Hagen. Gescheiterter NBA-Champion, Dopingsünder, Sexskandal: Das sind die schlimmsten Transfer-Flops in der langen Hagener Basketball-Historie.
Vier Neuzugänge aus den USA hat Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen für die neue Saison verpflichtet – und hofft darauf, dass sie die Erwartungen erfüllen. Die Herren Bishop, Delaney, Cartwright und Haney haben ungezählte Vorgänger im präsenten Hagener Profi-Basketball. Nicht alle schlugen ein, selbst ein ehemaliger NBA-Champion nicht. Das sind die schlimmsten Transfer-Flops in der langen Basketball-Historie:
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1. Robert Henry: Drei tolle Jahre hatte Brandt Hagen unter Coach Peter Krüsmann 1996 hinter sich, als nach dem Bosman-Urteil die Ausländerbeschränkungen für EU-Akteure fielen. Und Brandt – mittlerweile notgedrungen auf Sparkurs - neben zwei US-Amerikanern Spieler mit europäischem Pass verpflichten konnte. Die Wahl fiel auf Robert Henry, einen kanadischen Center mit englischem Pass, der allerdings jegliches Erstliga-Niveau vermissen ließ. „Mach mir den Henry“, war ein geflügeltes Wort im Training der Hagener Amateure, wenn dort eine Aktion misslang, ganze elf Bundesliga-Punkte trug Henry bei. „Der fürchterlichste Flop, den ich je eingekauft habe“, sagt Krüsmann heute, der nach einer Niederlagen-Serie im Herbst sein Amt verlor.
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2. Tim Breaux: In jeglicher Hinsicht begabter als Henry war Tim Breaux, 1995 hatte der US-Flügel mit den Houston Rockets um die Superstars Hakeem Olajuwon und Clyde Drexler sogar den NBA-Titel gewonnen. Fünf Jahre später kam er zum Team von Brandt Hagen, das durch Neu-Trainer Dirk Bauermann gehörig aufgerüstet wurde. Nach 178 Punkten, aber nur zehn Spielen war Schluss für den US-Amerikaner - NBA-Ring hin oder her. Denn mit Bauermann, dem Breaux vorwarf, Teamkollege Daren Queenan zu bevorzugen, hatte sich der einstige NBA-Champion überworfen, es kam zur Trennung. Auch Meistercoach Bauermann musste im Winter gehen.
3. Andre McGee: Nach der Rückkehr von Phoenix Hagen in die Bundesliga 2009 überließ Trainer Ingo Freyer den Aufbau einem US- Collegespieler. Andre McGee bekam das Spiel des Aufsteigers aber nicht in den Griff und traf stets erst dann, wenn das Spiel verloren war. Im Winter kehrte er - durch Michael-Hakim Jordan ersetzt - in die USA zurück, beendete seine Spielerkarriere früh und wurde Assistenzcoach bei den Louisville Cardinals. „Es war damals unser Fehler, für den Spielaufbau einen Rookie geholt zu haben“, erinnerte sich Freyer später, „aber wenn er weiter als Profi gespielt hätte, hätte er bestimmt eine ordentliche Karriere gemacht.“ Doch McGee sorgte für Schlagzeilen ganz anderer Art, in einem so genannten „Sexskandal“. Als Assistenzcoach soll er für einige Spieler, Highschool-Talente und deren Erziehungsberechtigte Stripperinnen engagiert haben, wie die Escortdame Katina Powell in ihrem Buch „Breaking Cardinal Rules: Basketball and the Escort Queen“ veröffentlichte. McGee soll demnach 10 000 Dollar dafür bezahlt haben, die Tänzerinnen auf das Uni-Gelände zu bringen, zudem seien mehrere Frauen dafür bezahlt worden, mit High-School-Talenten oder Spielern Sex zu haben.
4. Ryan Appleby: Er wurde als wahrer Scharfschütze angekündigt, das Vorbild von Ryan Appleby war seit Kindertagen „Pistol Pete“, NBA-Legende Pete Maravich. So sollte er Phoenix Hagen in der zweiten Bundesliga-Saison 2010/11 beim erneuten Klassenerhalt helfen. Doch der 1,90-m-Mann blieb nur eine Woche in Hagen, dann suchte er stickum das Weite. Beim Springe-Fest wurde Appleby noch vorgestellt, dann kam er zweimal nicht zum Training und war auch in seiner Wohnung nicht mehr anzutreffen. „Er hat mehrfach davon gesprochen, dass er Heimat und Freundin vermisst. Nun ist er verschwunden, auch sein Agent kann ihn nicht erreichen“, rätselte Phoenix-Geschäftsführer Oliver Herkelmann. Für Phoenix erwies sich Applebys Heimweh im Nachhinein als Glücksfall: Für ihn kam ein gewisser David Bell – und wurde in Hagen tatsächlich zur Legende.
