Esborn. Niklas D. wird nach einem Restaurantbesuch positiv auf das Virus getestet. Das belastet ihn während der Quarantäne am meisten.
Dienstagabend, Fußballzeit. Deutschland spielt an diesem 13. Oktober in der UEFA Nations League im Heimspiel gegen die Schweiz. Niklas D. (Name von der Redaktion geändert), sitzt mit seiner Freundin auf dem Sofa. Alles ist angerichtet für einen gemütlichen Fußball-Abend. Das Essen ist bestellt und Zitronenlimonade steht auf dem Tisch. Doch dann meldet sich plötzlich die Corona-Warn-App: Es hat eine Risiko-Begegnung mit einer infizierten Person gegeben. „Ich habe mir natürlich sofort Gedanken gemacht und meinen Hausarzt angerufen, was jetzt zu tun ist“, erklärt der Spieler der TuS Esborn.
Seinen Namen will der Hobby-Fußballer nicht preisgeben. „Ich will nicht, dass sich jemand Gedanken macht, der sich keine Gedanken machen muss. Alle, die von meiner Infektion wissen müssen, haben sofort Bescheid bekommen“, sagt er. Als D. einen Schluck von seinem Getränk nimmt und den ersten Bissen in seine Pizza macht, wird ihm schnell klar: hier stimmt etwas nicht. „Ich habe auf einmal nichts mehr geschmeckt. Das war ein extrem seltsames Gefühl und ich habe mir sofort Gedanken gemacht“, erklärt er.
Keine gravierenden Symptome
Tags darauf geht der Esborner Fußballer direkt zu seinem Hausarzt und lässt sich auf das Corona-Virus testen. „Ich hatte bis auf Geschmacks- und Geruchsverlust bis dahin überhaupt keine Symptome. Mir ging es eigentlich relativ gut, aber ich wollte trotzdem maximal vorsichtig sein, bis ich das Ergebnis bekommen habe“, sagt er.
Das Ergebnis des Coronatests ließ aufgrund der aktuellen Lage jedoch länger auf sich warten, als Niklas sich es erhofft hatte. „Mein Hausarzt meinte, dass das Ergebnis eigentlich am Donnerstag vorliegen müsste. Es wurde dann aber Freitag, weil sich derzeit so viele Personen testen lassen und die Labore etwas länger brauchen“, erklärt er.
Das Ergebnis: positiv. „Im ersten Moment war ich natürlich schon ein bisschen geschockt, wusste aber natürlich auch, was mir jetzt bevorsteht“, erklärt D. seine Gefühlslage. „Vor allem habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich meine Freundin, die mit mir in einer Wohnung lebt, schützen kann. Ich habe dann sofort meinen Laptop, mit dem ich auf dem Homeoffice heraus arbeite, ins Schlafzimmer gestellt und mich dort sozusagen verbarrikadiert“, so D.
Was folgte war vor allem die Angst, dass die Erkrankung einen schweren Verlauf nehmen könne. „Man macht sich in diesem Moment über alles Gedanken. Ich gehe davon aus, dass ich mich am Montagabend bei einem Team-Meeting mit der Arbeit in einem Dortmunder Restaurant angesteckt habe. Man denkt dann darüber nach, wen man in der Zwischenzeit gesehen, berührt oder in engerem Kontakt gestanden haben kann. Das Schlimmste war im Endeffekt nicht die körperliche, sonder die psychische Belastung“, erklärt der Fußballer des Esborner A-Ligisten.
Über schwere Krankheitssymptome konnte sich D. bisher nicht beschweren. Kein Fieber, keine Verdauungsbeschwerden, kein schwerer Husten. „Ich hatte über drei Tage ein bisschen Schnupfen, aber das war im Verhältnis gar nicht so schlimm. Das Schwierigste war eigentlich, isoliert zu sein und nicht an die frische Luft zu dürfen. An meiner Wohnung habe ich auch keinen Balkon oder Garten, da merkt man schon, wie wichtig es für die Gesundheit ist, rauszugehen und am Leben teilzunehmen“, erklärt er.
Schwieriges Zusammenleben
Auch das Zusammenleben mit seiner Lebensgefährtin gestaltet sich für D. weiter schwierig. „Ich habe ein paar Tage nur im Schlafzimmer verbracht, meine Freundin hat im Wohnzimmer auf der Couch geschlafen. Nach ein paar Nächten hat sich aber über Rückenschmerzen geklagt, deshalb haben wir dann getauscht. Ich habe im Schlafzimmer die Bettwäsche gewechselt und alles desinfiziert. Ab da an habe ich dann den Platz auf der Couch übernommen. bis heute“, erklärt der Hobby-Fußballer.
Mittlerweile wurde auch D’s Lebensgefährtin auf das Virus getestet. Ein Ergebnis liegt jedoch bisher noch nicht vor. „Das ist auch ein schlimmer Gedanke: Dass man einen Menschen, den man liebt, mit dem Virus infiziert haben könnte. Ich hoffe jetzt einfach, dass der Test negativ ausfällt und es ihr weiter gut geht“, so der TuS-Akteur.
Am heutigen Donnerstag unterzieht sich D. einem weiteren Test auf das Coronavirus in der Hoffnung, sich ab der kommenden Woche nicht mehr in Quarantäne aufhalten zu müssen. „Ich wünsche mir einfach, dass ich ab der kommenden Woche wieder am normalen Leben teilnehmen darf. ich vermisse es einfach, draußen zu sein, Fußball zu spielen und in Gesellschaft zu sein. Auch, wenn es momentan nur unter gewissen Auflagen möglich ist“, so D.
Abschließend appelliert der Hobby-Kicker noch an die Vernunft seiner Mitmenschen: „Ich hoffe einfach, dass sich die Leute an die Regeln halten und nicht zu unvorsichtig werden. Auch, wenn mich das Virus nicht so heftig erwischt hat, gibt es genügend Beispiele, in denen es auch anders laufen kann.“