Grundschöttel. Loghman Ahmadi wird im Iran politisch verfolgt. Beim TuS Grundschöttel findet er Anschluss und eine neue sportliche Heimat.

Es war ein ruhiges Leben, das Loghman Ahmadi in seiner Heimatstadt Teheran im Iran führte. Sein Alltag spielte sich ab zwischen Arbeit, Studium, seiner Familie und seiner großen Leidenschaft: Dem Tischtennis.

Im laufe der Zeit nahm der politische Druck auf Ahmadi und seine Familie jedoch zu: Als Mitglied der Demokratischen Partei des Iranischen Kurdistans, kurz DPK-I, sah sich der heute 40-Jährige zunehmenden Repressionen ausgesetzt. „Ich spreche nicht gerne darüber“, sagt er. Denn: Im Zuge seiner politischen Aktivität wurde Ahmadi vom Rohani-Regime beschattet, verfolgt und schlussendlich sogar inhaftiert. „Es war keine einfache Zeit“, sagt er. „Ich wurde von der Polizei und den Anhängern von Rohani in verschiedensten Formen schikaniert. Das war ein Zustand, den ich meiner Familie nicht weiter zumuten konnte“, so Ahmadi.

Im August 2015 fasst Ahmadi deshalb einen Entschluss: Er flüchtet mit seiner Frau und seinem damals achtjährigen Sohn nach Deutschland. Erst in die Türkei, von dort aus mit dem Flugzeug nach Italien und dann weiter mit dem Auto nach Deutschland.

Mit drei Jahren den Vater verloren

Sein Architektur-Studium musste der leidenschaftliche Tischtennis-Spieler abbrechen. Seine Heimatstadt, seine Freunde und Verwandten zurücklassen. Denn aus seiner persönlichen Geschichte wusste Ahmadi ganz genau, wohin es führen kann, wenn man im Iran der „falschen“ Partei angehört: „Mein Vater war ebenfalls Anhänger der kurdischen Partei und wurde erhängt“, blickt der gebürtiger Iraner zurück. Drei Jahre war er zu diesem Zeitpunkt erst alt. „Ich hatte Angst um meine Familie und mein Leben. Deshalb habe ich keinen anderen Ausweg gesehen, als zu flüchten“, erklärt er.

An den Tag, an dem er in Deutschland ankam, erinnert sich Ahmadi heute noch ganz genau: „Es war der 31. August 2015. Wir waren so froh, endlich in Sicherheit zu sein“, blickt der 40-Jährige zurück.

In der Folge führte Ahmadis Weg nach Volmarstein. Nach Aufenthalten in verschiednen Flüchtlings-Unterkünften lebt der Familienvater mit seiner Frau und seinen mittlerweile zwei Söhnen heute in einer Wohnung in Grundschöttel.

„Wir fühlen uns hier in Deutschland sehr wohl. Und dazu hat auch das Tischtennis beigetragen“, erklärt er. Beim TuS Grundschöttel fand der ehemalige Architektur-Student seine sportliche Heimat. „Ich wurde hier sehr freundlich von den Leuten empfangen. Das war wirklich sehr schön“, erinnert er sich.

Barrieren schnell überwunden

Durch den Sport in der Mannschaft wurden auch sprachliche Barrieren schnell überwunden. „Ich muss ehrlich sagen, dass das Tischtennis mir sehr dabei geholfen hat, die Sprache zu erlernen. Ich wollte immer mehr wissen und verstehen, was die Leute mir sagen wollen, deshalb habe ich mich dann nach den Trainingseinheiten hingesetzt und Vokabeln gelernt“, erklärt er. „Das hat mir fast schon mehr geholfen als der Sprachunterricht“, scherzt Ahmadi.

Einen besonders guten Kontakt hat der 40-Jährige in den vergangenen vier Jahren Tischtennis beim TuS Grundschöttel zu Tim Raudzis aufgebaut, der in der ersten Mannschaft der Grundschöttler aktiv ist. „Mit Tim habe ich regelmäßig Kontakt. Man kann sagen, dass ich durch den Sport im Tischtennisverein Anschluss und Freunde gefunden habe. Das war sehr wichtig für mich“, erklärt Ahmadi.

Selbst spielt der 40-Jährige in der dritten Grundschötteler Mannschaft in der Tischtennis-Kreisliga. Doch auch in der ersten Mannschaft hat Ahmadi schon ausgeholfen. Kein Wunder, denn vor seiner Flucht nach Deutschland stand der gebürtige Iraner in seinem Heimatland schon lange Jahre an der Platte. „Ich spiele jetzt schon 15 Jahre Tischtennis. Als ich nach Deutschland kam, habe ich mich auch direkt darum bemüht, einen passenden Verein zu finden. Ich freue mich sehr, dass ich sofort so nette Leute kennengelernt habe, die es mir leichter gemacht haben, mich hier zurecht zu finden und mich zu integrieren.“

Ein großer Wunsch bleibt

Sein größter Wunsch, so sagt er, sei es, irgendwann sein Architektur-Studium fortzusetzen. „Aber das ist sehr schwer, weil ich noch Probleme mit der Sprache habe“, sagt er bescheiden.

Bis das klappt, will er die deutsche Sprache perfekt beherrschen - und das am liebsten mit Hilfe seiner Mannschaftskollegen. „Das klappt einfach am Besten. Die Sprache erlernt man schnell, wenn man die richtigen Leute um sich hat“, sagt er.