5. Bernard Toone: NCAA-Champion mit der Marquette University, 23 NBA-Spiele für die Philadelphia 76ers, starke Werte in Italien: US-Flügelspieler Bernard Toone hatte beachtliche Meriten vorzuweisen, als er 1984 aus den Niederlanden zum SSV Hagen wechselte. Zurück nach Amsterdam reiste der US-Amerikaner auch aus Hagen regelmäßig, die dortigen Coffee-Shops sollen es ihm angetan haben, nicht nur beim SSV wurde man darauf aufmerksam. So endete seine Mission am Ischeland abrupt. „In der Nacht erhielt ich einen Anruf vom damaligen Polizeipräsidenten, wir sollten ihm ein Flugticket in die USA besorgen“, erinnert sich der damalige Trainer Peter Krüsmann, „sonst würde er am nächsten Tag abgeholt.“ Toones Basketball-Karriere war damit beendet, er wurde später anders auffällig: Als er im US-Bundesstaat New York mehrfach festgenommen wurde, als er versuchte, Autos aufzubrechen.
6. Richard Hollis: Unrühmlich Geschichte in der Basketball-Bundesliga schrieb auch Richard Hollis. 1992 sollte der aus der amerikanischen Profiliga CBA gekommene US-Forward Brandt Hagen zum Einzug in die Play-offs verhelfen.
Bis er im Nachbarschaftsduell bei Aufsteiger SVD Dortmund nach einem Foulpfiff gegen ihn ausrastete. Mit einer rechten Geraden schlug er Schiedsrichter Peter Klingbiel einen Zahn aus, die Partie wurde abgebrochen und für Dortmund gewertet, die Hagener entließen Boxer Hollis sofort.
Sie mussten erstmals in eine Abstiegsrunde, schafften mit Mühe den Klassenerhalt.
Aber sie lockten danach auch den damaligen SVD-Trainer Peter Krüsmann zurück nach Hagen, der am Ischeland eine Pokalsieger-Mannschaft aufbaute.
7. Sean Finn: Auch Sean Finn, zuvor in der Bundesliga bei ratiopharm Ulm aktiv, trug nie das Trikot von Phoenix Hagen. Vor der ersten Erstliga-Saison im Sommer 2009 verpflichtete der Aufsteiger den US-Center als Ersatz für den nicht für tauglich befundenen Bambale Osby. Doch einen Tag vor der ersten Partie in Gießen weigerte sich der US-Amerikaner, das Training zu absolvieren und verabschiedete sich vom Team.
„Darauf hat nun wirklich nichts hingedeutet“, staunte Geschäftsführer Oliver Herkelmann. Plötzlich aber wollte Finn nicht mehr für Phoenix spielen, wohl weil er ein besser dotiertes Angebot erhalten hatte.
Denn wenig später trat er in der ukrainischen Superleague an.
8. Lukas Dawidowski: Auch auf den deutschen Positionen gelangen Hagens Basketball-Teams nicht immer gute Griffe. Lukas Dawidowski etwa war der erste A2-Nationalspieler, den Phoenix Hagen – damals noch in der 2. Bundesliga – 2007 verpflichtete. Doch in der ersten Saison unter Trainer Ingo Freyer lief nicht alles rund, Teile der Mannschaft legten den Fokus mehr auf Party.
Der Verein zog Konsequenzen, US-Spieler Donte Gennie wurde angesichts disziplinarischer Ausfälle direkt entlassen, Dawidowski für einige Spiele suspendiert. Und später einigte Phoenix sich mit dem damals 25-jährigen Spieler auf eine vorzeitige Trennung.
Der Heimweh-geplagte Dawidowski ging zum damaligen Regionalligisten Rasta Vechta, und spielte danach nicht mehr als Basketball-Profi.
9. Tim Parham: Im dritten Zweitliga-Jahr von Phoenix reichte der Etat für die Verpflichtung eines zweiten Amerikaners. Neben Adam Baumann sollte ein zweiter US-Center in der Saison 2006/07 helfen. Mit viel Vorschusslorbeeren kam zunächst Byron Sanders (North Carolina University), der aber unglücklich agierte und schon im Januar durch Tim Parham ersetzt wurde.
Doch Parham enttäuschte ebenfalls, nach überstandener Probezeit ließen Trainingsfleiß und Einstellung stark nach.
Nach nur sechs Wochen bat er um Vertragsauflösung – und Phoenix spielte mit Baumann allein weiter.
10. Wagner Manna: Auch ein Brasilianer findet sich in der langen Hagener Basketball-Historie, allerdings warf er keine langen Schatten. Für Robert Henry kam im Winter 1997 Wagner Manna, weil er auch über einen italienischen und damit EU-Pass verfügte. Der Center allerdings enttäuschte ebenfalls, seine markanteste Aktion warf Brandt Hagen aus dem DBB-Pokal. In fast letzter Sekunde foulte Manna einen Rhöndorfer unnötig beim (erfolgreichen) Dreierwurf, der Hagener Vierpunkte-Vorsprung war verspielt, in der Verlängerung verlor Brandt. Als sich dann herausstellte, dass Manna an seiner vorherigen Station in Griechenland wegen Dopingvorwürfen gehen musste, zog auch Brandt schnell die Reißleine.