Garenfeld. Der Fußball-Nachwuchs darf wieder auf dem Sportplatz trainieren, doch die Auflagen sind dem SC Berchum/Garenfeld zu kompliziert und zu streng.

Seit dem 15. März ist das kontaktfreie Kicken auf den heimischen Sportplätzen wieder möglich. Demnach dürfte Kindertraining im Alter bis 14 Jahre in 20er-Gruppen stattfinden. Auch das Servicezentrum Sport (SZS) der Stadt Hagen hatte den Startschuss gegeben, unter der Auflage dass zwei Betreuer anwesend seien müssen. Doch beim SC Berchum/Garenfeld bleiben die Tore des Waldstadions geschlossen. Der Verein hatte das Ziel, zum 6. April nach Ostern nach weiteren Lockerungen zu öffnen.

Keine Grundlage für ein geregeltes Training

Die nicht revidierten Regelungen stellen aus Sicht des Sportclubs keine Grundlage für ein geregeltes Jugendtraining dar, wie Jugendleiter Patric Poggenpohl erläutert. Denn die Kinder und Jugendlichen dürfen alle Übungen nur paarweise mit dem gleichen Partner ausführen, müssen zu diesem und zur nächsten Paarung stets fünf Meter Abstand behalten.

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„Bei den Minikickern können wir das überhaupt nicht gewährleisten, wie soll das funktionieren? Das sind nun einmal kleine Kinder“, sagt Patric Poggenpohl im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Kleinen werden in der Regel von Eltern gebracht, aber die Eltern dürfen nicht auf die Anlage. Da könnten wir dann wieder nicht gewährleisten, dass die vor dem Zaun den Abstand einhalten.“

Regelungen führen zu Platzproblemen

Eine praktische Konsequenz aus den Abstandsregeln sei auch, dass wenn zwei Kinder auf fünf Metern Abstand stehen, der Verein pro Gruppe ein halbes Feld zur Verfügung stellen müsse. „Aber im Jugendbereich vierteln wir, weil wir so viele Mannschaften haben“, sagt Poggenpohl. Darüber hinaus sei 14 Jahre genau das Alter, indem sich die C-Jugend trennt, also könnte da nur die Hälfte des Teams trainieren.

Schon vor gut einem Jahr hat der Sportclub seine Sportanlage „coronakonform“ aufbereitet.
Schon vor gut einem Jahr hat der Sportclub seine Sportanlage „coronakonform“ aufbereitet. © Unbekannt | Fabian Sommer

Der Sportclub erachte diese Form des Trainings aktuell nicht für sinnvoll. „Wie willst du Kindern vermitteln dass sie sich 90 Minuten lang mit fünf Metern Abstand mit dem gleichen Partner den Ball zu schieben? Dann wird Fußball zur Farce. Das sind spaßbefreite Regeln.“

Kooperative Gespräche mit Sportamt

Deshalb geht der Verein erstmal nicht auf den Platz und suchte auch das Gespräch mit der Stadt. Man habe das mit dem SZS „sehr kooperativ besprochen und man hat uns da auch zurückgespielt, dass sie froh darüber sind, dass es Vereine wie uns gibt, die sich da eigenverantwortlich zeigen.“ Der Verein wolle sich dabei auch nicht gegen die Stadt Hagen stellen – die laut Poggenpohl auch nichts für die Regelung könne – nur weil das Angebot ab 6. April nicht wahrgenommen wird.

Die Garenfelder stellen die Vorgaben für den Sport im Freien in Frage. Denn da fehlt es offensichtlich an allen Ecken und Enden an Logik. „Warum darf die Altersgruppe 0-14 drauf? Die am schwierigsten zu kontrollierende Gruppe lässt man zuerst auf die Plätze. Man hätte auch einen Modellversuch starten können, bei dem die Senioren zuerst aufs Feld dürfen.“

Inzidenzzahlen machen es nicht leichter

In Anbetracht der steigenden Inzidenzzahlen in Hagen möchte Poggenpohl auch das Risiko für die Spieler und deren Familien aktuell möglichst gering halten. „Wir haben auch gehört, dass bundesweit die Infektionen bei den 14-Jährigen steigen. Man kann die Regelungen natürlich großzügig ausdehnen, aber ich stehe in der Pandemie dann auch in der Verantwortung.“ Bei den jetzigen Inzidenzzahlen glaube er nicht, dass die Berchumer in den nächsten zwei Wochen mit dem Training beginnen werden. Das sei „in der Abwägung des aktuellen Risikos trotz Hygienekonzept nicht der richtige Schritt.“

Der interne Druck würde natürlich steigen, der Verein erhielte viele Rückfragen von Eltern. „Natürlich wollen wir alle zurück auf den Sportplatz. Aber entweder ich gebe ein gestaffeltes Training frei, wo alle dran Spaß haben, oder ich warte ab.“ Auch gefiele es ihm nicht, dass die Vereine mit dieser Problematik seitens des Landes auch ein Stück weit alleine gelassen würden.

+++ Info +++

Das Servicezentrum Sport hat die Vereine am Mittwoch noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die vorgeschriebenen Abstands- und Hygienevorschriften unbedingt einzuhalten sind. Das gelte auch für Eltern und Begleitpersonen, die am Spielfeldrand stehen.

Bei Nichteinhaltung behält sich der Krisenstab vor, Sportplätze für den Sportbetrieb wieder zu schließen.