Hagen. Jannik Lodders (28) macht Schluss: Der Flügelspieler beendet nicht nur seine Zeit bei Phoenix Hagen, sondern seine gesamte Basketball-Karriere.

Auf seiner Instagram-Seite hat Jannik Lodders ein einziges Bild von sich, vor drei Wochen ist das entstanden. Man sieht den Flügelspieler von Phoenix Hagen, wie er den Basketball mit beiden Händen durch den Korb wuchtet, wie er am Ring baumelt und brüllt, wie er vor Energie strotzt und seine Gegenspieler aus Kirchheim nur zuschauen können. Kaum ein anderer Hagener spielte in den letzten Monaten dieser verkorksten ProA-Saison so imposant wie Jannik Lodders. Der Musterathlet schuftete in der Verteidigung, er traf Dreier, er riss sein Team mit. Er stopfte.

Das Bild, das Jannik Lodders veröffentlichte, beschreibt seine vergangenen Monate für Phoenix in der 2. Liga ProA perfekt. „Letztes Heimspiel der Saison...“, schrieb er darunter. Was Lodders zu dem Zeitpunkt noch nicht verraten wollte: Es war sein letztes Heimspiel als Profibasketballer. Am Montag gab Phoenix bekannt, dass der drahtige Flügelspieler seiner Karriere im Alter von nur 28 Jahren ein Ende bereitet. Schon vor einigen Monaten ist dieser Entschluss in Lodders gereift. Und das erklärt auch, warum der gebürtige Hannoveraner zuletzt so stark aufspielte.

Warum Lodders seine Karriere beendet

Dass Jannik Lodders jetzt Schluss macht, wo er sich doch von seiner besten Seite präsentierte, hat einen plausiblen Grund: Er ist Familienvater, der sich in einer für Basketballer ungewissen Zeit Gedanken über das „Danach“ gemacht hat. „Die Saison war mental sehr herausfordernd, so entstand für meine Familie und mich der Wunsch, wieder in unsere Heimat zurückzukehren“, sagt Jannik Lodders. Der 28-Jährige hat sein Informatikstudium während seiner Basketball-Karriere erfolgreich abgeschlossen.

Starker Auftritt gegen Kirchheim: Jannik Lodders stopft den Ball durch den Ring.
Starker Auftritt gegen Kirchheim: Jannik Lodders stopft den Ball durch den Ring. © Sportfoto-Sale.de | Jan Brueggemann

Jetzt verlässt er die Halle und betritt das Büro, legt die Sneaker ins Regal und zieht sich ein paar schickere Schuhe an. Bei einem mittelständischen IT-Unternehmen hat Lodders eine Stelle bekommen. Sein Klub Phoenix Hagen, für den er vier Jahre über das Basketballfeld hechtete, hat ihn daran nicht gehindert, eher im Gegenteil. Lodders steigt bei einem Großsponsoren des Volmestädter Zweitligisten ein. Allerdings bleibt er nicht in Hagen – Jannik Lodders und seine Familie ziehen zurück nach Hannover. Heimat bleibt eben Heimat.

Lodders springt für Spohr in die Bresche

Und dennoch muss er zugeben: „Der Schritt fällt mir sehr schwer, da ich in Hagen viele schöne Momente auf und neben dem Platz erleben durfte und ich mich hier sehr wohl gefühlt habe.“ Einer dieser Momente war sein Siegeswurf vor gut zwei Wochen in Paderborn. 26 Punkte legte ein brillanter Lodders dort auf, nie war er besser.

Nachdem Teamkapitän Dominik Spohr Anfang Februar ausfiel, schulterte der 1,98 Meter große Forward viel Verantwortung. Lodders ist ein erfahrener Alleskönner mit scharfem Sachverstand und spitzen Ellbogen. „Mit Jannik wird uns ein Spieler verlassen, der uns mit seiner Athletik, seinem Kampfgeist und auch seinen spektakulären Aktionen immer sehr geholfen hat“, rühmt ihn Phoenix-Chefcoach Chris Harris.

Karriere endet mit einer Quarantäne

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Vermutlich hat Jannik Lodders sich in seinem Kopf schon ausgemalt, wie seine letzten Momente auf dem Feld sein würden, vermutlich hätte Harris ihn kurz vor Spielende vom Feld genommen, alle Mitspieler und Trainer hätten ihn geherzt, Tränen wären geflossen. Aber es kam alles anders. Phoenix Hagen und Lodders beendeten die ProA-Saison in der für sie schon dritten Quarantäne. Sowieso war die Spielzeit mental herausfordernd, ohne Zuschauer und ohne Gewissheit.

„Gerne hätte ich noch mal vor einer vollen ,Ische’ gespielt, da die Atmosphäre bei den Heimspielen wirklich einzigartig war“, bedauert Lodders. Ein unwürdiges Ende. Aber die Fans werden Jannik Lodders in bester Erinnerung haben. Wie er am Basketballring baumelt und brüllt. Voller Energie, voller Elan.

+++ Info +++

Vor fast genau vier Jahren wechselte Lodders von den ETB Wohnbau Baskets Essen zu Phoenix Hagen. „Er stand von Anfang an auf unserem Zettel“, sagte der damalige Phoenix-Trainer Matthias Grothe, der im Oktober 2017 verstarb. In der abgelaufenen ProA-Saison kam der drahtige und athletische Flügelspieler auf 8,4 Punkte und vier Rebounds im Schnitt.