Herdecke. Olympia 2021 bleibt das Ziel: Am Mittwoch startet Johannes Weißenfeld mit dem Deutschland-Achter ins erste Trainingslager.

Der Deutschland-Achter nimmt mit Blick auf die vom 23. Juli bis 8. August geplanten Olympischen Sommerspiele in Tokio Fahrt auf. Das nationale Ruder-Großboot um den Herdecker Johannes Weißenfeld reist am Mittwoch ins erste Trainingslager der Olympia-Vorbereitung nach Portugal. Und kennt nun auch die weiteren Schritte auf dem Weg nach Japan, nachdem der Welt-Ruderverband den offiziellen Saisonkalender vorgestellt hat. Mit einer Einschränkung: „Alle Termine gelten natürlich nur, sofern es die Corona-Lage zulässt.“

Europameisterschaft als Auftakt

Der Weltruderverband „World Rowing“ hat den Saisonkalender vorgestellt: Die Europameisterschaft in Varese (9. - 11. April) soll der Auftakt in die internationale Saison sein, danach folgen drei Weltcups in Zagreb (30. April – 2. Mai), Luzern (21. – 23. Mai) und Sabaudia (4. – 6. Juni). Die Nach-Qualifikationsregatta für Olympia soll vom 15. - 17. Mai in Luzern ausgetragen werden.

Nach Portugal durften Deutschlands Top-Ruderer bereits im Dezember zum Trainieren reisen, in Europas Südwesten geht es auch zum Start ins verschobene Olympia-Jahr. Bis zum 12. Februar steht in Avis das erste Trainingslager an, einen Monat später (27. Februar - 17. März) geht es ins portugiesische Lago Azul. Das Training auf dem Dortmund-Ems-Kanal haben die Achter-Ruderer dafür unterbrochen. „Seit Freitag sind wir voneinander isoliert und trainieren nicht miteinander, damit wir valide Test-Ergebnisse haben“, erklärt Weißenfeld. Um das Hotel in Portugal beziehen zu können, in dem die Deutschen gemeinsam mit dem dänischen Nationalteam untergebracht sind, müssen alle Teilnehmer negative Corona-Tests nachweisen.

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Der Januar in Portugal hat für die Ruderer Tradition, vor Jahresfrist ging es in Montemor-o-Velho um die Plätze im Achter für Olympia 2020 in Tokio, das später wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde. Damals schaffte Weißenfeld mit guten Leistungen in Ergometer-Tests und Zweier-Rennen souverän den Sprung ins deutsche Großboot, diesmal muss sich der 26-jährige Herdecker um die sportliche Qualifikation keine Gedanken machen. „Es ist so vorgesehen, dass die Mannschaft so zusammen bleibt“, weiß er, „diesmal hat das Trainingslager keinen selektiven Charakter, der Fokus liegt auf dem Einrudern als Team.“ Man habe seit dem herbstlichen Trainings-Start – wenige Wochen nach dem Gewinn des Europameister-Titels in Polen im Oktober – ein dreiviertel Jahr Zeit zur Vorbereitung. „Da wollen wir dann auch auf Routine setzen“, sagt Weißenfeld, im Trainings-Zyklus stünde aktuell noch die „harte, ehrliche Arbeit“ an der Grundlagen-Ausdauer im Vordergrund. Ergometer-Tests stehen dennoch auch in Avis auf dem Programm. „Um die aktuelle Leistungsfähigkeit zu ermitteln“, sagt Weißenfeld, „und das dient ja auch der Motivation.“

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Renn-Auftakt bei EM in Varese

Erste Rennen sind für den Deutschland-Achter im Frühjahr vorgesehen. Die Europameisterschaft im italienischen Varese (9. - 11. April) mit dem deutschen Team als Titelverteidiger soll der Auftakt in die internationale Saison sein, danach folgen Weltcups in Zagreb, Luzern und Sabaudia. „Unser Plan ist, alles mitzunehmen, was möglich ist“, sagt Weißenfeld nach einer stark von Corona geprägten Saison 2020 mit nur drei Regatten.

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Wobei angesichts der Corona-Mutationen aktuell die Zweifel wieder wachsen, ob Olympia nun in diesem Sommer in Tokio ausgetragen wird. „Die Leistungen der Athleten geraten ja in den Hintergrund angesichts der Frage, ob und unter welchen Bedingungen die Spiele stattfinden können“, sagt Weißenfeld. Eine Impfpflicht für Athleten etwa soll es nicht geben, das hat bislang das IOC ausgeschlossen. Auf eine große Impf-Bereitschaft hofft man dennoch, der Deutsche Olympische Sportbund hat die nationalen Kandidaten – auch die Achter-Ruderer - nun per Umfrage zu ihrer Einstellung befragt. „Man setzt auf Freiwilligkeit und spekuliert darauf, dass sich dann ein Großteil auch impfen lässt“, weiß Weißenfeld. Mit DOSB-Chef Alfons Hörmann ist er sich aber einig, dass deutsche Olympia-Starter bei der Impfreihenfolge nicht bevorzugt werden sollten. „Da sind erstmal andere Leute dran, die geimpft werden sollten.“ In zwei, drei Monaten, so Hörmann, sollten dann aber auch die Olympia-Starter an die Reihe kommen.

Olympia-Gold bleibt Ziel

Auch vor der ersten 2021er-Reise nach Portugal weiß Weißenfeld also nicht, ob sich sein Olympia-Traum im Sommer erfüllen wird. Der Herdecker bleibt optimistisch: „Ich schätze unsere Chancen ziemlich gut ein. Sonst würde ich das alles ja nicht machen.“ Eine Aussage, so Weißenfeld, die doppelt gelte. Dass Olympia tatsächlich stattfindet. Und dass sein Deutschland-Achter nach drei Weltmeister-Titeln auch dort Gold gewinnen kann.