Hagen. Chris Harris, Trainer der ProA-Basketballer von Phoenix Hagen, rechtfertigt erneut die Auszeit für sein Team und gibt Einblicke.

War es wirklich nötig gleich zwei Saisonspiele abzusagen? Hätten die Basketballer von Phoenix Hagen nicht wenigstens eine Partie in der ProA bestreiten können? An dieser Frage scheiden sich wohl momentan die Basketball-Fans in Hagen, nachdem das Team von Trainer Chris Harris sich eigenmächtig dazu entschied, die Partien gegen PS Karlsruhe Lions und Tabellenführer Rostock Seawolves abzusagen. Im Nachgang stimmte die Liga zu, da die Phoenix-Spieler sich auf ärztliche Untersuchungen berufen konnten, welche zeigen, dass das Harris-Team nach der doppelten Quarantäne und der Corona-Erkrankung aller Spieler noch nicht wieder bei vollen Kräften ist.

Spieler gehen auf dem Zahnfleisch

Doch war es wirklich der richtige Schritt? „Definitiv“, betont Harris mit Nachdruck. Und der Phoenix-Coach gibt einen ehrlichen Einblick in das Befinden seiner Mannschaft. Gleich vier Spieler fielen in der Trainingswoche nach den Absagen aus. Während Cameron Delaney und Javon Baumann sich mit Erkältungen plagten, klagte Jannik Lodders über Rücken-, Zach Haney über Schulterprobleme.

„Die Spieler gehen auf dem Zahnfleisch. Das muss man ganz klar so sagen“, nimmt Harris kein Blatt vor den Mund und sieht die Probleme seiner Basketballer vor allem durch die Überbelastung und der langen Auszeit geschuldet, die er für einzigartig in Deutschland hält: „Mir ist nicht bekannt, dass bei einem anderen Team alle Spieler auf einmal betroffen sind. Ein Ausfall kann kompensiert werden. Vielleicht auch mehrere, aber nicht alle.“

Verletzungsrisiko zu hoch

Dass den Basketballern zum Teil vorgeworfen wird, dass sie einfach auf Spiele verzichten, stört den Trainer: „Wir wollten spielen. Wir wollten antreten“, betont er. Allerdings nicht um jeden Preis. „Es ging einfach nicht mehr, die Spieler waren platt, das Verletzungsrisiko war einfach enorm hoch.“ Durch die Auszeit von den beiden Spielen, hätte das Team die Gelegenheit bekommen, sich noch einmal zu sammeln. Doch wie läuft das Training momentan ab? Wird überhaupt trainiert, oder bekommen die Spieler eine Pause?

„Ja, wir trainieren und das auch in einem nahezu normalen Umfang“, berichtet Harris. Allerdings ist sein Team noch weit davon entfernt, ein Niveau zu erreichen, wie es während der Saison eigentlich nötig wäre: „Wir haben die Zeit genutzt und in den letzten zwei Wochen wieder Ausdauer aufbauen können. Dennoch befinden wir uns theoretisch gerade auf dem Niveau, wie wir es in der Vorbereitung hatten. Und es ist auch kein homogenes Team. Jeder steckt die Krankheit anders weg.“

Im Vordergrund steht das Wohl der Spieler

Am 27. Dezember wollen die ProA-Basketballer aber unbedingt wieder auf dem Parkett stehen für das Heimspiel gegen die Nürnberg Falcons BC. Ob allerdings alle Spieler einsatzbereit sind, ist weiter fraglich: „Javon Baumann ist weiterhin angeschlagen. Wir hoffen sehr, dass er dabei ist, aber das wird sich erst noch zeigen“, will Harris noch nicht zu sehr auf den Einsatz seines Centers hoffen.

Allerdings sieht der Phoenix-Trainer seine Mannschaft noch nicht bereit für die Anforderungen in den kommenden Wochen: „Auf die englischen Wochen, die auf uns zukommen, sind wir noch nicht bereit. Ich denke, dass wir Monate brauchen werden, um wieder zu der Form zu kommen, die wir mal hatten.“

Von den Liga-Verantwortlichen wünscht sich Harris in diesen Zeiten vor allem eins: Einsicht. „Im Vordergrund muss immer das Wohl der Spieler stehen.“