Hagen. Bayerischer Fußballkreis startet Pilotprojekt mit einem neuen Ligamodus. Was zwei Hagener Trainer von einer Umgestaltung der Spielordnung halten.

Werden Fußballverbände durch die lang anhaltende Pandemie-Pause kreativ und suchen nach Veränderungen? Das ist zumindest bereits in Bayern der Fall. Dort startet der Bayerische Fußballverband (BFV) laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung ein Pilotprojekt im Fußballkreis „Zugspitze“ – zunächst in Kreisligen. Eine Revolution des bisherigen Ligamodus ist das Ziel einiger Funktionäre.

So funktioniert der alternative Modus

Von den Profis zu den Amateuren, von Bundes- zur Kreisliga wird in Deutschland eine Fußballsaison mit Hin- und Rückrunde gespielt. Je nach Verbandsstruktur, steigen der Beste oder die Besten in die nächsthöhere Spielklasse auf, die schlechtesten Mannschaften nehmen den Aufzug nach unten. Beim Projekt „Zugspitze“ wird die Gruppengröße der Ligen reduziert, jede Gruppe umfasst nur noch sieben oder acht Teams. In einer Vorrunde spielen alle Mannschaften von August bis November einmal gegeneinander.

Die bestplatzierten Teams aus geografisch benachbarten Gruppen spielen nach der Winterpause in einer Aufstiegs-, der Rest in einer Abstiegsrunde. Je nach Abschneiden können die Mannschaften aus der Vorrunde Bonuspunkte mitnehmen. Der Meister jeder Aufstiegsrunde steigt direkt auf, der Zweitplatzierte geht in die Relegation, welche im Hin- und Rückspiel stattfindet. In der Abstiegsrunde das gleiche Spiel: der Letzte geht direkt runter, der Vorletzte in die Relegation. Die Vereine haben gegen eine dem Eishockey ähnliche Best-of-three-Serie in Playoffs-Charakter gestimmt.

Der neue Saisonmodus soll die Saison spannender machen, vor allem vor der Winterpause. Zum einen für Fußballteams, für die es um Auf- oder Abstieg geht, aber auch für alle anderen, die sich in der bedeutungslosen Mitte befinden und die im konventionellen Modus nur noch um die „goldene Ananas“ spielen. Brisanz und Spannung bis zum Ende. Für alle. So zumindest die Idee, die für zunächst zwei Jahre getestet werden soll.

Michael Erzen hat klare Meinung

Das klassische System mit Hin- und Rückspielen ist bewährt, findet Hohenlimburgs Trainer Michael Erzen.
Das klassische System mit Hin- und Rückspielen ist bewährt, findet Hohenlimburgs Trainer Michael Erzen. © Unbekannt | Fabian Sommer

Ob solch ein ähnlicher Modus irgendwann mal in Westfalen bei den Senioren Wirklichkeit werden könnte, steht in den Sternen. Unsere Redaktion fragte bei heimischen Coaches nach, was sie grundsätzlich von solch einer Idee halten . Michael Erzen, Cheftrainer des Westfalenligisten SV Hohenlimburg 1910, hält von solch einem System überhaupt nichts: „Du hast sieben Endspiele, aber eine Saison besteht immer aus Hin- und Rückrunde, wo Teams auch mal Durststrecken haben können. Spieler stecken mal in einem Loch. Außerhalb der Kreisliga wäre das nicht machbar. Die möchte ich nicht schlecht reden, aber da geht es nicht um so viel Geld, wie etwa in der Oberliga. So kann man eine Mannschaft nicht absteigen lassen. Da wäre mir zu viel Zufall hinter.“

Erzen glaubt viel mehr, die Idee dahinter sei es zu verhindern, dass „Saisons abgebrochen werden. So muss man auch nicht in der Winterpause spielen.“ Als Turnierform im Sommer über ein Wochenende fände Erzen die Idee „ganz nett.“ Aber während einer ganzen Saison höre sich das für ihn „nicht nach Fußball an, sondern eher nach Eishockey.“ Es stelle es seiner Meinung nach schon ein Problem dar, wie man die Gruppen geografisch anordnet: „Da gäbe es bestimmt nur Ärger.“

Das sagt Fabian Kampmann

Auch Fabian Kampmann, Trainer des Landesligisten SC Berchum/Garenfeld, kann diesem Spielmodus nicht viel abgewinnen. Er selbst trainierte bis vor wenigen Jahren Jugendteams, die in solch einem System spielten. „Ich habe das früher als Spieler und dann als Jugendtrainer erlebt. Das ist für mich nicht das Idealbild von Fußball. Wenn du nicht in die Aufstiegsrunde kommst, dann spielst du eine gesamte Serie nur gegen den Abstieg. Da geht’s um die goldene Ananas, wenn du am Anfang zwei Spiele gewinnst. Wenn es um die Meisterschaft geht, ist das okay. Andersrum sehe ich da aber keinen Anreiz.“

Je nachdem, wie die Vorrunde ausginge, fiele es den Teams dann schwer, die Spannung während der zweiten Serie aufrecht zu halten. „Dann gehen sieben oder acht Teams in eine ganze Halbserie mit dem Ziel, nicht abzusteigen.“