniversität in Hagen. Vorher hatte ich in Wuppertal und Dortmund ein Präsenzstudium, aber das lässt sich mit den Trainingszeiten nicht vereinbaren. Wir trainieren immer um 11 Uhr und haben dreimal in der Woche noch ein zweites Training. Mit dem Fernstudium ist es nun die bessere Alternative für mich.

Und wo sehen Sie Ihre fußballerische Zukunft?

Ich mache mir selbst nie Druck. Die Gespräche mit Alemannia Aachen laufen. Die erste Priorität liegt klar auf dem Fußball; wozu es dann reichen wird, wird man sehen.

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