Hagen. Fußball-Regionalliga: Vor Saisonbeginn wechselt der Hagener Joshua Mroß zu Alemannia Aachen. So steht der 24-Jährige zu der Liga-Fortsetzung.
Wirkliche Profi-Mannschaften seien sie zwar nicht, aber die Regionalliga West arbeite mit „professionellen Strukturen“, begründete der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) die Entscheidung, den Spielbetrieb in der vierthöchsten Klasse auch während des Lockdowns weiter aufrechtzuerhalten. Zwar werde es wie in den höheren Klassen Geisterspiele ohne Zuschauer geben, allerdings müssen sich die Regionalliga-Mannschaften keinen Covid-19-Tests vor ihren Partien unterziehen.
Damit ist die West-Staffel die einzige, die sich für eine Fortführung der Saison entschied. Die zuständigen Verbände der Regionalliga Nordost sowie der Regionalliga Nord sprachen sich für eine Spielpause aus. Der Hagener Joshua Mroß wechselte mit dem Saisonbeginn vom Drittligisten FC Chemnitz zum Regionalligisten Alemannia Aachen und stand dort seit dem Saisonbeginn bei allen sieben Partien zwischen den Pfosten. Wir sprachen mit dem 24-Jährigen über die aktuelle Situation, seine Rolle im Team und und wie er zu Testpflicht und Maskenverweigerern steht.
Joshua Mroß, die Regionalliga West darf weiter an den Start gehen. Finden Sie die Entscheidung nachvollziehbar oder nicht?
Joshua Mroß: Ich finde es absolut gut und habe es auch sehr gehofft. Ich möchte immer Fußball spielen, wenn es irgendwie geht, die Frage stellt sich gar nicht. Deshalb bin ich froh, dass wir nun so weitermachen können wie bisher und die Meisterschaft weitergeführt wird. In der Regionalliga gibt es sehr professionell geführte Vereine, zu denen ich uns auch zähle. Daher kann ich die Entscheidung auch nachvollziehen.
Hat sich im Training denn irgendwas geändert?
Nein, wir haben bis letzte Woche ganz normal weitertrainiert und haben dann die Entscheidung abgewartet. Da diese aber auch schon am Montag erfolgt, mussten wir nicht aussetzen, sondern konnten im Trainingsbetrieb einfach weiter machen. Das war schon angenehm.
Gibt es denn Auflagen?
Ja, aber die hatten wir auch schon seit dem ersten Lockdown. Wir sind auf fünf oder sechs verschiedene Umkleiden aufgeteilt, so dass nicht alle zusammensitzen. Zudem muss man auf dem Gelände Maske tragen. Das ist für uns alle überhaupt gar kein Problem und nicht schwierig. Im Gegenteil, ich kann nicht nachvollziehen, wieso manche Leute sich da so anstellen. Inzwischen ist es ja schon quasi normal geworden, mit Maske rumzulaufen. Uns stört das alle absolut nicht mehr. Von daher sind die Auflagen auch wirklich nicht schlimm oder nervig. Wenn wir dann spielen dürfen, erfüllen wir das alles doch sehr gerne.
Wie ist denn die Stimmung im Team?
Die ist gut, aber es ist nervig, wenn man sich immer wieder auf Spiele vorbereitet, die am Ende dann doch ausfallen. Das macht keiner gerne mit, aber damit müssen wir uns abfinden. Wir hoffen einfach, dass uns so wenige Absagen wie möglich treffen.
Zuschauer gibt es aber nicht mehr, oder?
Nein. Zu Beginn waren noch 3000 Zuschauer zugelassen. Aber als die Zahlen in Aachen hoch gingen, wurden uns direkt Geisterspiele auferlegt. Das ist nicht optimal, aber besser so als gar keine Spiele mehr.
Sie haben ja viel mit gemacht seit Ihrem Wechsel von Chemnitz nach Aachen: Quarantäne, Corona, die Saison stand auf der Kippe. Sind Sie dennoch gut angekommen?
Ja, auf jeden Fall. Bereut habe ich den Wechsel nicht. Ich fühle mich wohl in Aachen.
Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Auf jeden Fall. Mit dem Etat und der Mannschaft hätte uns wohl kaum jemand zugetraut, dass wir so gut dastehen. Wir haben 14 Punkte aus sieben Spielen geholt. Das ist sehr ordentlich. Wir hinken zudem noch deutlich hinterher, die restlichen Mannschaften haben schon mehr Partien. Von daher sagt der zehnte Tabellenplatz auch aktuell noch gar nicht so viel aus.
Und wie zufrieden sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung? Ihren Platz als Stammtorwart scheinen Sie sich ja schon erspielt zu haben.
Auch da kann ich mich nicht beschweren. Im letzten Spiel gegen Bergisch Gladbach haben wir zwar noch zwei Gegentore kassiert, aber am Ende immerhin noch gewonnen.
Anders als in den ersten drei Ligen soll es in der Regionalliga West keine verpflichtenden Corona-Tests vor den Spielen geben. Wie stehen Sie dazu?
Aus meiner Sicht wäre es sehr gut, wenn es die Tests für alle geben würde, nicht nur für die ersten drei Ligen. Ich hatte es gehofft, aber wenn der Deutsche Fußballbund (DFB) das nicht für die Vereine übernimmt, dann gibt es keine Chance. Das würde die Kosten sprengen und wäre für keine Mannschaft realisierbar.
Haben Sie dadurch ein ungutes Gefühl?
Nein, das nicht. Wir haben vorher ja auch schon die ganze Zeit gespielt. Und nun, wo der Lockdown ist, ist die Ansteckungsgefahr wahrscheinlich noch geringer, weil weniger Menschen unterwegs sind und man weniger begegnet. Wir sind natürlich weiterhin vorsichtig.
Einige Spiele sind nun schon ausgefallen, denken Sie, dass die Saison regulär zu Ende gespielt werden kann?
Ich hoffe es sehr, allerdings wird man sich vielleicht eher nach Alternativen umsehen müssen. Denn immer mehr Nachholspiele können auch nicht gut sein, vielleicht würde eine einfache Hinserie und danach „Play-offs“ Sinn machen. Aber das werden wir alles demnächst erfahren. Hauptsache, es geht erst einmal weiter.