Wetter/Herdecke. Eine „Welle der Nichtschwimmer“ befürchtet der Schwimmverband NRW als Corona-Folge. Auch in Wetter und Herdecke fielen alle Schwimmkurse aus.

Die Warnung des Schwimmverbandes Nordrhein-Westfalen war drastisch: „Eine Welle von Nichtschwimmern“, befürchtet der NRW-Landesverband laut einer Pressemitteilung. Die Bäder-Schließungen in der Corona-Krise und in der Folge ein Einbruch bei der Schwimmausbildung hätten diese Entwicklung noch beschleunigt. Eine Problematik, die sich nicht nur angesichts aktuell geschlossener Freibäder auch in Wetter und Herdecke stellt. „Grundsätzlich ist es richtig, dass die Zahl derer, die nicht schwimmen können, größer wird“, bestätigt Bärbel Brünger vom DLRG-Bezirk Hagen/Ennepe-Ruhr.

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Wobei die Zahlen schon vor Corona erschreckend waren, darauf weist die Herdeckerin – im DLRG-Bezirk stellvertretende Vorsitzende und Leiterin der Verbandskommunikation – auch hin. „Jedes zweite Kind kann nach Abschluss der Grundschule nicht richtig schwimmen“, verweist Bärbel Brünger auf jüngste Studien, „und bundesweit nimmt die Zahl der Nichtschwimmer zu.“ In Herdecke sei diese Zahl deutlich geringer, das habe eine Untersuchung vor Jahren ergeben. Auch weil der von der DLRG angemahnte „unheilvolle Trend von Bäderschließungen in Deutschland“ sich hier noch nicht vollziehe. „In Herdecke und Wetter haben wir ja noch Bäder, die erreichbar sind“, sagt Bärbel Brünger. Aber in diesem Jahr stehen diese nicht oder nur einschränkt zur Verfügung.

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Wetters Naturfreibad am Harkortsee bleibt geschlossen, weil die geforderten Hygienegebote und Abstandsregel vom ehrenamtlichen Trägerverein praktisch kaum umsetzbar sind, das Herdecker Freibad am Bleichstein soll nach einer Filter-Reparatur noch geöffnet werden. Und das Sport- und Freizeitbad Oberwengern war in der Corona-Krise fast drei Monate geschlossen, bleibt nun immerhin – anders als sonst - auch in den Sommerferien geöffnet.

Erst nach Ferien Schwimmkurse

Schwimmausbildung - gerade Kurse für Nichtschwimmer – findet vor dem Ferienende aber nirgendwo statt. Beim TuS Wengern etwa fallen angesichts der Hygienevorschriften im Hallenbad in Oberwengern vorerst Kindertraining und Seepferdchenkurse weiter aus. Und die DLRG Ortsgruppen im Bezirk Hagen/ Ennepe-Ruhr – darunter auch die in Wetter und Herdecke - haben gemeinsam beschlossen, frühestens nach den Ferien wieder Schwimm- und Rettungsschwimm-Ausbildung anzubieten. „Wir möchten unsere Schwimmschülern keiner Gefahr aussetzen“, erklärte der Bezirks-Vorsitzende Carsten Fröse. Eine Entwicklung, die die schon hohe Zahl der Nichtschwimmer noch zu vergrößern droht. Laut Schätzungen des Schwimmverbands NRW bricht die Zahl der Schwimmausbildungen im Land in diesem Jahr um 70 bis 80 Prozent ein. Das wären im schlimmsten Fall 20.000 Kinder, die 2020 auf dem Trockenen sitzen geblieben sind. Und gerade in den Sommerferien hätten in den letzten Jahren in NRW immer 5000 bis 6000 Kinder Schwimmen gelernt. Diesmal starten die Kurse, für die es ohnehin Wartezeiten gibt, auch in Wetter und Herdecke frühestens nach den Ferien.

In Hengstey- und Harkortsee verboten

Im Wasser aktiv werden auch bei der DLRG momentan nur wenige. „Wir machen derzeit nur Training für unsere Rettungsschwimmer, damit sie fit bleiben und für Einsätze bereit sind“, sagt Bärbel Brünger: Was gerade bei sommerlichem Wetter wichtig werden kann, wobei die DLRG-Sprecherin ausdrücklich darauf verweist: „In den heimischen Freigewässern, also den Flüssen und Hengstey- und Harkortsee, ist Schwimmen nicht erlaubt, es ist angesichts der Unterströmungen auch gefährlich“, sagt sie, „die scheinbar harmlose Ruhr kann einem die Beine wegziehen.“ Ein Verbot, das mancher gerade bei Hitze ignoriert. Leichtsinn und Überschätzung – gerade bei Männern über 50 - seien das größte Problem, so Brünger, ertrinken würden Menschen in Deutschland vor allem in Binnengewässern. Auch weil an der Küste die DLRG im Sommer täglich den Rettungsdienst versehen würde, die ehrenamtlichen Organisationen vor Ort könnten das nicht leisten. Bärbel Brünger: „Am Wochenende sind wir aber da und können auf die Wassersportler achten.“